Mülheim. Nach der brutalen Schlägerei am Ballermann: Die Taxifahrer der Täter haben sich noch nicht bei der Polizei gemeldet. Die Ermittlungen dauern an.

Christian H.'s Vater ist noch deutlich anzuhören, wie sehr ihn das Geschehen des Weihnachtsabends mitgenommen hat. „Mein Sohn wird gerade zum zweiten Mal operiert.” Der 23-Jährige aus Oberhausen wird auch den Jahreswechsel im Krankenhaus verbringen, nachdem er in Mülheim vor der Diskothek Ballermann an der Sandstraße brutal zusammengeschlagen wurde.

Zweimal brachen die unbekannten Schläger ihm den Kiefer. „Wir haben versucht, unsere Kinder so zu erziehen, dass sie eingreifen.” Genau das tat Christian H., als er seinem Kollegen zur Hilfe eilte. Der lag auf dem Boden, soll von fünf Männern zusammengeschlagen worden sein. Die Polizei hat noch keine neuen Erkenntnisse. „Wir ermitteln wegen gefährlicher Körperverletzung und warten auf eventuelle weitere Zeugen”, sagt Sprecherin Tanja Horn.

Die Untersuchungen richteten sich nicht schwerpunktmäßig gegen die zwei Taxifahrer, in deren Wagen die Täter nach der Schlägerei stiegen. „Wir würden aber auch sie als Zeugen gern befragen.” Die Polizei habe Möglichkeiten, herauszufinden, welche Wagen während der Tat in der Nähe der Disko standen.

Die Mülheimer Taxizentrale Call-Cars hat laut Geschäftsführer Hans-Rainer Glahn keinen ständigen Überblick darüber, welche Autos sich wo befinden. Zwar seien knapp die Hälfte aller Taxiunternehmen an die Zentrale angeschlossen, dennoch entschieden die Fahrer selbst, wo sie auf Kunden warteten. Die Ecke Sandstraße bezeichnet Glahn als „typischen Einsteigerort”. Und ergänzt: „Ich mag ihn nicht.” Dafür, dass kein Fahrer bei dem Übergriff einschritt, hat er eine Erklärung. Nach seiner Sicht stehen die Wagen in einiger Entfernung zur Disko, so dass seine Kollegen vielleicht nichts bemerkt hätten. „Wenn genug Fahrer in der Nähe gewesen wären, hätten sie eingegriffen”, meint Taxifahrerin Marlies Ewertz. Auf die Frage, warum sich derjenige, der die Täter mitgenommen hat, nun nicht melde, vermutet sie: „Wahrscheinlich hat er Angst.”

Zur Sandstraße sagt die Fahrerin: „Ich würde nicht nachts allein dorthin fahren.” Achim Endemann stand früher auch zu später Stunde an der Straße. „Dann wurde mir das zu blöd. „Es gab immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Fahrgästen.” Oft war er froh über sein Alarmsystem. Damit kann er die Taxizentrale warnen – oder er ruft selbst die Polizei an. „Ob ein Fahrer einschreiten kann, hängt vom Fall ab”, so Endemann. „Ich würde den Kunden im Zweifelsfall nicht mitnehmen.”