Oberhausen. Der Oberhausener Oberbürgermeister hält die einschneidenden Maßnahmen gegen das Coronavirus für richtig – um das Schlimmste zu verhindern.
Täglich kommen jetzt am frühen Morgen die Verantwortlichen von Polizei, Feuerwehr, Ordnungsamt, Gesundheitswesen und Verwaltungswesen im Rathaus zusammen, um als Corona-Krisenstab weitreichende Entscheidungen für Oberhausener Bürger zu fällen.
Oberbürgermeister Daniel Schranz und Krisenstabsleiter Michael Jehn (Ordnungs- und Personaldezernent) haben die Entscheidungen maßgeblich gegenüber der Öffentlichkeit zu verantworten und zu vertreten. Wir sprachen mit Stadtoberhaupt Daniel Schranz über die Lage in Corona-Zeiten.
Herr Oberbürgermeister, in der Corona-Krise müssen Sie und der Krisenstab einschneidende Maßnahmen für Oberhausener beschließen. Wie groß empfinden Sie den Druck, das Richtige zu tun?
Daniel Schranz: Alle an den Entscheidungen beteiligten Kräfte sind sich ihrer großen Verantwortung hier sehr bewusst. Solche Maßnahmen hat es mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg in Oberhausen nicht gegeben. Alle tun das Bestmögliche, um der drohenden blitzartigen Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. Unser ganzes Handeln ordnet sich dem unter - und alle sind sich der Tragweite der Entscheidungen bewusst. Das darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Sie hatten in der vergangenen Woche versprochen, das öffentliche Leben nicht lahm zu legen. Nun müssen Sie das doch vollziehen. Wie kam es zu solch einer Fehleinschätzung?
Da haben Sie sicher etwas falsch verstanden. Kein verantwortlicher Politiker in Deutschland – mich eingeschlossen – hat in diesen Tagen überhaupt irgendetwas versprochen, was die Vermeidung von weitergehenden Maßnahmen betrifft. Klar ist aber auch: Wenn man die Oberhausener vor fünf Tagen gefragt hätte, ob der Staat zu solchen Maßnahmen greifen muss, hätten die allermeisten das nicht für möglich gehalten. Das geht mir genauso. Wir müssen aber unsere Gangart deutlich verschärfen. In Norditalien ist ein sehr gut ausgebautes Gesundheitssystem schlagartig an seine Grenzen geführt worden – und die Zahl der Toten steigt. Die Experten des Robert-Koch-Instituts und die beratenden Virologen haben ihre bisherige Einschätzung der Lage stark verändert.
Welche Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen in den letzten Tagen?
Das kann ich so nicht sagen, die Maßnahmen sind an vielen Stellen sehr einschneidend. Wenn alle bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Virus-Ausbreitung abzubremsen, müssen wir die Einschnitte noch einmal erweitern.
Welche Entscheidung war in den vergangenen Tagen im Krisenstab besonders umstritten?
Eigentlich keine. Denn geprägt ist die Stimmung von einer sehr besonnenen, aber auch konsequenten Herangehensweise – und von einer großen Einmütigkeit, das Notwendige zu tun. Auch am Wochenende waren alle zentralen Verwaltungsbereiche hier im Rathaus besetzt, es gibt viele Freiwillige, die sich für die Stadt einsetzen. Die überwiegende Mehrheit der Bürger kritisiert nicht die Einschnitte, sondern sie ist von der Einstellung getragen, dass die Stadtverwaltung in dieser Lage das nötige Sinnvolle macht. Alle Signale, die mich erreichen, sind von großer Solidarität gekennzeichnet.
Halten Sie die Maßnahmen in dieser Größenordnung insgesamt für berechtigt, obwohl doch bisher so wenige Menschen tatsächlich in Oberhausen infiziert sind?
Tatsächlich ist die Gefahr durch das neue Coronavirus für alle ganz schwer zu begreifen. Wir erleben zwar in Oberhausen bisher keine hohen Fallzahlen oder eine Überfüllung von Krankenhäusern mit Patienten, die Atembeschwerden haben. Blicken wir aber in die Lombardei nach Italien, also in eine der reichsten Regionen Europas, sehen wir, dass Patienten in Turnhallen untergebracht werden müssen und die Beatmungskapazitäten nicht ausreichen. Ich denke, dass unser Gesundheitssystem noch belastbarer ist. Trotzdem müssen wir unbedingt die schlagartige exponentielle Ausbreitung des Virus unterbinden, damit es nicht auch bei uns zu einer Überforderung des Gesundheitssystems kommt. Wir wollen nicht in die Situation geraten, dass Menschen, die gerettet werden könnten, versterben, weil wir plötzlich zu viele Patienten auf einen Schlag behandeln müssen. Das Ziel ist, die Zahl derjenigen Patienten, die auf einer Intensivstation liegen müssen, über einen so langen Zeitraum zu strecken, dass unser Gesundheitssystem nicht überfordert wird und Menschen unnötig sterben.
Welche weiteren Einschnitte für Bürger stehen noch an? Müssen bald alle 14 Tage zu Hause bleiben?
Andere Länder in Europa greifen tatsächlich zu noch schärferen Maßnahmen wie Spanien, Frankreich oder Italien. Bei uns sind die Fallzahlen noch nicht so hoch, deshalb hat sich die Bundesregierung zu Mehr-Schritt-Maßnahmen entschlossen. Jetzt wird man beobachten müssen, wie sich die neuen Regelungen auswirken auf das Verhalten des Virus’. Wie sich das weiter entwickeln wird, weiß zur Stunde noch niemand – auch nicht die Epidemiologen.
Nach dem Pandemieplan sollen Politiker klar, eindeutig und schnell entscheiden, um die Bürger nicht zu verunsichern. Tatsächlich gab es in Deutschland sehr unterschiedliche Einschätzungen und Darstellungen zur Pandemie. Was muss sich in Zukunft verbessern?
Eine solche Pandemie ist zum Glück kein Regelfall der Politik, sondern erinnert an die Spanische Grippe vor hundert Jahren. Auf der einen Seite kann man sehen, dass wir zwar durch unser föderales System eine große Stärke haben, weil wir Verantwortungs- und Entscheidungsträger in den Ländern und in den Kommunen sehr nah an der Situation der Bürger vor Ort haben. Aber dies darf nicht dazu führen, dass wir zu lange über den einheitlichen Umgang mit solch einer Krise in Deutschland diskutieren müssen, weil wir 16 Bundesländer haben. Nach der Krise müssen wir darüber reden, ob der Bund mehr Rechte erhält, eine solche Pandemie einheitlich zu regeln.
Wie schützen Sie sich selbst vor Ansteckung?
Alle Veranstaltungen mit mir sind abgesagt worden – mit Ausnahme der internen Verwaltungssitzungen. Wir müssen jetzt noch mit der Politik diskutieren, wie wir in den nächsten Wochen dringende Entscheidungen treffen. Nicht zwingende Sitzungen der Gremien werden wir absagen. Ansonsten befolge ich die Regeln des Robert-Koch-Instituts: Abstand halten, auf das Händeschütteln verzichten und sehr regelmäßig die Hände waschen.
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