Oberhausen. Auf dem Hof im Zentrum Altenberg in Oberhausen leuchten in acht Fenstern bunte Farbreihen. Hinter der Installation steckt eine komplexe Idee.

Der Verein für aktuelle Kunst ist seiner Zeit voraus. Diesen Eindruck vermittelt die aktuelle Schau, die bis zum 28. Februar 2021 auf dem Hof im Zentrum Altenberg zu sehen ist. Schon weit bevor die Corona-Krise und der Teil-Lockdown den Besuch in Kulturstätten verhindert hat, etablierte der Zusammenschluss von Künstlern in Oberhausen seine im Winter startenden Fensterinstallationen. Jahr für Jahr – an der frischen Luft.

So startete das erste Weihnachtsleuchten in Oberhausen„Unsere Ausstellungen sind sonst zwischen April und Oktober in unseren Räumen im Zentrum Altenberg zu sehen. Im Winter lässt sich die wunderbare Ausstellungshalle allerdings nicht heizen. Darum zeigen wir den Besuchern schon seit Jahren im Hof unsere Fensterinstallationen“, erklärt Wilfried Darlath als 2. Vorsitzender der Künstlergemeinschaft.

Künstlerin teilt acht Fenster jeweils in 30 Einzelbereiche

Eine reine Corona-Ausgabe der winterlichen Schau ist es also nicht, wenn man auf dem Gelände der ehemaligen Zinkfabrik in die acht hell erstrahlenden Fenster blickt. Vielmehr hat sich die Iserlohner Künstlerin Stefanie Bornemann die Ausstellung „Variation in acht“ unabhängig von eingeschränkten Ausstellungsorten einfallen lassen.

Künstlerin Stefanie Bornemann: „Ähnlich den Prinzipien der Zwölftonmusik und der Seriellen Musik ist hierbei jede Farbe – verteilt über acht mal 30 Glasscheiben – gleich oft anzutreffen.“
Künstlerin Stefanie Bornemann: „Ähnlich den Prinzipien der Zwölftonmusik und der Seriellen Musik ist hierbei jede Farbe – verteilt über acht mal 30 Glasscheiben – gleich oft anzutreffen.“ © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Eine Schau, so interessant wie komplex. Zu sehen ist sie täglich zwischen 17 und 23 Uhr ausschließlich vom Hof aus. Per Zeitschaltuhr beginnt das Leuchten automatisch. Am Samstag drückte der Verein zum ersten Mal auf den Knopf.

Die breiten Fenster der ehemaligen Industriehalle zeigen ihre ganze Schönheit. Sie sind für die Künstlerin mit ihren baulichen Eigenarten eine Herausforderung und bieten zugleich große Gestaltungschancen. „Es geht um die Gestaltung einer Farbreihe über acht Fenster“, erklärt Stefanie Bornemann. „Ähnlich den Prinzipien der Zwölftonmusik und der Seriellen Musik ist hierbei jede Farbe – verteilt über acht mal 30 Glasscheiben – gleich oft vertreten.“

Stimmiges Zusammenspiel zwischen Farbe und Form

Wer meint, die wunderbar gestalteten Fensterreihen mit den farbigen Folien seien nach Lust und Laune auf das Glas geklebt worden, der irrt also. „Durch das Verschieben von acht Farben über acht Fenster und die Rhythmik ihrer Anordnung entsteht Bewegung im Zusammenspiel zwischen Farbe und Form.“

Da die einzelnen Fensterschachteln zur Zeit der Maloche noch nicht genormt die exakt identische Größe hatten, ergeben sich bei „Variation in acht“ künstlerische Freiheiten. Die Farbfolgen sind dagegen durchdacht gewählt. „Die sechs mal fünf Scheiben sind unterteilt in vier und zwei, eins und fünf, drei und drei, zwei und vier und fünf und eins Scheiben pro Farbe.

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Stefanie Bornemann rät den Betrachtern, die Fenster mit etwas Abstand miteinander zu vergleichen und so die feinen Unterschiede und die systematische Idee zu ergründen. Jedes Fenster baut mit seiner Farbanordnung nämlich auf dem vorherigen auf. Acht Fenster, acht Farben, acht mal 30 Glasscheiben, acht Variationen – und sicher mehr als ein Achtungserfolg.