Oberhausen. Schonungslos offen sprach KKO-Chef Christian Eckert in der Bezirksvertretung Osterfeld über die Lage des Katholischen Klinikums Oberhausen (KKO).
240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen gehen. Das St.-Josef-Hospital in Alt-Oberhausen wird geschlossen. Der Standort St.-Marien-Hospital in Osterfeld wird auf Geriatrie (Altersmedizin) und Psychiatrie reduziert. Als einziges Vollkrankenhaus bleibt St. Clemens in Sterkrade erhalten. Schon im März soll das Insolvenzverfahren für das Katholische Klinikum Oberhausen (KKO) abgeschlossen und an einen neuen Investor übergeben sein. Diese harten Entscheidungen präsentierte Christian Eckert erstmals direkt den Politikern in der Bezirksvertretung Osterfeld. Dort hatte die SPD um einen Sachstandsbericht gebeten. Der Diplom-Kaufmann ist einer der beiden neuen Geschäftsführer des KKO, die den katholischen Klinikverbund aus der Pleite führen sollen. Das KKO hatte im Juli Insolvenz angemeldet.
Schon 30 Bewerbungen für Übernahmen
Für die Übernahme einzelner Häuser und Dienste, auch von Altenheimen, lägen bereits 30 Bewerbungen vor, erklärte Eckert. Ende des Monats laufe die Abgabefrist für Angebote aus. Ob alle Einrichtungen in katholischer Hand bleiben, sei völlig offen. „Ziel des Insolvenzverfahrens ist die bestmögliche Befriedigung der Gläubiger“, der Geldgeber also, sagte er. Eckert selbst gehört, wie auch sein Co-Geschäftsführer Dr. Reinhard Wichels, ein Arzt, der Münchner Unternehmensberatung WMC Healthcare an. Sie ist auf das Gesundheitswesen spezialisiert. Schonungslos offen, aber mit einer klaren Perspektive schilderte er vor der Bezirksvertretung die Lage.
2013 waren drei der vier katholischen Krankenhäuser in Oberhausen mitsamt Altenheimen und Pflegediensten zum KKO-Verbund zusammengeschlossen worden. Eine Strukturreform, wie sie das jetzt erarbeitete Sanierungsprogramm vorsieht, wäre schon damals fällig gewesen, sagte Eckert. Denn mit zusammen 900 Betten sei das KKO von Anfang an überdimensioniert gewesen. Die Richtzahl des Landes NRW dafür gehe von 700 Betten aus. „Im Schnitt sind aber nur 500 Betten ausgelastet“, so Eckert. Das sei niemals profitabel. Da könnten sich die Beschäftigten noch so anstrengen.
Seit 2017 Millionenverluste
In der Folge dieser Unterlassung hätten sich seit 2017 rote Zahlen, Millionenverluste nämlich, angehäuft: 2017 und 2018 jeweils fünf Millionen Euro und in diesem Jahr acht bis zehn Millionen Euro. Eckert: „Die Krankenhäuser sind dabei das Hauptproblem.“ Die Einrichtungen der Altenpflege würden ausgeglichene Ergebnisse aufweisen. Ihr Fortbestand sei sehr sicher, aber mit einem oder mehreren neuen Eigentümern. „Eventuell ist bei getrennter Veräußerung ein besserer Preis zu erzielen“, sagte der KKO-Sanierer.
„Es gibt kein neues Geld“, begründete der Insolvenzverwalter den jetzt eingeschlagenen harten Sanierungskurs. Die drei katholischen Pfarrgemeinden und das Bistum Essen als Gesellschafter würden ja selbst seit Jahren für sich Sanierungsprogramme entwickeln, um ihre Kostenbelastung zu reduzieren. Das KKO betreibt ein Insolvenzverfahren in sogenannter Eigenverwaltung. Das ist nur zulässig, wenn das Insolvenzgericht darin keine weiteren Nachteile für die Geldgeber sieht. Das Haupt-Insolvenzverfahren beginnt laut Eckert im Oktober.
Großer Sanierungsstau
Wie dramatisch die Situation beim KKO ist, verdeutlichte er an folgenden Zahlen: Allein am Gebäude des St.-Josef-Hospitals an der Mülheimer Straße gebe es einen Sanierungsstau von 62 Millionen Euro, darunter acht Millionen Euro für Brandschutz und Wasserleitungen. Auch die anderen Standorte hätten ihre Mängel. Die könne man aber aus eigener Kraft stemmen, wenn das KKO nur endlich auf eine tragfähige Grundlage gestellt würde.
„Krankenhäuser müssen heute, um investieren zu können, profitabel sein“, erklärte Eckert den Lokalpolitikern. Die mit der Schrumpfung der Zahl der Betten angepeilte Auslastung von 80 bis 90 Prozent gegenüber heute 60 bis 65 Prozent sei dafür eine gute Ausgangslage. Allerdings müssten zehn Prozent der heute 2370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leider gehen. Und das gehe auch nicht ohne betriebsbedingte Kündigungen. Denn der natürliche jährliche Zu- und Abgang beim Personal betrage nur rund 200 Personen.
„Kein Versorgungsproblem“
Probleme mit der Krankenhausversorgung in Oberhausen sieht Eckert durch das Konzept nicht. „Es gibt kein Versorgungsproblem“, erklärte er. Die Landesplanung gehe von 30 Minuten Fahrtzeit bis zum nächsten Krankenhaus aus. „Das ist hier überall gegeben.“