Oberhausen. Chorleiter zeigt Kindern auf digitale Weise, wie sie ihre Stimme schulen. Alle sind eifrig dabei, würden aber lieber gern eine echte Probe haben.

Chorleiter Veit J. Zimmermann von den Klosterspatzen Oberhausen hat auch in der Corona-Krise den fortlaufenden Probebetrieb sicherstellen können. Seit Ende März setzen die jungen Sängerinnen und Sänger unter seiner Regie auf den Weg der digitalen Chorprobe.

Mit der App „Zoom“ finden die Spatzen zueinander. Veit J. Zimmermann hat dort eine entsprechende Meeting-Möglichkeit digital eingerichtet, mit den nötigen Zugangsdaten kann jede(r) dabei sein. Unsere Zeitung konnte nun eine solche Probe begleiten und miterleben, wie man gemeinsam proben kann - ohne sich persönlich zu begegnen.

18.15 Uhr - die Probezeit des Vorchores der Klosterspatzen. Die Kinder hier sind 8 bis 10 Jahre alt; acht Mädchen, die an diesem Abend dabei sind, haben sich jeweils daheim an Computern und Laptops versammelt und sind nun dem Chorleiter zugeschaltet. Immer mehr Nachwuchssänger-Sängerinnen tauchen auf dem Bildschirm auf. „Hallo ihr Lieben“, sagt der Chorleiter. Ein vielstimmiges „Hallo“ kommt durch die Computer-Lautsprecher zurück.

Jeweils einzeln singen die Kinder etwas vor.
Jeweils einzeln singen die Kinder etwas vor. © FFS | Michael Dahlke

Los geht es erst einmal mit Lockerungsübungen. Recken und strecken, die Arme abklopfen, den Oberkörper locker machen! Veit J. Zimmermann macht’s vor, und auf dem Monitor sieht man die acht Mädchen in Bewegung: Johanna, Theresa, Emma, Zora, Anna-Lena, Nina, Anna und Ivona sind eifrig dabei. Dann geht es direkt hinein ins Thema Gesang: Anders als bei einer richtigen Chorprobe können die Mädchen hier jeweils nur einzeln singen. Der Chorleiter blendet Notenblätter mit kleinen Melodien auf dem Computerbildschirm ein, die Mädchen singen Note für Note, trainieren also ihre Stimmbildung, üben sich in Tonhöhe, Rhythmus und der Kombination von beidem.

Ja, bei so einer Chorprobe wird auch das „Dankeschön“ vom Chorleiter nach einer einzelnen Übungseinheit gesungen; oder der Name jenes Mädchens, das als Nächstes dran ist. Klappt alles gut. Doch wenn man die Kinder fragt, ob sie gerne wieder ganz real gemeinsam üben würden, gibt es eine einhellige Antwort: „Jaaaaaaaaa!“

„Übe-Dateien“ als Hausaufgaben

Hineinschnuppern bei den Klosterspatzen

Wer bei den Klosterspatzen hineinschnuppern will, kann sich auf der Webseite www.klosterspatzen-oberhausen.de informieren. E-Mail: info@klosterspatzen-oberhausen.de; 0208 30 99 89 47.

Das Klosterspatzenteam arbeitet derzeit an einem Konzept, bei dem sich Interessenten auch online vorstellen können.

90 Minuten dauert die digitale Chorprobe. In dieser Zeit gilt es, die Konzentration aller jungen Teilnehmerinnen möglichst konstant auf hohem Niveau zu halten, was gar nicht so einfach ist, wenn jede nur einzeln gesanglich aktiv sein kann. Auch Hausaufgaben werden in der digitalen Chorprobe als „Übe-Dateien“ verteilt. Kostproben ihres Könnens schicken die Kinder als Audio-Datei an den Chorleiter. Trotzdem spiegelt wohl der Vers aus dem Schlusslied einen Wunsch, den hier alle hegen: „Wann und wo, wann und wo, sehen wir uns wieder, und sind froh!“

Das gilt sicher auch für die vier weiteren Gruppen in der Singschule und die Registergruppen Sopran und Alt im Hauptchor. Auch für sie wird es auf absehbare Zeit keine echten Proben geben können – das Team der Klosterspatzen arbeitet derweil mit Hochdruck daran, die digitalen Möglichkeiten zu vervollkommnen.