Oberhausen. Da verschwindet ein teures Beuys-Werk aus der Obhut der Stadt Oberhausen – doch der zuständige Kulturdezernent gibt sich überraschend entspannt.

Pünktlich zur Eröffnung des Oberhausener Schlingensief-Festivals wird noch das rote Banner „Fürchtet euch nicht“ an ein Büdchen des Schlingensief-Dorfes getackert, in dem allerdings die Kegelbahn neben der weißen Holzkapelle einen deutlich mutigeren Slogan aufbietet: „Auf zu neuen Welten“. Am Altmarkt in der Oberhausener Innenstadt ist an diesem Wochenende alles Schlingensief. Das Theater feiert den international sicher berühmtesten Sohn der Stadt mit drei Tagen „Spektakel“.

In der letzten Freitagabend-Sonne fühlt man sich vor dem Kultur-Bistro Gdanska prompt an den Sommer erinnert: Die Plätze unter den großen Schirmen sind besetzt – doch statt des Jazzkarussells oder der Konzertreihe Indie-Radar Ruhr gibt’s zunächst Reden von der kleinen Bühne, dekoriert mit einem bunten Banner der Christoph-Schlingensief-Schule des LVR. Raban Witt, der mit Elena Liebenstein das Spektakel kuratiert, spricht von „einem wahnsinnig aufgeladenen Ort“: in Sichtweite Schlingensiefs Elternhaus und die Herz-Jesu-Kirche. Und zu „Salvatore“, dem Lieblingsrestaurant des ewigen „Enfant terrible“, sind’s auch nur wenige Schritte.

„Die Reichen holen es sich bei den Armen“

„Immer politisch, immer provokativ, immer emotional“, so beschreibt Apostolos Tsalastras den vor zehn Jahre Verstorbenen, an dessen 60. Geburtstag das Spektakel erinnert. Oberhausens Kulturdezernent betont: „Er hat sich immer für die Freiheit der Kunst eingesetzt.“ Vielleicht deshalb spricht Tsalastras so milde-ironisch über den „großen medialen Auftritt“, für den der Kunstdiebstahl des Beuys-Multiples „Capri-Batterie“ gesorgt hat. Am Donnerstag hatte die Künstlergruppe „Frankfurter Hauptschule“ sich per Video und Pressemitteilung zu der Tat bekannt. „Auch dafür gilt die Freiheit der Kunst“, sagte der Kulturdezernent auf der Gdanska-Bühne.

Als milde Rüge klang allenfalls Tsalastras’ Anmerkung, wie „komisch“ es doch sei, dass ausgerechnet eine Gruppe aus der reichen Bankenmetropole Frankfurt im armen Oberhausen zum Kunst-Klau schreite: „Die Reichen holen es sich bei den Armen.“ Nun, Eigentümer (und Leihgeber) der gestohlenen „Capri-Batterie“ ist das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Und darauf angesprochen räumte auch der entspannte Kämmerer und Kulturdezernent ein: „Die leihen uns nie wieder was.“