Oberhausen. Eine schwach besuchte Jahresmitte bringt das beliebte Oberhausener Ebertbad in Bedrängnis. Wie Besucher dem Kleinkunst-Tempel nun helfen können.
Krisen haben sie im Ebertbad schon einige gemeistert. Doch dieses Jahr wird bei Betreiber Hajo Sommers ganz sicher keinen Ehrenplatz erhalten. Im Frühjahr erlitt der rührige Kulturtreibende einen Schlaganfall. Ein leichter, aber nichts für die leichte Schulter. Zwangspause! Und auch im beliebten Kleinkunst-Tempel begann die Sommerflaute ungewöhnlich früh – so dass die Macher auf die angespannte finanzielle Lage nun reagieren. Mit neuen Ideen.
„Das war ein schlechtes Jahr für uns, nach ewigen Zeiten“, sagt Sommers ungeschminkt. „Obwohl sich alle hier den Arsch aufgerissen haben.“ Gründe für die schwierige Phase der über die Stadtgrenzen hinaus beliebten Spielstätte für Theater, Kabarett, Comedy und Musik gibt es viele. „Zunächst fing der Sommer schon im April an“, erklärt der Bademeister. Der April und Mai sind aber normalerweise starke Veranstaltungsmonate vor dem Sommerloch mit Freibadwetter. In diesem Jahr reichte die Flaute aber vom Frühjahr bis Mitte August. Von 30 bis 40 Prozent Umsatzeinbußen spricht Hajo Sommers. Es gab fünf statt der sonst zwei ruhigen Monaten. „Es fehlt Geld in der Kasse!“
Sommers musste Kosten reduzieren – und schweren Herzens auch Personal abbauen. Drei von 16 Festangestellten sind nicht mehr dabei. Sämtliche Ausgaben standen auf dem Prüfstand. Hinzu kommt, dass sich Betriebskosten gegenüber der Anfangszeit verdoppelt hätten. Allein wenn Sommers an die Gema-Gebühren denkt, runzelt er die Stirn.
Berühmte Comedians gehen in die großen Arenen
Seit 21 Jahren kennt der 60-Jährige, der mit Kabarettistin Gerburg Jahnke dauerverlobt ist, das Auf und Ab des Veranstaltungsgeschäfts. „Alle paar Jahre gibt es mal einen Hänger, dann haben die Leute einfach keine Lust auf etwas Lustiges.“ Normalerweise dreht sich der Wind wieder schnell. Doch immer mehr Comedians wie Mario Barth und Chris Tall buchen mittlerweile große Arenen, in denen die Karte meist teurer ist. „Wer dort als Zuschauer hingeht, den habe ich für den Monat als Kunden verloren.“
Rund 400 Plätze gibt es im Ebertbad, bei 74 Prozent Auslastung sehe es gut aus, rechnet Sommers vor. „Es gibt Vorführungen, die erreichen 100 Prozent, aber es gibt auch welche, die nur 20 Prozent haben.“ Die Mischung macht es hier. Die Eigenproduktionen sind für den Kleinkunst-Tempel wichtige Einnahmequellen. Momentan läuft die aktuelle Produktion „Herzscheiße“ von Gerburg Jahnke. Für das kommende ist Jahr ist etwas Neues geplant. Es wird schon daran geschrieben. Auch „Ganz oder gar nicht“ und „Pommes“ sollen 2020 auf die Bühne zurückkehren.
Sie haben am Ebertplatz viel überlegt und reichlich gerechnet. Ein neuer Förderverein mit dem heiteren Namen „Schwimmhilfe – Freundeskreis für gepflegte Unterhaltung“ verfolgt einen ernsten Hintergrund. Kulturelle Veranstaltungen im Ebertbad und an anderen Orten in Oberhausen sollen nachhaltig unterstützt werden. Noch im Oktober geht es wahrscheinlich los.
Auch Besucher können helfen. 280 Stühle stehen noch für Stuhlpatenschaften bereit. Ab 238 Euro können Gönner dann die Stühle für zwei Jahre „adoptieren“. Dafür gibt es eine Messingplakette auf dem Stuhl und eine Urkunde. Und die Unterstützer werden samt einer Begleitung pro Jahr zu einer Eigenproduktion eingeladen.
Auch das Ebertbad selbst stellt sich künftig breiter auf. „Abhängigkeit von Kleinstkunst bereitet Probleme“, weiß Sommers. Außenprojekte wie Verkaufsstände bei Feierabendmärkten in Oberhausen und Sterkrade gibt es schon. Bei Firmen- und Privatveranstaltungen kümmert sich das Ebertbad auf Wunsch um Getränke und Service. „Um das große Ganze und die Arbeitsplätze zu sichern.“
Seit September hat sich das Kleinkunst-Geschäft etwas gefangen. „Die Leute kommen wieder!“ Einen Trend, den Sommers unbedingt konservieren möchte. „Das alles war schon ein bisschen hart.“