Oberhausen. Ursprünglich wollten die Oberhausener Grünen eine Frau ins Rennen ums Oberbürgermeister-Amt schicken. Jetzt ruhen die Hoffnungen auf Norbert Axt.
Große Überraschung bei den Oberhausener Grünen. Monatelang war der Kreisverband auf der Suche nach einer geeigneten Kandidatin für das Oberbürgermeister-Amt – gewünscht war vorzugsweise eine Frau. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung am Dienstagabend wurde „sie“ nun gewählt: Norbert Axt, Vorstandssprecher der Oberhausener Grünen und seit 2014 Ratsherr, kandidiert bei der Kommunalwahl am 13. September für das höchste Amt der Stadt.
Der Vorstand hat nach eigener Aussage zwar viele Gespräche mit potenziellen Kandidatinnen geführt, doch das Kandidaten-Trio, das es in die engere Auswahl geschafft hatte, schrumpfte dann offenbar doch ganz schnell in sich zusammen: Auf der Wunschliste der Grünen standen neben Axt Oberhausens wohl bekannteste Grüne, Bärbel Höhn, und die scheidende Umweltdezernentin Sabine Lauxen.
Lauxen verliert Wiederwahl
Höhn, die mit ihrer offenen und herzlichen Art auch außerhalb der Partei schon immer viele Sympathiepunkte gesammelt hat, kündigte schon vor drei Jahren an, nach ihrer Zeit als Bundestagsabgeordnete nicht in die Kommunalpolitik zurückkehren zu wollen. Sabine Lauxen scheiterte am Montag im Rat mit ihrer Wiederwahl zur Beigeordneten – und wird, so ist zu hören, der Stadt nach ihrer Amtszeit den Rücken kehren.
Aus der Not geboren sei seine Kandidatur aber keineswegs, sagt Norbert Axt im Gespräch. Mit der Zeit habe sich gezeigt, dass eine Kandidatur, ein anstrengender Wahlkampf und schließlich auch die Ausübung des Oberbürgermeister-Amtes für viele Frauen im Oberhausener Kreisverband, gerade mit noch jungen Kindern, eine immense Herausforderung darstellen würde. Da habe er sich zur Verfügung gestellt.
Gleichstellung und mehr Grün im Wahlprogramm
Und zwar auch mit dem Ziel, dass Frauen künftig nicht mehr so viele Steine in den Weg gelegt werden, hohe Ämter auszuüben oder politisch Karriere zu machen. „Die Gleichstellung ist ein wichtiges Thema in unserem Wahlkampf“, sagt Norbert Axt, der an einem Gymnasium in Duisburg als Lehrer arbeitet und in einem Jahr in den Ruhestand geht. Die Grünen fordern unter anderem mehr wohnortnahe Schulen und Kitas. Die Oberhausener Verwaltung soll weiblicher werden.
Eine große Rolle im anstehenden Wahlkampf wird aber auch der geplante Ausbau des Oberhausener Autobahnkreuzes spielen. Die Pläne liegen öffentlich aus, „wir werden unsere Kritik an diesen Plänen in die Bevölkerung tragen“ kündigt Axt an. Geplant seien etwa Bürger-Spaziergänge durch den Sterkrader Wald, um die Folgen des Ausbaus zu verdeutlichen. „Es geht uns nicht darum, jeden einzelnen Straßenbaum in Oberhausen zu erhalten. Aber im Sterkrader Wald sollen Hunderte Bäume gefällt werden, um mehr Platz für Autos zu schaffen. Das darf nicht passieren.“
Axt übt Kritik am Wahlkampf der SPD
Die Grünen würden sich im Wahlkampf klar positionieren und für ihre Ansichten und Ideen deutlich einstehen. So scharfe Attacken wie von der SPD mit ihrem Kandidaten Thorsten Berg könne man von den Grünen aber nicht erwarten. „Wir sind im Angriffsmodus, werden in der Debatte aber sachlich bleiben.“ Dass die SPD beispielsweise plötzlich Projekte zur Förderung des Radverkehrs in Oberhausen in Frage stellt, wie die geplanten Fahrrad-Parkboxen samt Lastenrad-Verleih im Bismarckviertel, könne er überhaupt nicht nachvollziehen, sagt Axt. Dass Thorsten Berg nun die Edeka-Ansiedlung am Waldteich kritisiere, sei ebenso unfassbar. „Wenn ich im Rat für die Ansiedlung stimme, dann stehe ich zu meinem Wort und rudere nicht plötzlich im Wahlkampf zurück.“
Klares Ziel: Stichwahl
Sie möchten mindestens die Stichwahl erreichen bei der Wahl zum neuen Oberbürgermeister am 13. September, also mindestens die zweitmeisten Stimmen holen. Das sei erklärtes Ziel der Grünen, sagt OB-Kandidat Norbert Axt.
Beim Wahlkampf werden sie neue Wege gehen müssen, wegen der Corona-Krise seien viele Open-Air-Veranstaltungen geplant. „Mit dem klassischen Wahlstand wird es schwierig, wir werden die Menschen dennoch auch direkt erreichen.“
Den Oberbürgermeister-Posten von Oberhausen traue er sich zu, sagt Axt selbstbewusst. Selbstverständlich sei der Job eine große Herausforderung, aber nach 30 Jahren in der Oberhausener Kommunalpolitik bringe er die nötige Erfahrung mit. Ein neuer Verwaltungschef fange zudem ja nicht bei Null an, Strukturen und Arbeitsabläufe blieben bestehen. „Als Oberbürgermeister möchte ich gerne unsere eigenen, grünen Akzente in der Stadt setzen.“