Oberhausen. Seit 20 Jahren steht der Gartendom, die Kohlenmischhalle der Zeche Osterfeld, leer. Jetzt soll ein Plan die Wende bringen.

Einen kühnen Plan für die marode, aber von weitem sichtbare frühere Kohlenmischanlage „Gartendom“ in Oberhausen-Osterfeld hat die kleine engagierte Truppe des jungen Vereins „Biodiverse Stadt“ entwickelt.

In dem 41 Meter hohen denkmalgeschützten Gebäude aus Stahl und Holz auf dem früheren Osterfelder Zechengelände soll ein „Internationales Kompetenzzentrum für Biodiversität, Klima-, Umwelt- und Naturschutz“ entstehen. Die Fläche von rund 5000 Quadratmetern wird nach der Idee des 25-köpfigen Vereins in Zukunft von Existenzgründern der Branche, innovativen Betrieben, Wissenschaftlern und Naturschutzorganisationen genutzt.

Nach dem Konzept des Vereins sollen sich Schüler wie Erwachsene im Bereich Klima- und Naturschutz weiterbilden und Auszubildende in neuen Umweltberufen unterrichtet werden. Der frühere Ort der schwarzen Energie an der Vestischen Straße soll sich so zu einem Hotspot grüner Unternehmen mausern, der auch überregional Besucher und Firmen anzieht. Denn den üppig dimensionierten Hallenraum mit einem Durchmesser von 83 Metern sieht der Verein „Biodiverse Stadt“ nicht nur als Wohlfühl-Hort von Erfindern, Start-ups, Schülern und Umweltaktivisten, sondern zeitgleich auch als publikumswirksame, beeindruckende Ausstellungshalle.

„Das historische Gebäude darf nicht abgerissen werden und eine schnöde langweilige Flachhalle für Bagger und Kräne fürs Ausbildungszentrum der Bauindustrie errichtet werden“, meint Vereinsvorsitzender Herbert Schmidt. „Der Gartendom soll als einzigartiges Kompetenzzentrum ein Zukunftsprojekt für die ganze Stadt werden, das in die ganze Region ausstrahlt und Oberhausen durch neue Firmen, neue Techniken und zusätzliche Besucher wirtschaftliche Vorteile bringt.“

Als besonderer Clou der Schau soll die aus dem Gasometer bekannte Weltkugel vom höchsten Punkt des Gartendoms baumeln und wie bei der Erfolgsausstellung „Wunder der Welt“ 2016 und 2017 sowie der künftigen „Das zerbrechliche Paradies“ mit aktuellen Satellitenbilder bespielt werden. „Dann sieht man live, wenn der brasilianische Präsident Bolsonaro mal wieder Regenwälder abfackeln lässt“, hofft Schmidt. Zudem sollen großformatige Fotos von Bergarbeitern als Erinnerung an die Geschichte der Zeche Osterfeld gezeigt werden.

Die Stadtspitze lässt derzeit ohnehin eine Machbarkeitsstudie zum Gartendom erstellen – durch das Dortmunder Planungsbüro Pesch & Partner. Im Wahlkampf hatte Oberbürgermeister Daniel Schranz die von ihm favorisierte Idee für den Gartendom bekannt gegeben: „Wir könnten da anknüpfen, was früher die Rolle des Technologiezentrums TZU war – und nun Existenzgründern einen besonderen Platz bieten“, meint Schranz. „Oberhausen ist zwar ein place to be, ein kreativer Standort, aber wir würden dem hippen Flair einen Schub geben, da ist noch Luft nach oben. Das Gründerzentrum könnte eine wirklich coole Nummer werden.“

Das ist nicht weit entfernt von dem Existenzgründer-Konzept für die Branche der Natur- und Biotechniker des Vereins. Strategiedezernent Ralf Güldenzopf hegt durchaus Sympathien für den Kompetenzzentrum-Plan: „Das ist grundsätzlich eine tolle Idee, sie ist eine von vielen, die wir derzeit zusammen mit dem Planungsbüro Pesch & Partner prüfen.“ Anfang November 2020 tagt erneut der zuständige Lenkungskreis zu den Zukunftsplänen für den Gasometer, im Frühjahr 2021 soll das Konzept stehen.

Denn im Herbst 2021 will Oberhausen mit einem festen Konzept Fördergelder für die notwendige Renovierung des seit 2001 leer stehenden Gartendoms beantragen – diese kostet nach einem Gutachten rund vier Millionen Euro und kann nur dann mit Landesgeldern finanziert werden, wenn anschließend die Bevölkerung Zugang zu dem Gebäude hat. Inwieweit das ins gegenüber liegende frühere Trickfilmzentrum HDO gezogene NRW-Ausbildungszentrum der Bauindustrie im Gartendom wie ursprünglich beabsichtigt, große Maschinen parken und ihre Azubis mit Arbeiten auf großen Flächen ausbilden kann, ist noch offen.