Oberhausen. Der profilierte Kirchenmusiker wechselt von St. Clemens nach Osterfeld zu St. Pankratius. Doch seinen jungen Klosterspatzen bleibt er verbunden.

„Einen der profiliertesten Kirchenmusiker unseres Bistums“ nennt ihn Christoph Wichmann, der Propst der Osterfelder Katholiken: Die Gemeinde St. Pankratius ist stolz auf ihren „Neuzugang“ Veit Jürgen Zimmermann – der sich im Oberhausener Norden allerdings schon bestens bekannt gemacht hat. Schließlich wirkte der heute 46-Jährige zwölf Jahre für die Propsteikirche St. Clemens in Sterkrade – und bringt seine „Klosterspatzen“ quasi mit nach Osterfeld.

„Klingt gut“, so plakatiert es das „M-Haus Musik“ in Klosterhardt. Musiker Veit Zimmermann (li.) und Propst Christoph Wichmann setzen auf ein „Haus mit Strahlkraft“.
„Klingt gut“, so plakatiert es das „M-Haus Musik“ in Klosterhardt. Musiker Veit Zimmermann (li.) und Propst Christoph Wichmann setzen auf ein „Haus mit Strahlkraft“. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

St. Clemens hat eine opulente Kinder- und Jugendarbeit“, bestätigt Zimmermann. „Die liegt jetzt auf den Schultern beider Gemeinden“ – auf seinen Schultern, sollte man ergänzen. Eine Pfarrei-übergreifende Kooperation in der Kirchenmusik, bestätigt Propst Wichmann, sei noch eine Seltenheit. Dabei können sich Pfarrer wie Musiker auch gut vorstellen, „dass sich katholische und evangelische Gemeinden einen Kirchenmusiker teilen“. Zukunftsmusik, wenn man so will.

Startbereit – wenn es denn die Pandemie-Situation erlaubt – ist allerdings das „M-Haus der Musik“. Mit Bedacht haben Wichmann und Zimmermann in das bisherige Gemeindehaus neben St. Antonius in Klosterhardt eingeladen. „Kirchenmusik ist ein Zukunftsthema“, sagt der 43-jährige Propst, „die Kinder- und Jugendarbeit sowieso“.

Chorlandschaft ist bistumsweit im Umbruch

Direkt neben den Stufen zur St. Antonius-Kirche in Klosterhardt ist nun das „M-Haus der Musik“ eingerichtet mit seinem schmucken Saal unter dem angedeuteten Sheddach.
Direkt neben den Stufen zur St. Antonius-Kirche in Klosterhardt ist nun das „M-Haus der Musik“ eingerichtet mit seinem schmucken Saal unter dem angedeuteten Sheddach. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Für den neuen „koordinierenden Kirchenmusiker“ bedeutet das eine anspruchsvolle halbe Stelle – plus der gemeinsam mit St. Clemens vergüteten Zusatzaufgabe. Denn zu koordinieren ist weit mehr als das Orgelspiel in den Gottesdiensten. So soll Veit Zimmermann einen neuen Pfarreichor für Osterfeld aufbauen. Christoph Wichmann sieht „die Chorlandschaft im ganzen Ruhrbistum im Umbruch“: Die Situation nach Corona werde eine ganze andere sein als vor dem abrupten Stopp aller Proben und Konzerte. Der Propst erinnert an das von den „Hobby Singers“ verkündete Ende ihres Vereins: Es werde wohl leider kein Einzelfall bleiben.

Gegen diesen traurigen Trend setzt die St. Pankratius-Gemeinde auf den neuen Pfarreichor und das „Haus der Musik“ – für Veit Zimmermann „ein Haus mit Strahlkraft“. Denn die räumlichen Bedingungen stimmen: von kleineren Probenräumen bis zu einem schmucken Saal unter dem angedeuteten Sheddach.

Engagiert von den Klosterspatzen bis zur „Singpause“

Veit Jürgen Zimmermann studierte an der Hochschule für Kirchenmusik in Görlitz und an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Seit 2000 wirkte er an der Klosterkirche Liebfrauen in Sterkrade. 2008 übernahm er die Koordination der Kirchenmusik in der Propsteipfarrei St. Clemens.Sein Hauptaugenmerk liegt auf dem Aufbau und der Förderung kirchenmusikalischer Kinder– und Jugendarbeit – verwirklicht in der Leitung der Klosterspatzen und deren Singschule. Bis zur Pandemie zählte die Sterkrader Klostermusikschule rund 200 Schüler und Kursteilnehmer. Für die Schulen rief Veit Zimmermann das Projekt „Singpause“ ins Leben, das – ebenfalls vor der Pandemie – rund tausend Kinder erreichte.Seit 2015 erfüllt Veit Zimmermann einen Lehrauftrag im Fach Kinder- und Jugendchorleitung an der Folkwang Universität der Künste für Lehramts-Studierende.

Als Chorleben und Jugendarbeit noch in schönster Blüte standen: eine Aufführung der Klosterspatzen mit dem Musical „Tuifhi Pamoja“ vor genau zwei Jahren.
Als Chorleben und Jugendarbeit noch in schönster Blüte standen: eine Aufführung der Klosterspatzen mit dem Musical „Tuifhi Pamoja“ vor genau zwei Jahren. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Wir haben in Osterfeld zwei Kirchen und zwei Gemeindehallen geschlossen“, sagt Christoph Wichmann. Doch das „M-Haus der Musik“ sei „auf A gesetzt“ – heißt: Bis 2030 ist diese Institution nachhaltig finanziert. „Das ist der Charme“, wie Wichmann sagt: „Schwerpunkte setzen“. Ein noch besser ausgestattetes Haus der Kirchenmusik gebe es im Ruhrbistum nur noch am Essener Dom.

Dennoch weiß der koordinierende Kirchenmusiker: „Wir werden an vielen Stellen wieder bei Null anfangen.“ Das gelte für die Klosterspatzen, von denen immerhin 30 junge Stimmen auch während des Lockdowns engagiert Online-Präsenz zeigen. Veit Zimmermann gestaltete auch virtuelle Chorproben – weiß aber: Für viele Kinder und mehr noch für die Älteren ist das nichts. Mit der Chorvorschule waren die Klosterspatzen vor Corona doppelt so stark. „2019 war ein toller Jahrgang“, sinniert der Chorleiter. „Davon sind noch sieben übrig.“

„Die Leute sehnen sich nach Musik“

Die von Veit Zimmermann aufgebauten jungen Ensembles sollen natürlich auch in Zukunft in St. Clemens singen. Zudem verweist der Musiker neben St. Pankratius auch auf die „schöne St. Antonius-Kirche als etablierten Konzertort“. Propst Wichmann bestätigt: „Die Leute sehnen sich nach Musik – das höre ich nach jedem Gottesdienst.“