Oberhausen. Die Oberhausener Band „Mottek“ ging schon in China auf Tour. Nun spielten sie auch in ihrer Heimat ein ungewöhnliches Konzert – vor Parkbänken.

Diese Tapete ist der Gipfel! Am höchsten Punkt der Bühne mit zwei Ebenen steht eine Trennwand, die so wirkt als wäre sie aus einem Kaufhauskatalog der 1970er-Jahre bestellt worden. Blumige Muster lassen Erinnerungen an längst vergessene Geschmacksknospen aufblühen. Auch die Hauptdarsteller davor denken viel an gestern. Die Coverband „Mottek“ spielt am Freitagabend ein luftig-leichtes Konzert am Theater an der Niebuhrg.

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Bevor man den Oberhausener Musikern nun aber ein neues Bandimage andichtet: Die Plateau-Schuhe haben sie sich nicht angezogen. Die auffälligen Tapetenwände stammen aus einer anderen Produktion des Laientheaters an der Stadtgrenze von Oberhausen und Duisburg. Doch mit Äußerlichkeiten wollen sich die 160 Besucher beim ausverkauften Sommer-Konzert sowieso nicht aufhalten. Sie lauschen nach langer Corona-Pause wieder den Klangwolken ihrer Lieblinge.

Beim Konzert rattert das Kopfkino

Klatschen auf Abstand: Beim ausverkauften Freiluft-Konzert von Mottek im Parkbank-Theater an der Niebuhrg hatten 160 Fans trotzdem ihren Spaß.
Klatschen auf Abstand: Beim ausverkauften Freiluft-Konzert von Mottek im Parkbank-Theater an der Niebuhrg hatten 160 Fans trotzdem ihren Spaß. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Und man könnte zugleich sagen: So euphorisch wie es die aktuelle Lage eben zulässt. Das Parkbanktheater haben die Niebuhrg-Macher um Holger Hagemeyer jedenfalls liebevoll mit Leben gefüllt.

Neben Theaterstücken sind auch kleinere Konzerte möglich. Und die auf Abstand aufgebaute Parkbank-Parade, dazu die aus Holz gezimmerten Doppelsitzplätze mit einem Tischchen in der Mitte, die sich wie eine kleine Tribüne im Hintergrund erheben, sind aller Ehren wert.

Es ist in diesen Zeiten ein Ort für viel Kopfkino. „Trotz des Abstands, fühlt euch frei“, meint die Band zum Start eines knapp zweistündigen Konzert-Ausflugs samt Pause.

Die Anhänger halten sich daran: Als „Sitzenbleiber“ wird geklatscht. Einige Parkbänke sollen auch gewippt haben. Aber die echte Konzertfreiheit ist eben doch immer noch gefühlte „500 Miles“ entfernt, so wie es das schottische Folk-Duo The Proclaimers bei „I’m gonna be“ besungen hat.

Zwei Stunden Konzert – aber nicht zu spät

Den fünf Mottek-Jungs sieht man den Spaß trotzdem an. „Wir sind völlig aus der Übung“, haben sie vorher noch nach Komplimenten gefischt. Doch für Verstimmung gibt es keinen Grund. Die weit herumgekommene Gruppe, die bereits in China und Jordanien spielte, lässt den Hammer kreisen. Das Arbeitswerkzeug half den Oberhausener Musikern schließlich schon bei ihrem Bandnamen.

Mottek steuern runden Geburtstag an

Die Oberhausener Coverband Mottek feiert im kommenden Jahr die ersten 20 Jahre ihrer Gruppen-Geschichte. Wenn es die Corona-Regeln zulassen, möchten die Musiker dann wieder im Ebertbad auftreten.

Bei ihrem Konzert im Theater an der Niebuhrg erhielten Mottek beim Aufwärm-Programm musikalische Unterstützung. Das Trio „Frau Antje and the Machines“ steuerte zum Konzertbeginn ebenfalls einige launige Cover-Songs bei.

Trotz der Corona-Regeln wird die Frequenz der Hits bei Mottek an diesem warmen Sommerabend nicht heruntergeregelt. Ob „Männer“ von Herbert Grönemeyer und „What’s up“ von 4 Non Blondes. Auf den Parkbänken ploppen Verschlüsse von mit Gerstensaft befüllten Getränkeflaschen hoch.

Ein „Skandal im Sperrbezirk“, wie ihn die Spider Murphy Gang einst herbeigesungen hat, bleibt bei Mottek aber aus. Und auch fürs Lamentieren über zu hohe Lautstärke wie an einem anderen Spielort in Oberhausen, gibt es an der Niebuhrg keinen Anlass. „Zu spät“ wie die Spaßpunk-Veteranen Die Ärzte singen, wird es hier nicht – weit vor 22 Uhr ist Schluss.