Oberhausen. 9000 Pflegekräfte haben deutschlandweit das Handtuch geschmissen. Auch in Oberhausen suchen immer mehr Pflegekräfte psychologische Unterstützung.
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat Deutschland 9000 Pflegekräfte verloren. Aus den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) geht aber auch hervor: Vor der Pandemie waren die Beschäftigtenzahlen in der Pflegebranche sogar gestiegen. Damit spricht vieles dafür, dass immer mehr der noch im Frühjahr 2020 gefeierten Heldinnen und Helden das Handtuch schmeißen. Dabei rollt gerade die dritte Corona-Welle auf die Intensivstationen zu. Spitzt sich die Lage in Oberhausener Krankenhäusern zu?
„Bislang spiegelt der Anstieg der Inzidenzzahlen in der Stadt nicht die Zahl der Patienten im EKO wider“, sagt Krankenhaus-Sprecherin Silke Sauerwein. Am Mittwoch, 16. März 2021, werden im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) nur noch 17 Covid-Patienten behandelt, zwei davon auf der Intensivstation. Der monatelange Kampf aber hat viele Mitarbeiter erschöpft. „Insbesondere, weil sie sowohl im Krankenhaus als auch privat mit Corona konfrontiert sind“, sagt Sauerwein. Kündigungen habe das EKO bislang dennoch nicht verzeichnet.
Sicherlich auch, weil nach Angaben der Klinikführung Seelsorge und psychologische Beratung in der Einrichtung einen hohen Stellenwert haben. So seien etwa die Angebote des Kriseninterventions-Teams weiter ausgebaut worden. Es gibt ein Krisentelefon, Gruppengespräche und Einzelgespräche. „Ich beobachte oft, dass Kollegen hochbelastet zu uns kommen – und nach dem Gespräch wieder lachen können“, erzählt Ulrike Radix, evangelische Theologin und Seelsorgerin im EKO.
Große Nachfrage nach einer Ausbildung als Pflegefachkraft
Auch in den Ameos-Kliniken in Oberhausen ist die Anzahl an Covid-19 Patienten aktuell noch stabil, sagt Sprecherin Annette Kary. „Es bleiben allerdings die Effekte des gelockerten Lockdowns abzuwarten.“ So hatte auch Robert-Koch-Institut kürzlich davor gewarnt, dass die Anzahl der Covid-19 Patienten über die Osterfeiertage deutlich steigen könnten.
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Zur Entlastung des Pflegepersonals greift Ameos auf einen internen Personalpool zurück und setzt Pflegekräfte standortübergreifend überall ein, wo Bedarf besteht. „Dies entlastet die einzelnen Teams vor Ort sehr“, sagt Kary. Zudem sei die überwiegende Mehrheit des medizinischen und pflegerischen Personals mittlerweile geimpft, was sich ebenfalls positiv auf die Personalkapazitäten auswirke. Eine übermäßige Personalfluktuation gebe es nicht. „Ganz im Gegenteil, viele junge Menschen interessieren sich für eine Ausbildung in den krisensicheren Pflegeberufen“, beobachtet die Ameos-Sprecherin. Rund 110 Schüler würden zur Zeit allein in den Oberhausener Ameos-Kliniken und Pflegeeinrichtungen ausgebildet.
Nur wenige Patienten mit schwer verlaufenden Corona-Infektionen
Noch ist die Lage auch in der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen recht entspannt. Zwei Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung werden auf der Isolierstation behandelt, einer davon auf der Intensivstation (Stand 16. März 2021). Trotz der wieder steigenden Infektionszahlen in Oberhausen bewegten sich die Patientenzahlen mit schwer verlaufenden Corona-Infektionen noch auf einem niedrigen Niveau, erläutert Helios-Sprecherin Christina Fuhrmann. „Wir hoffen, dass das so bleibt, sind aber auf einen möglichen weiteren Anstieg vorbereitet.“
1038 freie Intensivbetten in NRW
Die Intensivbetten in Nordrhein-Westfalen sind aktuell zu 84 Prozent ausgelastet. In Zahlen bedeutet dies: 5403 Betten sind belegt, 1038 noch frei (Stand: 16. März 2021). 583 Covid-19-Patienten werden in NRW auf den Intensivstationen behandelt. 345 davon müssen beatmet werden.
Nach dem DIVI-Intensivbetten-Register sind in Oberhausen derzeit von 62 Intensivbetten 50 belegt, allerdings überwiegend mit „ganz normalen“ Intensivpatienten. In nur 4,8 Prozent der Intensivbetten liegen Covid-19-Patienten.
Die Herausforderungen in der Corona-Pandemie seien auch bei Helios für alle Mitarbeitenden sehr hoch. „Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, ist der Zusammenhalt groß.“ Durch spezielle Schulungsformate und auch psychologische Unterstützungsangebote versuche die Klinikleitung, die Mitarbeiter zu stärken. „Einen Anstieg an Kündigungen verzeichnen wir nicht.“