Essen. Weil es den Kliniken Essen Mitte an Blutkonserven mangelt, werden Operationen verschoben. Die Mutter einer krebskranken Frau ist in Sorge.
„Meine Tochter hat Krebs und muss dringend operiert werden, doch weil es nicht genug Blutkonserven gibt, wurde der Eingriff kurzfristig verschoben“, berichtet eine besorgte Frauenstimme am Telefon und bittet die Redaktion um Hilfe. Es ist die Stimme von Johanna Peters Mutter. Die 45-Jährige wird in den Evangelischen Kliniken Essen Mitte (KEM) behandelt und sollte eigentlich am Montag operiert werden. Tatsächlich jedoch wurde der Eingriff aus Sicherheitsgründen verschoben. Denn wäre ein Notfall eingetreten, hätte die Klinik nicht ausreichend Blut der Gruppe 0 gehabt, um es der Patientin zukommen zu lassen.
Dass in den Sommerferien und kurz danach die Blutreserven aller Krankenhäuser und Blutzentren zurückgehen, ist nicht ungewöhnlich. Viele Menschen verweilen im Urlaub und brauchen erstmal eine Weile, ehe sie wieder daran denken, Blut zu spenden, berichten Experten.
Fehlende Blutkonserven wirken sich auf alle Kliniken aus
Doch in diesem Jahr ist alles anders. Coronabedingt haben viele zwar ihren Urlaub gestrichen, zugleich sind offensichtlich aber auch viele Menschen den Blutspendezentren ferngeblieben. „Bundes- und NRW-weit gibt es Engpässe bei den Blutkonserven. Das hat Auswirkungen auf alle Kliniken, auch auf die KEM“, bestätigt Unternehmenssprecherin Sabine Loh.
Eine solche Auswirkung sei etwa die Verschiebung von Operationen, wie im Falle von Johanna Peter. „OPs müssen dann verschoben werden, wenn nicht die spezielle Blutkonserve zugeteilt wurde, die jedoch für die Operation zwingend notwendig wäre. Hier gibt es keinen Handlungsspielraum seitens der Ärzte, da die Patientensicherheit immer Vorrang hat“, betont Loh.
Während es zu Beginn der Coronakrise, als die meisten nicht zwingend notwendigen Eingriffe in den Krankenhäusern abgesagt wurden, fast schon zu viel Blut von hilfsbereiten Spendern gab, hat sich die Situation seit der Wiederaufnahme des Normalbetriebs verändert. Zuletzt hatten auch schon die Transfusionsmediziner im Universitätsklinikum Essen eine „stark rückläufige“ Zahl an Blutspendern beklagt.
Familie: Bitte spenden Sie Blut
„Grundsätzlich ist für das Blutspendewesen und die Bereitstellung das DRK zuständig – für die KEM ist es der Regionalverband DRK West. Dieser verantwortet und organisiert Blutspendeaktionen. So stellt er die Versorgung der Bevölkerung mit Blutkonserven sicher. Das heißt, verantwortlich für die Verteilung des Blutes sind die Blutspendedienste“, so Sabine Loh.
Deshalb bittet die Familie von Johanna Peter, dass wieder mehr Essener das Blutspendezentrum des DRK an der Kettwiger Straße 5 in der Innenstadt aufsuchen, damit die 45-Jährige und auch andere Patienten möglichst schnell operiert werden können.