Oberhausen. Rechtzeitig vor Enthüllung der „Red Heels“-Skulptur glänzt „Art about Shoes“ vor Publikum. Eine Design-Schau ist der Schuh-Schick aber nicht.

Für „Red Heels“, den sechs Meter aufragenden und über sechs Tonnen schweren Turm aus stählernen Stöckelschuhen, nahen der Aufstellungs- und Enthüllungstermin: Vom 20. März an wird die Skulptur von Heiner Meyer als Blickfang vor der Ludwiggalerie aufragen – und zwar nicht mehr vor einem verschlossenen Schloss Oberhausen: Bereits am heutigen Dienstag, 9. März, ist auch die „Ausstellung zur Skulptur“ erstmals für Besucher geöffnet.

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„Alle müssen sich anmelden“, betont Christine Vogt, die Direktorin der Ludwiggalerie. „Für uns ist das ein großer Aufwand“ – den das Galerie-Team ohne eigenes Online-Buchungssystem bewältigen muss. Aber der Wiederöffnung hat man im Schloss Oberhausen hörbar entgegengefiebert – selbst wenn sich manche Detailfragen der neuen Landesvorgaben in der Kürze der Zeit noch nicht beantworten ließen. „Am Freitag kam die Verordnung heraus“, so Dr. Vogt, „und wir machten uns an die Dienstpläne“.

Sneakers für den Superstar: Christine Vogt bewundert die Pose von Freddie Mercury, während „Live Aid“ fotografiert von Neal Preston.
Sneakers für den Superstar: Christine Vogt bewundert die Pose von Freddie Mercury, während „Live Aid“ fotografiert von Neal Preston. © FUNKE FotoServices | Gerd Wallhorn

Die Direktorin geht davon aus, dass der Besuch in den weiten Ausstellungsräumen zunächst „vorsichtig anläuft“. So lassen es ihre Erfahrungen des ersten Lockdowns erwarten. „Aber wir hatten natürlich auch schon Anfragen.“ Und sie verspricht sich einen Schub an Publizität, wenn – angeliefert von einem Spezial-Schwertransport – erst einmal die „Red Heels“ jedes Ausstellungsbanner als Blickfang übertrumpfen.

Große Geste für eine große Außenskulptur

Das gesamte Parterre des Hauptgebäudes gehört – eine große Geste für eine große Außenskulptur – der malerischen Mimikry des Heiner Meyer: So gekonnt wie gewitzt zitiert dieser Feinmaler mal die spritzige Pool-Ästhetik eines David Hockney, mal die Rasterpunkte eines Roy Lichtenstein. Und sein vergnügliches Rätselspiel mit der jüngeren Kunstgeschichte rückt mit Hingabe hochglanzpoliert sportive PS-Boliden ins Bild und/oder extravagante Stilettos. Dabei gibt sich Dr. Vogt die größte Mühe darauf hinzuweisen, dass es ihr nicht um den neuesten Schuh-Schick geht: „Dies ist keine Design-Ausstellung.“

Eintritt nur nach Anmeldung

Es mag ein kleiner Schritt in der Öffnungsperspektive der Bundesregierung sein – aber ein großer Schritt für die Ludwiggalerie: Im Schloss Oberhausen öffnen ab sofort wieder die Ausstellungsräume und der Museumsshop – unter den derzeitigen Auflagen.

Ein Besuch ist nach Anmeldung und Buchung eines Zeitfensters möglich. Die Buchungen können telefonisch unter 0208 - 4124 928 oder per E-Mail an ludwiggalerie@oberhausen.de vorgenommen werden.

Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, für Familien 12 Euro. Der Eintritt im Kleinen Schloss ist frei – allerdings müssen sich auch die Besucher der „Kuro“-Ausstellung anmelden.

Elegante Ausfallschritte weg vom Oberflächenglanz unternimmt „Art about Shoes“ auf den oberen Etagen der Ludwiggalerie. Wie zuvor bei den großen Querschnitt-Schauen zur Haarpracht und zur „Geste“ (die auch schon Hand UND Fuß hatte), suchte und fand die Direktorin wunderbar erzählerische und anspielungsreiche Exponate aus Jahrhunderten der Kunstgeschichte.

Oberhausens „Don Quichotte“: Für Kuros Variationen des „Ritters von der traurigen Gestalt“ gibt’s eine eigene Vitrine in der Panoramagalerie.
Oberhausens „Don Quichotte“: Für Kuros Variationen des „Ritters von der traurigen Gestalt“ gibt’s eine eigene Vitrine in der Panoramagalerie. © FUNKE FotoServices | Gerd Wallhorn

Von der Kunst in „Siebenmeilenstiefeln“ zur Kreation im Privaten, die stets das Politische im kritischen Blick hatte: Aus einer großen Wohnung voller Kunst im einstigen Osterfelder Postgebäude stammt der rund 3000 Werke umfassende Nachlass, den Oberhausen 2017, kurz vor dem Tod ihres „Stadtkünstlers“ Walter Kurowski, erworben hatte – und den Kerrin Postert als Kustodin im Archiv der Ludwiggalerie erschließt. Auch die Schau in der Panoramagalerie mit dem Dreiklang „Künstler, Karikaturist, Kulturlegende“ im Titel ist das Werk der 30-jährigen Kunsthistorikerin.

Karikaturist von Wucht und Wirkung

Als Karikaturist von Wucht und Wirkung finden Postert und Vogt den Stadtbekannten in seiner Wahlheimat sogar unterschätzt – und haben Kuro ein eigenes Karikaturen-Kabinett eingerichtet. „Kulturlegende“ Kuro schätzte das Kämpferische nicht nur in der kleinen Form: Auch etliche seiner Gemälde sind farbenglühende Protestnoten. Und wie charmant und souverän sich Walter Kurowski durch die Kunstgeschichte zitierte, zeigt die Werkschau mit einer Auswahl seiner Programmblätter für das Jazzkarussell.

Datiert sind die „Kuro“-Schau sowie die Doppelausstellung „Art about Shoes“ plus Heiner Meyers Pop-Art bis zum 30. Mai. Ob eine Verlängerung möglich sein wird, hängt entscheidend davon ab, wann’s losgeht mit den Sanierungsarbeiten für die Sicherheits- und Klimatechnik im Schloss.