Oberhausen. Mit Lise Wolle und Burak Hoffmann inszeniert Emel Aydoğdu das Belfast-Drama „Mojo Mickybo“. Die Premiere steigt am 31. Januar im Saal 2.

Ein Soldat in voller Kampf-Montur und mit rotweißer Kokarde am Barrett kauert angespannt vor der brandigen Mauer eines roten Ziegelhauses – und sommersprossige Zehnjährige schreien ihm ihren Hass entgegen. Ein berühmtes Bild aus dem schlimmsten Jahrzehnt des Nordirland-Konflikts. „Mojo Mickybo“, das Jugenddrama von Owen McCafferty erzählt von diesen 1970er Jahren in Belfast – und Emel Aydoğdu sagt: „Ich wurde sofort warm mit diesem Text.“

Die aus einer kurdischen Familie stammende Regisseurin inszeniert mit Lise Wolle und Burak Hoffmann dieses Schauspiel über eine Freundschaft in hasserfüllter Zeit. Die Premiere beginnt – ausgerechnet – am Vorabend des Brexit: am Freitag, 31. Januar, um 18 Uhr im Saal 2 des Theaters. „Die Frage, was eine Freundschaft zusammenhalten kann“, darin sieht Dramaturgin Elena von Liebenstein den zentralen Punkt dieses Textes – der eben nicht nur einen historischen Moment in der Geschichte Irlands erzählt. „Den Konflikt benennen wir“, sagt die Regisseurin. „Und sehen darin Universelles“, ergänzt die Dramaturgin.

„Beide finden neue Stärke durch ihre Freundschaft“

Mojo (Lise Wolle) kommt die Straße hoch geschlendert, Mickybo (Burak Hoffmann) über die Brücke spaziert. McCafferty erzählt keine Geschichtsstunde, sondern lässt seine anfangs noch kindlichen Helden das ganze Lager-Denken souverän ignorieren. Viel spannender sind für Mojo und Mickybo die coolen Ganoven aus „Butch Cassidy and the Sundance Kid“, damals der überragende Kinohit mit Paul Newman und Robert Redford. „Beide finden neue Stärke durch ihre Freundschaft“, sagt Elena von Liebenstein. „Doch die wird krass auf die Probe gestellt.“

„Peace Wall“ heißen in Belfast jene kilometerlangen Mauern, die katholische und protestantische Quartiere trennen.
„Peace Wall“ heißen in Belfast jene kilometerlangen Mauern, die katholische und protestantische Quartiere trennen. © Getty | Sion Touhig

Als Kämpfer gegen den Ungeist der Paramilitärs sieht Emel Aydoğdu die jungen Protagonisten – deren Darsteller sich Owen McCafferty übrigens als Männer Ende 30 gewünscht hatte: So sollen sie aus der Erinnerung in ihre Abenteuer der 1970er springen. In einer Stadt, die bis heute vielfach von vier Meter hohen „Friedensmauern“ zerteilt ist, finden sie ihre geheimen Treffpunkte. Dort glauben sie, dass die „Troubles“ sie nicht berühren könnten.

„Wir hatten eine unheimlich tolle Probenzeit“

„Super kreativ“, so lobt Emel Aydoğdu ihr Darsteller-Duo, das auch gleich alle anderen Parts übernimmt: von den bösen Jungs ihrer Altersgruppe bis zu den Eltern oder den Kartenabreißern im Kino. „Wir hatten eine unheimlich tolle Probenzeit.“ Die Choreographie der Kampfszenen begleitete Oliver Sproll, Dozent für Physical Theatre. Und Kostümbildnerin Hsin-Hwuei Tseng achtete darauf, dass in den „militärisch angehauchten“ Outfits auch alle Bewegungen möglich sind: „Und fast alle Requisiten passen in die Taschen.“ Yotam Schlezinger, der mit seiner Musik auch schon den Wasserturm im Hauptbahnhof klingen ließ, spielt mit den Sounds des Straßenkonflikts: Sirenen, Schüsse und das chorische Geschrei der Kinderbanden.

Premiere steigt sechs Stunden vor dem Brexit

Die Premiere von „Mojo Mickybo“ beginnt bereits um 18 Uhr am Brexit-Freitag, 31. Januar, im Saal 2 des Theaters. Premierenkarten kosten 18 Euro, ermäßigt 5 Euro, 0208 - 8578 184, theater-oberhausen.de

Weitere Aufführungen im Februar folgen am Mittwoch, 5., um 19.30 Uhr, Donnerstag, 6., um 11 Uhr, Samstag, 15., um 18 Uhr, Dienstag, 18., um 11 Uhr und Freitag, 28., um 18 Uhr. Das Theater empfiehlt diese Inszenierung für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren.

Erst an drei deutschen Theatern war „Mojo Mickybo“ bisher zu sehen – in der englischsprachigen Welt war’s ein großer Bühnenerfolg für Owen McCafferty, der in Belfast im Vorjahr seinen ersten Film vollendet hatte: „Ordinary Love“ mit dem großen Liam Neeson in der Hauptrolle. McCaffertys rotzige Cowboy-Fans und wie sie den „Troubles“ trotzen, sind hierzulande noch, meint Elena von Liebenstein, „ein echter Geheimtipp“.