Oberhausen. Die Blutspenden sind im Sommer generell gering - aber Corona hat die Lage verschärft. Mussten deshalb schon OPs in Oberhausen verschoben werden?

Ein „nie dagewesener“ Mangel an Blutspenden lässt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Alarm schlagen. „Seit März fehlen uns tausende Konserven, die eigentlich dringend benötigt werden“, sagt Stephan David Küpper, Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West. Durch Corona sei die Lage auch in Oberhausen extrem angespannt. Im August hätten im Versorgungsgebiet der DRK West bislang nur 74 Prozent der erwarteten Spender zur Blutspende bewegt werden können.

Weniger Spender im Ruhrgebiet

DRK-Pressesprecher Stephan David: „Wir sind aufgrund von Corona-bedingten Systemausfällen aber bereits angeschlagen in die Ferien hineingetaumelt.“
DRK-Pressesprecher Stephan David: „Wir sind aufgrund von Corona-bedingten Systemausfällen aber bereits angeschlagen in die Ferien hineingetaumelt.“ © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Wie Küpper mitteilte, gibt es stets ein Sommerloch bei der Spendebereitschaft – wegen der Hitze und der Urlaubszeit. „Wir sind aufgrund von Corona-bedingten Systemausfällen aber bereits angeschlagen in die Ferien hineingetaumelt.“ Blutspendetermine in Firmen, an Hochschulen oder Berufskollegs hätten komplett abgesagt werden müssen. Viele Spendelokale seien so eng, dass der Mindestabstand nicht gewährleistet wäre. Schulen wiederum bräuchten selbst mehr Zeit und Räume für den Unterricht.

Im Mai freuten sich DRK und das Blutspendezentrum in Oberhausen noch über viele neue Erstspender und hohen Andrang. Ein Effekt, der inzwischen offenbar wieder verflogen ist – was wohl insbesondere Städte betrifft. „Je urbaner die Gegend, desto weniger Spender gibt es – das sehen wir eben auch im Ruhrgebiet und in Oberhausen“, sagt Küpper.

Krankenhäuser müssen Operationen verschieben

Im gesamten Verbreitungsgebiet des Blutspendedienstes West – in NRW, Rheinland-Pfalz und dem Saarland – hätten seit Beginn der Pandemie im März fast 1460 ursprünglich geplante Termine gestrichen werden müssen. Dahinter liegen laut Küpper knapp 55.000 Blutkonserven, auf die verzichtet werden muss, also mehr als das 20-Fache von dem, was täglich in NRW benötigt wird.

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Im Regierungsbezirk Düsseldorf, zu dem auch Oberhausen gehört, sind es über 300 Termine und damit über 13.000 fehlende Blutkonserven. „Das ist eine Wucht, ein enorm schmerzhafter Verlust“, sagt Stephan David Küpper. „Das spüren wir so sehr, dass die Kliniken teils nicht mehr in der Lage sind, alle Operationen zum geplanten Termin durchzuführen.“ Dabei sollten nicht lebensnotwendige Eingriffe, die wegen Corona verschoben worden sind, nun eigentlich verstärkt nachgeholt werden.

Sparsame Operationsmethoden

In Oberhausen kann man das offenbar auch weiterhin. In der Helios St. Elisabeth Klinik sei man ausreichend versorgt über die Blutbank der Helios-Klinik in Krefeld, heißt es auf Nachfrage. Auch im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen habe man bislang keine OP verschieben müssen. „Wir sind sehr achtsam und gehen sparsam mit den Konserven um, unter anderem weil wir blutarme Operationstechniken anwenden“, sagte eine Sprecherin.

Termine im Umkreis

Obwohl viele Blutspendetermine wegen Corona gestrichen werden mussten, gibt es laut DRK weiterhin für jeden genug Möglichkeiten, zeitnah einen Termin im Umkreis zu finden. Blutspendetermine in Wortortnähe lassen sich unter www.blutspende.jetzt finden.

Wer Blutspenden möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein, seinen Personalausweis mitbringen und gesund sein. Nach einem Piercing ist man vier Monate ausgeschlossen, nach Einnahme eines Antibiotikums ein Monat. Ob man derzeit Blut spenden kann, lässt sich unter www.blutspendedienst-west.de/blutspende/checken in einem kurzen Fragebogen in Erfahrung bringen.

Ähnliches ist aus den drei Kliniken von Ameos zu hören. „Für die Operationen ist der Bedarf gedeckt, aber auch wir merken, dass wir weniger zur Verfügung haben“, sagte Sprecherin Annette Kary. Besonders bei den Blutgruppen 0 positiv und 0 negativ beobachte man aktuell einen Mangel, ergänzt Elke Fortkamp-Schneider, Leiterin der Schmerzmedizin im Ameos Klinikum St. Marien. Blut sparen lässt sich laut der Chefärztin beispielsweise, indem man sich den Blutfarbstoffwert, den HB-Wert des Patienten, vor der Operation genau anschaue und ihn gegebenenfalls mit Nährstoffen wie Eisen stabilisiert. „Auch minimalinvasive Operationstechniken oder Aufbereitungen von Wundblut werden unter den aktuellen Bedingungen wichtiger.“

Virus wird nicht übers Blut weitergegeben

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Nicht zuletzt sei die Spendebereitschaft auch gesunken, weil die Sorge verbreitet sei, sich bei der Blutabnahme eine Corona-Infektion einzufangen, merkt Stephan David Küpper vom DRK an. „Das Risiko ist aber wohl geringer als im Supermarkt“, behauptet er. So würden vor der Blutabnahme etwa Körpertemperatur, Puls, Blutdruck und HB-Wert überprüft. „Es muss auch niemand Angst haben, dass er im Falle einer unentdeckten Infektion das Virus über das gespendete Blut weitergeben kann“, klärt Küpper auf. „Die Viruslast schlägt sich nicht im Blut nieder.“