Oberhausen. Ein kleiner Virus sorgt für einen einschneidenden Stillstand unseres bisherigen Lebens. Doch diese Krise hat sogar auch gute Seiten.
Freiheit, Individualismus, Mobilität, Sicherheit, Wohlstand, Gesundheit, Leben – eine unsichtbare Gefahr greift zentrale Werte unserer Gesellschaft an. Wie kann man da in der Corona-Krise noch irgendetwas Positives sehen? Man kann. Am liebsten wäre es uns allen, dieser Virus wäre in der Welt nie aufgetaucht, aber jetzt ist er nun einmal da. Drei aufmunternde Folgen für unsere Stadtgesellschaft:
Erstens: Die manchmal in Teilen so behäbig wirkende Oberhausener Stadtverwaltung mit einzelnen Projekten, die sich über Jahre ohne Zielerfüllung dahinschleppen (grüne Dächer, fehlende Kita-Plätze, fehlendes schnelles Internet in Schulen), zeigt in der Krise, wie leistungsfähig sie ist. Der Krisenstab arbeitet verlässlich-professionell, entscheidet zügig und klar. Die Feuerwehr erledigt Aufgaben in Rekordzeit, Stadtbedienstete melden sich freiwillig, um in stark belasteten Ämtern auszuhelfen. Was früher Monate oder Jahre dauerte, wird in Stunden vollzogen. Das Engagement aller ist sensationell. Daraus kann man für den Alltag der Zukunft lernen. Wie gut, dass sich zum Jahrtausendwechsel nicht die neoliberalen Propheten durchgesetzt haben, die den Vater Staat zum schlaffen Staat schrumpfen wollten!
Die meisten reagieren besonnen und verantwortungsvoll
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Zweitens: Die überwiegende Mehrheit der Menschen reagiert bisher besonnen und handelt verantwortungsvoll – auch wenn jetzt nicht allen Bürgern die Dramatik der Lage nach wochenlangen Beruhigungstönen von Ärzten und Politikern („Wir sind gut vorbereitet“, „Nicht schlimmer als eine Grippe“) so bewusst ist, wie es sein sollte. Nach hysterischen künstlichen Aufgeregtheiten um Kassenbons bei Bäckern oder zu dünnen gelben Säcken der vergangenen Jahre ist allen Bürgern nun klar: Schluss mit diesem Wohlstands-Quatsch, jetzt ist es ernst. Man bietet Hilfe bei Nachbarn an, Priester bitten zum tröstenden Telefongespräch, Händler richten einen Lieferservice für Ältere an. Solidarität first! Klasse!
Begeisterung für Populisten verpufft
Drittens: Die Hoch-Zeit der Populisten und Schreihälse ist erst einmal vorüber. In Krisenzeiten sieht man, dass Blender nichts zu bieten haben, schon gar keine echten Lösungen. Sie wollen nur spalten, chaotisieren und hysterisieren. In Krisenzeiten wenden sich Menschen den handelnden Akteuren an der Spitze von Ministerien und Rathäusern zu. Das Grundvertrauen ist hoch: Bei allen Fehlern, die natürlich Regierenden, Politikern, Experten und Verwaltungsbeamten in solchen Akutsituationen auch unterlaufen, sind hier professionelle Strukturen und jahrzehntelange Erfahrungen gebündelt. Wertvoll – nicht nur in Krisenzeiten!
Oberhausen hat schon viele Notlagen überstanden. Der Menschenschlag im Ruhrgebiet, gerade auch in unserer Stadt, zeichnet sich durch Solidarität, Hilfsbereitschaft und Engagement aus. Deshalb werden wir auch diesen Angriff durch die unsichtbare Gefahr verkraften und bewältigen – und daraus sogar Zuversicht und Stärke für bessere Zeiten gewinnen.