Oberhausen. Die Posse um das aus der Schlingensief-Ausstellung gestohlene Beuys-Werk lässt die Theater-Verantwortlichen wieder mal sehr unsouverän aussehen.
Keine Sorge, eine derart konfrontationserprobte Gruppe wie die ewigen Kunststudenten der „Frankfurter Hauptschule“ hat bestimmt einen Rechtsbeistand, der ihnen den Unterschied zwischen Kunstaktionismus und Kriminalität klarmacht. Es wäre also keine allzu große Überraschung, wenn – bevor U-Haft anstünde – die gestohlene „Capri-Batterie“ von Joseph Beuys wieder auftauchte.
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Ganz nach dem Motto: Was regen sich diese Spießer auf, war doch alles Kunst und Inszenierung? Klar, denn mit der dpa sind alle großen Medien unvermeidlicherweise über das Stöckchen gesprungen, das ihnen die Provokateure hingehalten haben. Die meisten haben auch aus der Pressemitteilung der „Frankfurter Hauptschule“ zitiert – jedenfalls aus dem druckfähigen Teil ihrer antikolonialistischen Rechtfertigung. Der zweite Teil dieses Textes driftet dann allerdings in Schmähungen ab, die zu den Verehrern des Anti-Schicks von RAF-Fahndungsplakaten passen.
Publizitätssüchtige Kunstdiebe
Was aus dieser Posse wird, hängt nicht zuletzt von der Energie der Staatsanwälte und von der Leidenswilligkeit des Beuys-Leihgebers ab, im Oberhausener Fall des Münsteraner LWL-Museums für Kunst und Kultur: Will es den publizitätssüchtigen Kunstdieben die Bühne eines Strafprozesses verschaffen? Zumindest dürfte der LWL sehr genau überlegen, ob er an kuratorische Amateure in Oberhausen noch Exponate ausleihen sollte, die mehr wert sind als der Frischemarkt-Preis einiger Zitronen. Ein solcher Rufschaden könnte indirekt selbst das LVR-Industriemuseum oder die Ludwiggalerie treffen: In Oberhausen kommen schnell Sachen weg.
Wenngleich die kriminelle Clownerie nicht aus der eigenen Dramaturgie des Theaters Oberhausen stammt – man will es nicht hoffen – so bleibt wieder zu konstatieren: Krisenmanagement kann das Team um Florian Fiedler überhaupt nicht. Das war schon so bei der unseligen Rassismus-Debatte; das ist auch nicht souveräner im klein-klein karierten Hickhack um Besucherbilanzen. Und es war auch jetzt nicht mehr als ein verstocktes Abtauchen.
Wiedergutmachung grenzt an Verhöhnung
Und was ist mit dem nun wirklich großen Thema der Restitution zur Kolonialzeit aus Afrika geraubter Kunst, um das es der „Frankfurter Hauptschule“ vermeintlich geht? Nun, ob das Bekennervideo im Sommer auf Korsika oder im Oktober in Tansania entstanden ist, können vielleicht Forensiker digitaler Bilddateien ermitteln (die allerdings schlimmeren Taten nachgehen sollten). Wenn das tansanische Museum „Iringa Boma“ die Skulpturen-Schätze seiner Völker aus dem 19. Jahrhundert vermisst – was soll es dann mit einer Glühbirne plus Zitrone? Da grenzt vermeintliche Wiedergutmachung schon an Verhöhnung. Aber mehr als Hohn in praktizierter Arroganz scheint das Repertoire dieser Künstlergruppe kaum herzugeben.