Oberhausen. Seit Jahren geben Besucher des Kaisergartens Oberhausen Tieren das falsche Futter. Regeln werden ignoriert. Kommt jetzt ein generelles Verbot?
Einige Besucher lernen es offenbar nie: Schon wieder sind viele Tiere im Kaisergarten Oberhausen krank, weil Besucher sich nicht an die Regeln gehalten und die Tiere trotz Verbots mit mitgebrachten Lebensmitteln gefüttert haben. Am schlimmsten getroffen hat es aktuell drei Esel und ein Pony. Sie sind an Koliken erkrankt, die tödlich enden können. Kommt jetzt ein generelles Fütterverbot?
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Solch unpopuläre Maßnahmen müsse man ernsthaft in Betracht ziehen und und öffentlich diskutieren, sagt Dr. Anette Perrey, Leiterin des Tiergeheges im Kaisergarten. Eine andere Möglichkeit wäre, Gräben um die Gehege zu ziehen oder die Tiere auf andere Art von den Besuchern zu trennen. So wie es die meisten Zoos machen. De Biologin ist hin- und hergerissen. „Denn eigentlich möchten wir das nicht.“ Es gehöre zum Konzept des Kaisergartens, dass die Besucher nah an die Tiere heran können, sie streicheln und in manchen Fällen eben auch füttern dürfen. Mit dem Spezial-Futter aus den Automaten.
Esel, Schafe und ein Pony sind krank
„Aber die Tiere leiden“, mahnt Perrey. Die Lage sei ernst, es gehe nicht um leichte Beschwerden der Tiere. „Sie haben schwerwiegende Probleme.“ Neben den Eseln und dem Pony sind auch viele Schafe erkrankt, sie leiden an Durchfall. Perrey ist sicher: Grund ist die falsche Fütterung durch die Besucher. Ob Brot, Kartoffeln, Nudeln oder Paprika: Die Mitarbeiter des Tiergeheges beobachten immer wieder, dass die Besucher Futter von zu Hause mitbringen und in die Gehege werfen.
„Wir sprechen die Besucher gezielt auf ihr Fehlverhalten an“, sagt Perrey. Und in den meisten Fällen seien die Ertappten dann auch einsichtig. Viele seien sich überhaupt nicht im Klaren darüber, dass ihr Verhalten Tierquälerei ist. Doch um dem Problem Herr zu werden, müssten die Tierpfleger viel mehr Besucher ansprechen. Und das sei in der Praxis nur mit einem vermehrten und damit kostenintensiven Einsatz von Personal möglich. „Dafür müssten wir Geld aufbringen, das uns dann an anderer Stelle fehlt.“ Bei einem ohnehin schon kostenintensiven und trotzdem bisher eintrittsfreien Angebot eine kaum zu leistende Möglichkeit.
Tiere mussten eingeschläfert werden
Seit Jahren hat das Tiergehege im Kaisergarten Oberhausen Probleme mit Besuchern, die die Tiere verbotenerweise füttern. Die Rate der Totgeburten ist gestiegen, einige Tiere litten so qualvoll an den Folgen der falschen Fütterung, dass sie eingeschläfert werden mussten. Als erste Maßnahme führte der Tierpark 2017 neues Spezial-Futter ein. Besucher dürfen seitdem ausschließlich dieses Futter nutzen. Und auch nur bei den Tieren, die ausdrücklich gefüttert werden dürfen. Für einige Tiere gilt ein generelles Verbot; Schilder weisen darauf hin.
Probleme auch andernorts
Oberhausen ist mit den Problemen im Kaisergarten nicht allein. Auch in anderen Tierparks in der Region erkranken immer mehr Tiere, weil Besucher das Falsche füttern. Im Gysenbergpark in Herne werfen Unbelehrbare sogar giftige Zweige in das Alpaka-Gehege. In Witten verfüttern Besucher eines Wildgeheges Kekse und Süßigkeiten.
Im vergangenen Jahr starb ein Rothirsch im Tierpark Weeze an falschem Futter. Erst vor wenigen Wochen ist in Recklinghausen ein seltener Girgentana-Ziegenbock gestorben: „Titus“ wurde zu Tode gefüttert.
Einige Zoos in der Region trifft es noch härter: Im Dortmunder Zoo haben Besucher Ziegen geschlagen und getreten. Im Bochumer Tierpark sind Riesenschildkröten mit Steinen beworfen worden. Der Zoo in Krefeld muss seine Tiere mittlerweile mit Sicherheitskräften vor aggressiven Besuchern schützen.
In einer schriftlichen Erklärung betont die Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM) als verantwortliche Stadttochter die Beliebtheit des Tiergeheges. Vor allem an den Wochenenden besuchten viele Familien aus Oberhausen und der Umgebung das Tiergehege – bei freiem Eintritt. „Wir würden nur ungern etwas an dem erfolgreichen und traditionsreichen Konzept ändern, aber in erster Linie müssen wir das Wohl der Tiere im Auge behalten“, sagt Anette Perrey.