Vor einer Mülheimer Disko kam es zu einem Streit. Der 23-jährige Christian H. aus Oberhausen wollte lediglich helfen und liegt nach einer Not-Operation nun im Krankenhaus.
Es sollte der Ausklang des Weihnachtsabends werden und endete mit schweren Verletzungen. Drei junge Oberhausener im Alter von 18, 19 und 23 Jahren wurden brutal am frühen Morgen des ersten Weihnachtstages auf der Sandstraße in Mülheim zusammengeschlagen. Alle drei mussten zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden; der 23-jährige Christian H. wurde noch am gleichen Tag operiert und wird nach ersten Diagnosen voraussichtlich weitere zehn Tage in einer Essener Klinik verbleiben müssen. Der Vater ist nach der Tat fassungslos und empört zugleich. „Man muss heute fast schon sagen: Leider hat er versucht zu helfen und wurde daraufhin selbst zum Opfer.”
Es waren Jugendliche aus der Pfarrgemeinde St. Katharina in Lirich, die den schrecklichen Morgen erleben mussten. Sie gehören dort zu der Pfadfindergruppe, die an Heiligabend mit Kindern aus sozial schwachen Familien ein wenig Weihnachten gefeiert und Geschenke verteilt hatte.
Getrennt aufgebrochen
Sechs der Pfadfinder fahren am späten Abend wie viele andere Jugendliche nach Mülheim in die Diskothek „Ballermann” an der Sandstraße. Gegen halb fünf macht sich dann der erste aus der Gruppe auf den Heimweg. „Es war ein Fehler, nicht zusammen den Heimweg angetreten zu sein”, heißt es später.
Vor der Tür der Diskothek hält sich zu dem Zeitpunkt eine Gruppe von fünf jungen Männern auf, die auf Streit aus gewesen sein sollen. Als der 23-jährige Christian die Disko verlässt, sieht er, wie sein Kollege von der Gruppe zusammengeschlagen wird, auf dem Boden liegt. Er schaltet sich spontan ein, will seinem Freund helfen. Daraufhin soll sich die Gruppe auf ihn gestürzt haben. Immer wieder schlagen sie auf ihn ein, zielen immer wieder auf den Kopf. Ein weiterer Jugendlicher bekommt ebenfalls einen Schlag mit und wird verletzt. Nach Meinung der Pfadfinder könnte es sich bei den Angreifern um Kampfsportler handeln.
Mit dem Taxi geflohen
München ist überall
Ein Mann zeigt Zivilcourage und wird selbst Opfer.
Der Fall, der sich in München ereignete und mit dem Tod des Helfers endete, erregte die Gemüter. Christian H. aus Oberhausen lebt, doch er liegt schwer verletzt im Krankenhaus, weil er mutig eingriff, weil ein Freund in Not war. Die Täter sind geflüchtet. Doch selbst wenn sie aufgegriffen, angeklagt und verurteilt werden – was der junge Mann erlitt, kann lebenslange physische, aber auch psychische Folgen haben. Und wirft die Frage auf, wann und wie es sinnvoll ist, einzugreifen. gu
Gegen 4.45 Uhr erreicht die Polizei ein Hilferuf von der Sandstraße. Als das Martinshorn zu hören ist, flüchten die Täter. Ein Zeuge beobachtet, wie sie in zwei in unmittelbarer Nähe wartende Taxen einsteigen und davonfahren.
Die Polizei konnte bislang die Täter nicht ermitteln. „Wir werden weitere Zeugenaussagen auswerten”, erklärt eine Sprecherin der Polizei. Auch die Suche nach den Taxi-Fahrern hatte bisher noch keinen Erfolg. „Warum”, fragt der Vater ratlos, „ist keiner von den Taxifahrern eingeschritten, die müssen doch gesehen haben, dass die Jungs Hilfe brauchten.”
1000 Euro Belohnung
Inzwischen liegt eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung vor. Der Vater von Christian H. hat zur Ergreifung der Täter eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt.
Während der 18-Jährige und 19-Jährige nach ärztlicher Versorgung das Krankenhaus wieder verlassen können, muss Christian H. in der Klink bleiben. Er hat Verletzungen am ganzen Körper. Der Kiefer ist zertrümmert. Einmal wurde bereits operiert, eine weitere OP soll in den nächsten Tagen erfolgen.
Erinnerungen an München
Es hätte, so der Vater, noch schlimmer kommen können, und mit großer Furcht denkt die Familie an die Ereignisse von München, wo ein Mann, der helfen wollte, zu Tode geprügelt wurde.