Oberhausen. Früher als sonst haben die Oberhausener die Narrensession eröffnet. Auf dem Friedensplatz scherzte der Hoppeditz über Schleichwege auf der A516.
Der Hoppeditz hat in diesem Jahr viel zu erzählen – vielleicht haben die Macher des hiesigen Karnevals auch deshalb den Sonntag zum Start in die Session ausgewählt, obwohl der klassische Elfte im Elften ja erst einen Tag später im Kalender steht.
Hoppeditz schlüpft als Frühaufsteher hurtig aus dem Gasometer
Der Zuspruch gibt den Ideengebern durchaus recht. Schon um 11.11 Uhr drängen sich mehrere Hundert in ihren Vereinsuniformen gewandete Narren auf dem Friedensplatz. Das Festzelt platzt fast aus allen Nähten. Angesichts des Sonnenscheins hätte die Eröffnungsparty aber auch als Open-Air-Ausgabe funktioniert. So gibt es immer wieder Grüppchen, die sich in der Sonne zum Schunkeln verabreden. Narrenherz, was willst du mehr?
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Als eine gewaltige Tonne sich den Weg ins Festzelt bahnt, schauen sie dann doch alle neugierig hin. Die gesellschaftlich kritische und amüsante Rede der närrischen Figur Hoppeditz steht an und setzt diesmal auf eine lokal eng verankerte Symbolik. Der Gasometer feiert 90 Jahre – ein verspielter Nachbau im Miniformat (immerhin 1,50 Meter hoch) wird nun gen Bühne geschoben. Der Inhalt hat was zu sagen: Der Hoppeditz, alias Hagen Hoffmann, springt aus dem Geburtstagsmonument. Tusch!
Brexit sorgt beim Hoppeditz für Erstaunen – und schottische Noten
„Mann, wat hab’ ich mich erschreckt. Einen Tag zu früh wurd’ ich geweckt. Und dat ist wirklich wunderbar. Der Hoppeditz ist wieder da!“ Hurtig reibt er sich die Müdigkeit aus dem Gesicht. Das Nachthemd flattert, die Melone auf dem Kopf wird zurecht gerückt.
Die Zeit ist sowieso kostbar – seine Rede umfasst acht Seiten. Global steht der Brexit hoch im Kurs der spöttischen Betrachtung. „Zwischen Schotten und England ging’s schon immer rund. Doch wegen der EU blieb man im Verbund. Doch England hat auf die EU keinen Bock. Und die Schotten steh’n nun da im kurzen Rock!“
Es ist also kein Zufall, dass Hoffmanns Gefolge in schottischen Gewändern auf der Bühne steht. Sogar ein Dudelsackspieler sorgt für den guten Ton, zu einem Thema, das ja eher für Verstimmung sorgt. „In England ist es eigentlich Sitte, stets höflich zu sein. Doch schaut man dort ins Parlament hinein, fällt einem wirklich nichts mehr ein!“
Marode Schulgebäude, Taxifahrten und Protest gegen Parkautomaten
Das lokale Leben wird danach noch ausführlicher seziert. Auf Taxifahrten von Lokalpolitikerinnen, das bepflanzte Dach des neuen Jobcenters und marode Schulgebäude wird angespielt. Für Zwischenapplaus sorgen jüngst zurückliegende Aufregerthemen.
„Als Pendler hat man es ja eh schon schwer – mit dem öffentlichen Nahverkehr. Drum hat man auch für teuer Geld Ticket-Kisten hingestellt.“ Der zurückliegende Protest von Anwohnern und Autofahrern gegen die höheren Parkgebühren und die Ausweitung der gebührenpflichtigen Parkzonen in Alt-Oberhausen schallt noch im Karneval nach.
Riesenrad am Centro – und Schleichwege auf der Autobahn 516
Närrisches Programm rahmt den Hoppeditz
Auf Sparflamme kochte das Erwachen des Hoppeditz auf dem Oberhausener Friedensplatz nicht gerade. Neben der Eröffnungsrede tanzten viele Vereine. Darunter die KG Weiss-Grün Hoag, die Blauen Funken, die Ehrengarde, Eisenheim Zick-Zack und die GOK mit der OKG Harmonie.
Die künftigen Regenten grüßten – noch nicht im Ornat – kurz von der Bühne. Ab Samstag beginnt dann der Reigen der Inthronisierungen. Die Prinzenkürung von Dirk I. (Loege) ist in der Luise-Albertz-Halle bereits ausverkauft.
Der Straßenverkehr taucht beim Hoppeditz sowieso mehrfach auf: Der Brückenschlag vom neuen Riesenrad am Centro zum Stau zur Weihnachtszeit fällt der närrischen Figur leicht. „Darum wär es langsam auch mal nett, gäb es ein Verkehrskonzept. Weil, wenn man es beim Namen nennt. Die Stadt hat über 20 Jahre gepennt. Während die Kassen süßer nie klingeln, können wir mit 40 über die 516 tingeln.“ Ein Referat über Schleichwege.
Harte Worte an manchen Stellen, doch als Rumpelstilzchen gibt sich der Hoppeditz nicht. Auf dem Friedensplatz, vielleicht kein Zufall, mahnt er Bewegung gegen eine Verrohung der Gesellschaft an. „Drum reich deinem Nachbarn mal die Hand. Benutze öfters den Verstand. Manchmal reicht ein kleines Lachen.“
Ein dreifacher Tusch – und die Karnevalsession kann starten!