Oberhausen. Angeblicher Kunstraub in Oberhausen: Kunstaktionisten behaupten, ein Werk von Joseph Beuys „entführt“ zu haben. Was hinter dem Fake steckt.
Die Kunstklau-Posse um das vom Münsteraner LWL-Museum nach Oberhausen ausgeliehene Beuys-Multiple „Capri-Batterie“ entpuppt sich (wie in unserem Wochenkommentar bereits vermutet) als dreister Fake der Künstlergruppe „Frankfurter Hauptschule“: Das kleine Kunstwerk sei nie nach Tansania entführt worden, wie in der Vorwoche behauptet und als Bekennervideo inszeniert. Tatsächlich liege das Original nach wie vor in einem Abstellraum des Ausstellungsortes im „Supermarkt der Ideen“ an der Goebenstraße in der Oberhausener Innenstadt – „in seiner Originalverpackung“.
Triumphierend melden die Kunstaktionisten: „Kuratoren, Theater und Polizei hatten die Galerie“ (ein großes Wort für diesen Discounter-Leerstand) „nach dem Bekanntwerden des Diebstahls zwar durchsucht und Spuren gesichert, das nahe liegende Versteck jedoch nicht gefunden.“
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Ihr Spielchen, mit der vermeintlichen Übergabe des Beuys-Objektes nach Tansania auf die fällige Restitution von Kunstwerken aus kolonialer Zeit drängen zu wollen, spielen sie weiter: Sie verbreiten die Auflösung dieses Pseudo-„Kunstkrimis“ nun als „Statement vom Museum Iringa Boma“. Den zitierten „Kurator“ Deonis Mgumba gibt es (zumindest im Internet) als 29-jährigen Absolventen des kulturanthropologischen Departments an der tansanischen Universität von Iringa – was aber angesichts der Fälschungsfreude der „Frankfurter Hauptschule“ nicht viel bedeuten muss.
Kein professioneller Ausstellungsbetrieb
Vom Leihgeber der „Capri-Batterie“ in Münster kommentiert Pressereferent Markus Fischer: „Wir sind erleichtert, wenn sich herausstellt, dass das Werk unbeschädigt ist.“ Ein Kurator des LWL-Museums für Kunst und Kultur werde vom Domplatz der Universitätsstadt sofort nach Oberhausen fahren, um das dort nun wieder aufgetauchte Multiple, das Joseph Beuys in seinem letzten Lebensjahr in 200 Exemplaren aufgelegt hatte, zu überprüfen. „Es wird aus dieser Ausstellung abgezogen“, kündigt Fischer an.
Zurückhaltend antwortet der Pressereferent auf die Frage, ob das LWL-Museum nun seine Entleihpolitik nachjustieren sollte: „Wir verleihen und leihen, das klappt in der Regel.“ Allerdings ist das Theater Oberhausen, wie sich nun allzu deutlich zeigte, kein professioneller Ausstellungsbetrieb.
In einer eigenen Pressemitteilung versichert das Theater, es sei „zu keiner Zeit in die Aktion eingeweiht“ gewesen. Die Ausstellung zu „Christoph Schlingensief und die Kunst“ werde nicht wieder geöffnet.
Vor der jetzt verkündeten Auflösung hatte der Münsteraner Museumschef Hermann Arnhold gegenüber der Deutschen Welle seiner Empörung klar formuliert: „Wird morgen ein Rembrandt für irgendeinen Zweck geklaut oder im Namen von Belarus ein Museum überfallen?“ Vorsicht – er könnte die Frankfurter mit dieser rhetorischen Frage auf noch dümmere Gedanken bringen.