Oberhausen. Wer soll das verstehen? Zwischen den Terminen für Ü-80-Jährige bleibt im Impfzentrum Oberhausen viel Luft. 70-Jährige aber müssen weiter warten.

Die meisten Über-80-Jährigen in NRW sind schon gegen Corona geimpft. In vielen Impfzentren entsteht bereits Leerlauf. Luidger Wolterhoff, Leiter des Gelsenkirchener Krisenstabs, regte deshalb an, die Impfungen für die Über-70-Jährigen vorzuziehen. Auch in der Willy-Jürissen-Halle in Oberhausen ist kaum etwas los. Könnte es für die Jüngeren in unserer Stadt also früher losgehen?

Die Kapazität im Oberhausener Impfzentrum bietet tatsächlich Luft nach oben, räumt Stadtsprecher Frank Helling auf Nachfrage dieser Redaktion ein. „Die derzeitige Auslastung beträgt etwa 50 bis 60 Prozent.“ Außer den Über-80-Jährigen würden aktuell aber nur Menschen geimpft, die aus beruflichen Gründen priorisiert worden sind. Dazu gehören etwa medizinisches Personal in Krankenhäusern und Arztpraxen, Rettungsdienstbeschäftigte, Polizisten und Altenpflegekräfte. Geimpft würde darüber hinaus mit mobilen Teams in Einrichtungen wie den Werkstätten für Menschen mit Behinderung.

NRW-Landesregierung pocht auf die Einhaltung der Priorisierung

Dr. Heinrich Vogelsang, Leiter des Impfzentrums vor Ort, würde lieber heute als morgen alle impfen, die kommen – allein er darf es nicht. Die Landesregierung in NRW hat vor die Impfung der Über-70-Jährigen einen Riegel geschoben. „Wir müssen uns strikt an die Priorisierung halten.“

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Dabei wäre so viel mehr, so viel schneller drin. „In den Altenheimen hatten wir mit kleinen Teams innerhalb von zwei Stunden 350 Leute geimpft“, sagt Vogelsang. Rein rechnerisch könnten also mindestens rund 2100 Oberhausener pro Tag ihren Corona-Schutz erhalten. Ein Tempo, das Vogelsang angesichts der sich aufbauenden dritten Infektionswelle für „sehr wünschenswert“ hält.

Liefermengen für Oberhausen sind zu knapp

Woran hapert es also? „Die Liefermengen, die Oberhausen erhält, sind zu knapp“, ärgert sich der Mediziner. Vom Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer sei für den kommenden Donnerstag, 25. März, sogar keine einzige Dosis in Sicht. „Und Astrazeneca kann auch schon wieder nicht liefern.“

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Alle noch vorhandenen Impfstoffe aber werden im Oberhausener Impfzentrum unverzüglich verimpft, betont Frank Helling. Aufgrund des stockenden Nachschubs dürften aber noch Wochen vergehen, bis die letzten Über-80-Jährigen endlich ihren Corona-Schutz erhalten können. „Wir hoffen auf Mitte April“, räumt Vogelsang ein. Eine Ausweitung der Personengruppen auf die Über-70-Jährigen hält er zwar für sinnvoll. Fakt aber ist: „Derzeit gibt es nun einmal einfach nicht genügend Impfstoff“, bestätigt auch Stadtsprecher Helling.

Dabei geht es Tag für Tag um Leben und Tod: Während dank der Impfung immer weniger Über-80-Jährige an einer Coronainfektion sterben, kletterten die vom Robert-Koch-Institut angegebenen Todesfälle der 60- bis 79-Jährigen mit deutschlandweit 20.335 (Stand 23.03.2021) inzwischen auf einen rasanten Höchststand.