Oberhausen. Kein Tanzen, kein Kuscheln – aber viel Nostalgie. Wie die Partyreihe „Jugendsünde“ zur Corona-Zeit in Oberhausen ein Lebenszeichen sendet.

Nein, einen Bären kann man Anhängern der bekannten Oberhausener Party-Serie „Jugendsünde“ nicht aufbinden. Seit Jahren gehört das putzige Maskottchen Teddy zum gut gelaunten Schwofabend in der altehrwürdigen Schlosserei im Zentrum Altenberg dazu. Gerüchte, dass der Party-Bär durch die Corona-Krise die Feten-Rente antreten muss, kann man seit dem Wochenende zum Glück in die Welt der Fabeln verbannen.

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Am Samstag hat sich „Jugendsünde“ nämlich zurückgemeldet. Und Teddy lässt sich zur Freude etlicher Handykameras putzmunter blicken. Doch bei eingefleischten Anhängern der heiteren Feierreihe mit trashigen 1990er-Hits dominieren trotzdem die Seufzer. Der „Jugendsünde-Abend mit DJ“, so der offizielle Sprech, muss nach strengen Corona-Regeln zelebriert werden und ist meilenweit vom üblichen Trubel entfernt. Doppel-Seufz.

Stimmung auch ohne Tanzen und Kuscheln

Vier Damen und ein Bär: Michaela Bose, Kathrin Bertram, Katharina Hoffmann und Katharina Ridder sitzen zum Jugendsünde-Abend mit Party-Maskottchen Teddy zusammen.
Vier Damen und ein Bär: Michaela Bose, Kathrin Bertram, Katharina Hoffmann und Katharina Ridder sitzen zum Jugendsünde-Abend mit Party-Maskottchen Teddy zusammen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Eine „Sitz-Diskothek“, könnte man sagen. 50 Personen in der (Kultur-)Schlosserei, noch einmal so viele draußen im Biergarten. Mehr geht nicht. Kein Tanzen, kein Schunkeln, kein Kuscheln.

Jeder hat einen festen Sitzplatz wie im Restaurant. Die Kontaktdaten werden erfasst; Oberflächen munter desinfiziert. Wer Getränke an der Theke holt, steht auf Abstand und trägt einen Mundschutz. Sonst drängen sich hier hunderte Tanzfreunde. Es spritzt der Gerstensaft. Und es bilden sich Tanzkreisel. Es ist noch gar nicht so lange her.

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Katharina Hoffmann kann sich noch gut an die Zeit vor Corona erinnern. Die 23-Jährige ist Stammgast, sitzt mit Freundin Katharina Ridder nun mit komfortablen Abstand dort, wo sonst die Zappelfläche berstet. „Besser als nichts“, meint das Duo. Sonst schwoft sie gerne mit Maskottchen Teddy durch den Saal. Das funktioniert diesmal nicht. Immerhin darf sie kurz grüßen.

Jugendsünde-DJ legt hinter Plexiglas auf

Discjockey hinter Plexiglas: Kevin Liive aus Bonn legte beim Jugendsünde-Abend auf. Zwar durfte niemand tanzen, aber die beliebten Hits der 1990er-Jahre schallten trotzdem.
Discjockey hinter Plexiglas: Kevin Liive aus Bonn legte beim Jugendsünde-Abend auf. Zwar durfte niemand tanzen, aber die beliebten Hits der 1990er-Jahre schallten trotzdem. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Draußen ist es noch hell. Der Abend startet früh – um 23 Uhr muss bereits alles enden. „Sonst machen wir uns um diese Zeit erst fertig“, sagen die Mädels. Es bleibt ungewohnt.

Mit Kathrin Bertram und Michaela Bose tauschen sie Nostalgie aus. Das Motto „Lasst uns reden!“ kommt aber gut an. Wenn schon kein Wechseltanz mit anderen Besuchern möglich ist.

Eine reguläre Party könne dies zwar nicht ersetzen. Aber die Stammgäste sind froh, über den trotzdem tollen Abend. „Die Musik entschädigt. Wir haben uns schon etwas gewünscht.“

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Der gewohnte Plattenaufleger Kevin Liive winkt von der Bühne. Diesmal hinter Plexiglas. „Backstreets Back“ von den Backstreet Boys und „Barbie Girl“ von Aqua haben sie auf einen Fetzen Papier von der Speisekarte geschrieben. Das ersetzt das Ins-Ohr-brüllen auf der Empore, wie sonst üblich. Schon wieder Seufz.

Geld bleibt nicht übrig – es ist ein Lebenszeichen

Veranstalter David Wagner musste seit dem Corona-Shutdown mehrere Partys absagen. Die Aussichten sehen düster aus, aber entmutigen lässt er sich nicht. Er kämpft wie viele Kollegen aus der Branche ums Überleben. Mit dem Jugendsünde-Abend möchte er das Gesicht der Party zeigen – notfalls eben hinter Mundschutz.

Geld verdient der rührige Gastgeber damit übrigens nicht. „Bei voller Auslastung bleiben vielleicht 50 oder 100 Euro übrig – bei drei Tagen Arbeit.“

Jugendsünde-Abend wird wiederholt

Den „Jugendsünde“-Abend im Zentrum Altenberg soll es häufiger geben. Der nächste Termin folgt am Samstag, 18. Juli, von 18 bis 23 Uhr. 50 Sitzplätze gibt es in der Schlosserei. Bei schönem Wetter öffnet der Biergarten mit weiteren Plätzen. Voraussichtlich werden die 2000er-Jahre das musikalische Thema. Tanzen darf man nicht.

Mit dem gemütlichen Abend unterstützen die Besucher die durch die Corona-Auflagen gedeutelten Gastgeber. Es wird ein Unkostenbeitrag von 4 Euro erhoben. Zudem gilt der Mindestverzehr von 6 Euro. Tickets gibt es unter www.diekleinkinder.de.

Ein Kumpel ersetzt momentan an der Kamera den professionellen Fotografen. Viele Freunde haben mit angepackt. Die Palmen in der Deko verschlingen den letzten Euro im Etat. Doch einige Mitarbeiter im Zentrum Altenberg haben für diesen Abend einen Job. Techniker, Bedienung, Security – selbst Kult-Klomann Wilfred Gbadago spricht, trotz schwieriger Zeiten, vor dem Einbahnstraßen-WC gut gelaunt seinen bekannten „Respect“-Gruß aus.

Am Ende bleibt zwar alles anders – aber es ist ein stimmungsvoller Abend. Die Stammgäste zeigen sich solidarisch und sind sehr zufrieden. In der kommenden Woche geht es weiter – auch Maskottchen Teddy wird wieder dabei sein.