Oberhausen. Für Gastronomen, die von Hochzeiten leben, spitzt sich die Lage besonders zu. Der Betreiber der Bernarduskapelle investiert in neue Luftfilter.

Die Lage für Gastronomen spitzt sich in der Corona-Krise weiter zu: Vor allem Wirte, die von Hochzeitsgesellschaften leben, spüren die Folgen der Pandemie knüppeldick. In der ehemaligen Bernarduskapelle an der Dorstener Straße denkt Tobias Fleckner nicht ans Aufgeben. Der Betreiber von „Fleckners Finest Food“ hat einen vierstelligen Eurobetrag in moderne Luftfilter investiert.

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Der Küchenmeister möchte nichts unversucht lassen. Doch die Großwetterlage im Terminkalender liest sich dramatisch. Die Aufträge und Buchungen haben sich um fast drei Viertel verringert. Viele Jubilarehrungen, Geburtstage und Weihnachtsfeiern hätten Kunden abgesagt. Die fast 300 Quadratmeter große Kapelle beherbergte vor der Corona-Pandemie bis zu 160 Personen.

Corona-Krise: Ausufernde Privatpartys schaden Gastronomen

In der baulich geteilten Bernarduskapelle, können Paare im hinteren Gebäudeteil heiraten. Und hinter der Glastür normalerweise ihre Hochzeitsfeier ausrichten.
In der baulich geteilten Bernarduskapelle, können Paare im hinteren Gebäudeteil heiraten. Und hinter der Glastür normalerweise ihre Hochzeitsfeier ausrichten. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Zuletzt sollten 100 Gäste an getrennten Tischen bei einer Hochzeit feiern. Der Inzidenzwert stieg in Oberhausen über 35, und sorgte für schärfere Regeln. Das Hochzeitspaar musste die Hälfte der Gäste wieder ausladen.

Nun liegt der Inzidenzwert jenseits der 50 – und im Risikogebiet dürfen momentan nur noch zehn Personen zusammenkommen. Benötigte Vorräte und benötigtes Personal sind kaum vorauszuplanen.

Hochzeiten sind in seinem Portfolio wichtig. Ohne Corona-Lockdown hätte er seit März mindestens 30 Hochzeitsfeiern im Haus gehabt. Im August und September waren es ganze vier.

In der baulich geteilten Kapelle können Paare im hinteren Gebäudeteil heiraten. Und dann hinter der Glastür ihre Hochzeitsfeier genießen. Das Gebäude hat hohe Decken. Besitzt seither eine separate Frischluftzufuhr. Die Tische können weit auseinander gestellt werden. Fleckner sagt: „Wir achten sehr genau auf das Regelwerk.“ Und kritisiert zugleich: „Alle werden in einen Topf geworfen!“

Corona-Krise: UV-C-Hochleistungsfilter sollen Luft desinfizieren

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Schwarze Schafe, ausufernde Hochzeitsparty im privaten Rahmen hätten der Branche massiv geschadet. „Die Konsequenzen müssen alle Gastronomen tragen, die sich um Hochzeitsgesellschaften kümmern.“ Fleckner befürchtet, dass Feiergesellschaften von der reglementierten Gastronomie nun ins eigene Haus, in die eigene Wohnung ausweichen: „Wir achten auf die Vorgaben. In den eigenen vier Wänden gibt es das Bewusstsein mitunter nicht.“

Luftfilter auf lange Sicht gekauft

Der Küchenmeister Tobias Fleckner hat die neuen Luftfilter in der Bernarduskapelle mit Weitblick angeschafft. Sie sollen auch nach der Corona-Pandemie, etwa zur normalen Erkältungszeit, bei Veranstaltungen ihren Zweck erfüllen.

Aus der Portokasse zahlt man solch eine Anschaffung in einer Zeit, in der die Umsätze für Lokale und Wirte abstürzen, allerdings nicht. Die UV-C-Geräte werden über eine längere Zeit finanziert.

Die neuen Luftfilter sollen das bisherige Hygiene-Konzept nicht ersetzen, sondern ergänzen – und wieder Vertrauen schaffen. Die langen, geschlossenen Röhren stammen vom britischen Elektrohersteller Baldwin. Die Raumluft werde beim „Air-Q 1000“ angesaugt und durch UV-C gereinigt. Die Saugtechnik und die Luftströmung ändern sich im laufenden Betrieb, um mehrere Winkel des Raumes zu erreichen.

Tobias Fleckner hofft auf die Treue seiner Kunden und Gäste. Für die Event-Kapelle gibt es keine Laufkundschaft. Der Spielraum, um Geld zu verdienen, ist noch kleiner als bei Restaurants und Kneipen. „Wir haben während der Pandemie schon viel ausprobiert“, sagt der Event-Gastronom. In einem Kiosk-Wagen vor der Kapelle verkaufte er Speisen zum Mitnehmen. Bei Sommerfestspielen führte er unter Corona-Regeln gute Unterhaltung und Menüs zusammen: „Wir waren kreativ, wo wir konnten.“