Was bedeuten die Lockerungen der Lockdown-Regeln für die Theater, die Kinos, die Museen – und die nun offenen Buchhandlungen? Eine Umfrage.

Impfzentrum Mondpalast

Christian Stratmann, Prinzipal des Mondpalastes in Wanne-Eickel: Natürlich freuen wir uns, dass es in ein paar Wochen wieder losgehen könnte. Im Moment gibt es noch mehr Fragen als Antworten: In welcher Kapazität? Mit Maske oder ohne? Welche Hygienevorschrift? Aber: Es ist schön, dass nach so langen Verhandlungen Theater überhaupt auf der Öffnungsliste steht. Wir werden sehen, unsere Novemberhilfen sind zwar bis heute nicht eingetroffen, aber die Öffnungsperspektive hat bei mir erstmal ein Glücksgefühl ausgelöst. Und für die Umsetzung will ich sehr offen sein. Wir würden auch Tests im Theater machen. Und wenn jetzt zügig Platz gebraucht wird: Ich stell’ den Mondpalast tagsüber auch als Impfzentrum zur Verfügung.

Theaterprinzipal Christian Stratmann.
Theaterprinzipal Christian Stratmann. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Bitte keinen Flickenteppich!

Hein Mulders, Intendant des Aalto-Theaters und der Philharmonie Essen: Als Theater und Philharmonie Essen sind wir froh, dass es nun endlich eine Perspektive zur Wiederöffnung gibt. Aber bei aller Freude muss es ein Bewusstsein für die Realität geben: Nichts ist schlimmer als ein Publikum zu enttäuschen. Und wenn die Öffnung wirklich kommt, werden uns klare Linien von Politik und Gesundheitsämtern helfen, nicht aber der kleinteilige Flickenteppich, der bei den Menschen für Verunsicherung sorgt. Wir hatten ja früh vorsorglich bis Ende März den Betrieb zurückgefahren. Was im April kommt, wird so oder so eine herausfordernde Phase – vom Faktor „Notbremse bei steigenden Inzidenzwerten“ bis zum Thema Gesundheit im großen Orchester. An uns soll es nicht liegen, wir werden nicht leichtsinnig sein, aber alles geben, Kunst zu ermöglichen.

Freude in den Buchhandlungen

Nils Janssen, Geschäftsführer der Buchhandlung Janssen in Bochum: Wir freuen uns sehr, dass wir ab Montag wieder öffnen dürfen. Die Kundinnen und Kunden haben uns während des Shutdowns sehr unterstützt, aber dafür sind wir natürlich Buchhändler, dass wir persönlich und vor Ort beraten können. Schon jetzt sind die Regale gut gefüllt mit den Neuerscheinungen des Frühjahrs, wir haben so eingekauft, als hätten wir geöffnet. Laut Zugangsbeschränkung dürften wir 14 Kunden in der Buchhandlung begrüßen, werden die Zahl sicherheitshalber aber auf zehn beschränken: Im Dezember hatten wir einen kleinen Wartebereich vor der Tür eingerichtet, das werden wir nun auch wieder machen. Wir freuen uns natürlich über das Privileg, unsere Kundinnen und Kunden ohne Terminreservierung begrüßen zu dürfen. Da der Durchschnittsbon im Buchhandel deutlich niedriger ist als im Textilhandel, wäre dies nur schwer zu realisieren.

Keine echte Perspektive

Marianne Menze, Chefin der Essener „Lichtburg“: Das Haus öffnen mit der Gefahr, bei hohen Ansteckungszahlen gleich wieder schließen zu müssen, ist für die Lichtburg und die Essener Filmkunsttheater keine echte Perspektive. Ich glaube nicht daran, dass die Kinos in nächster Zeit öffnen. Wir brauchen ja einen gewissen Vorlauf: Neue Filme müssen erst einmal auf den Markt gebracht und beworben werden. Marketing-Kampagnen sind aber nun mal bundesweit angelegt und nicht auf bestimmte Städte oder Kreise zu beschränken. Unklar ist auch noch, wie viele Plätze überhaupt besetzt werden dürften. Und wir haben die Sorge, dass Kassenschlager womöglich wegen zu hoher Inzidenzzahlen nach einer Woche wieder abgesetzt werden müssten und danach nie mehr in die Kinos kämen. So ist es vor einem Jahr den von Dani Levy verfilmten „Känguru-Chroniken“ ergangen. Kein Verleih wird unter solchen Vorzeichen große Filme starten. Was wir brauchen, ist ein deutschlandweiter Öffnungstermin der Kinos, auf den sich Betreiber und Filmverleihe einstellen können.

Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt in der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen.
Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt in der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Per Telefon und Mail buchen

Christine Vogt, Direktorin der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen: In Oberhausen – ich gucke gerade mal – liegt die Inzidenz bei 57,4. Dann dürften wir ja wohl, wenn ich das richtig verstanden habe, öffnen – unter der Bedingung, dass sich die Besucher anmelden. Wir haben ja ein abgenommenes Hygienekonzept. Leider hat die Ludwiggalerie noch kein Online-Buchungssystem, aber unser fantastisches Team im Besucherservice wird das auch per Telefon und E-Mail hinbekommen. Ab wann wir das tun, muss ich jetzt noch mit dem Krisenstab der Stadt absprechen, aber natürlich so bald wie möglich.

Umfrage: Britta Heidemann, Martina Schürmann, Jens Dirksen, Lars von der Gönna