Oberhausen. Impfstart für Lehrer in der Willy-Jürissen-Halle. Ärztesprecher in Oberhausen fordert: Praxen für mehr Tempo sofort mit ins Boot holen.
Nimmt das Impftempo in Oberhausen jetzt mehr Fahrt auf? Ab Mittwoch, 10. März 2021, starten vor Ort die Corona-Impfungen auch für Grund- und Förderschullehrerinnen sowie für Erzieherinnen. Für den Krisenstab der Stadt bedeutete dies im Vorfeld eine logistische Mammutaufgabe. Gleichwohl sind zwar bereits 1300 Termine vergeben. Dr. Peter Kaup, Vorsitzender der Ärztekammer Nordrhein, Kreisstelle Oberhausen, meint trotzdem: „Wir müssten beim Impfen viel schneller sein.“ Er fordert die Politik auf, Arztpraxen sofort an den Impfaktionen zu beteiligen.
Alle Impfdosen, die Oberhausen in den kommenden drei Wochen erhält, werden komplett verimpft. 1290 Astrazeneca sind dies für die laufende Woche, 940 für die Woche ab dem Montag, 15. März, und noch einmal 1060 Impfdosen ab Montag, 22. März. Dazu kommt ein kleines Sonderkontingent von Biontech/Pfizer für über 64-Jährige.
Impfstoff tröpfelt nur kleckerweise in die Stadt
Zusätzlich laufen aber auch die Impfungen für über 80-Jährige und andere Berechtigte aus der ersten Priorisierungsgruppe weiter. Doch selbst damit ist die Kapazitätsgrenze des Oberhausener Impfzentrums längst nicht erreicht: 750 Impfungen täglich könnten in der Willy-Jürissen-Halle durchgeführt werden und dies an sieben Tagen in der Woche. Allein, der Impfstoff tröpfelt bislang nur kleckerweise in die Stadt.
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Entsprechend reibungslos verliefen die Impfungen bislang – obwohl viele Impfberechtigte noch um ein ausführlicheres Beratungsgespräch mit den Ärzten baten. Denn zum Einsatz kommt aktuell in Oberhausen eben vor allem der Impfstoff des britischen Herstellers Astrazeneca, der wegen seiner Impfreaktionen in die Kritik geraten war. Von den Verantwortlichen vor Ort war aber zu hören: „Nach den Beratungen haben sich alle für die Impfung mit Astrazeneca entschieden.“ Die meisten seien letztlich einfach nur froh gewesen, endlich an der Reihe zu sein.
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Mehrere tausend Menschen sind nun in Oberhausen zusätzlich impfberechtigt. Neben den Erziehern und Lehrern gehören dazu unter anderem Hebammen, Ärzte und Zahnärzte samt ihren Teams, Physiotherapeuten, außerdem Integrationshelfer, Sozialarbeiter, das Personal des Offenen Ganztags an den Grundschulen sowie Frühförderpersonal. Dazu kommen rund 280 Polizisten, für die die Impfungen aber erst am Ende dieser Woche starten. Die Kommune hat sich auf den Ansturm mit einer vierten Impfstraße eingestellt. „Wir öffnen zwölf Stunden am Tag und auch unsere mobilen Impfteams kommen zum Einsatz“, führt Krisenstabsleiter Michael Jehn aus.
180.000 Impfdosen von Astrazeneca liegen in NRW ungenutzt in den Lagern
„Die Terminvergabe ist ausschließlich über die Stadt organisiert worden“, erläutert Stadtsprecher Frank Helling auf Nachfrage der Redaktion. Schul- und Einrichtungsleitungen hätten Sammelmeldungen von Beschäftigten an die Feuerwehr übermittelt. Dort seien die Termine dann vergeben worden. Auch alle Arzt- und Zahnarztpraxen seien bereits angeschrieben worden, erste Termine seien vereinbart, erste Impfungen von Praxispersonal bereits durchgeführt worden. „Die Stadt informiert jetzt eine Einrichtung nach der anderen darüber, wann sie ihre Impftermine abmachen kann“, erläutert Helling.
Ebenfalls ab dieser Woche sind Impfungen in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe (Werkstätten für behinderte Menschen, Kurzzeitwohneinrichtungen einschließlich der Wohneinrichtungen für Kinder und Jugendliche) vorgesehen. Alle dort rund 800 Impfberechtigten werden allerdings nicht in der Willy-Jürissen-Halle, sondern direkt durch die mobilen Teams geimpft.
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Zeit wird es. Denn nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums liegen landesweit über 180.000 Dosen des Impfstoffes Astrazeneca in den Zentrallagern bzw. bereits in der Impfzentren. „Ein Unding“, meint Dr. Peter Kaup, der wie viele seiner niedergelassenen Kollegen fordert, endlich auch die Hausärzte in die Corona-Impfungen mit einzubeziehen. „Wir kennen unsere Patienten am besten und haben unsere Leistungsfähigkeit auch bei Grippeepidemien immer wieder bewiesen.“
Gratis-Schnelltests und Corona-Selbsttests
Der Krisenstab der Stadt befindet sich bereits in der Abstimmung mit den Hilfsorganisationen, den Ärzten, den Apotheken und einigen Krankenhäusern, um allen Oberhausenern einmal wöchentlich kostenlose Corona-Schnelltests anbieten zu können. „Aufgrund der räumlichen Situation in der Willy-Jürissen-Halle kann dort keine Teststelle eingerichtet werden“, betont Stadtsprecher Frank Helling. Gratis-Schnelltests sollen in Oberhausen voraussichtlich ab dem Freitag/Samstag, 12./13. März, angeboten werden. Wo genau, will die Stadt im Laufe dieser Woche noch bekannt geben.
Schon jetzt steht fest: Von den 43 Apotheken in Oberhausen bieten nur wenige die Gratis-Schnelltests in ihren Räumen an. Ab Freitag, 12. März, sind dies nach derzeitigem Stand folgende Apotheken: Löwen-Apotheke, Bahnhofstraße 64, in Oberhausen-Sterkrade sowie die Süd-Apotheke, Marktstraße 190, in Oberhausen-Mitte.
Corona-Tests zur Eigenanwendung (und damit ohne Beleg) bieten darüber hinaus die meisten Apotheken in Oberhausen sowie die Discounter Aldi und Lidl zum Kauf an. Bei Aldi waren die Sets am Samstag, 6. März, nach wenigen Minuten ausverkauft, waren am Dienstag, 9. März, aber wieder zu bekommen.
Bei Lidl sind sie nur online zu erhalten, am 6. März brach der Server des Unternehmens aufgrund der hohen Nachfrage zusammen. Die Drogerieketten dm und Rossmann wollten Selbsttests ab Dienstag, 9. März, anbieten, mussten den Start dafür nun aber „voraussichtlich auf Freitag“ verschieben.
Ein schnelleres Impftempo sei das einzige Mittel, die Pandemie in den Griff zu bekommen. „Die jetzt angekündigten Schnelltests für alle, die einmal in der Woche kostenlos durchgeführt werden sollen, bringen dagegen nur eine Scheinsicherheit“, warnt der Allgemeinmediziner. Denn diese Tests seien höchstens ein paar Stunden lang gültig. „Wer morgens testet, ein negatives Ergebnis erhält und abends Oma und Opa besucht, kann dann schon längst unbemerkt positiv sein.“
Regelmäßige Schnelltests ergeben nach seiner Meinung lediglich in Einrichtungen wie Kitas und Schulen Sinn, „um größere Infektionsgeschehen aufzuspüren und zu unterbrechen“. Dennoch wollen auch in Oberhausen künftig einige Hausärzte die kostenlosen Schnelltests anbieten. „Wohl auch, weil das Ergebnis bei den meisten gleich mit einem PCR-Test überprüft werden kann.“ Kaup rät allen Interessierten, sich selbst bei ihrem Arzt danach zu erkundigen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war mit dem Thema Impfen in Arztpraxen vorgeprescht. Hintergrund ist, dass deutschlandweit sogar rund eine Million Impfdosen von Astrazeneca unverimpft herumliegen. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant, die Hausärzte künftig miteinzubeziehen, hält sich mit einem genauen Termin bislang aber zurück.
Nach Angaben der Deutschen Ärztezeitung könnte es aber Anfang April soweit sein. Denn dann sollen mehr Impfdosen in Deutschland ankommen, als in den Impfzentren und über Mobile Teams verimpft werden können. Eine große Rolle dürfte dabei neben Astrazeneca auch der Impfstoff von Johnson & Johnson spielen, der laut Deutschem Ärzteblatt noch im März von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassen werden dürfte. Auch bei diesem Impfstoff handelt es sich um einen Vektorimpfstoff. Im Gegensatz zu Astrazeneca reicht aber eine einmalige Impfung aus, die Schutzwirkung, auch gegen die Mutanten, sei hoch. Dazu kommt: Eine Kühlung ist problemlos in einem normalen Kühlschrank möglich.