Oberhausen. Der größte Gesundheitsversorger in Oberhausen steht vor harter Sanierung: Jobs und Standorte des Katholischen Klinikums KKO werden reduziert.
Der größte Gesundheitsversorger in Oberhausen, das Katholische Klinikum KKO, mit drei Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegediensten muss sich überraschend einer harten Rosskur unterziehen: In einem selbst beantragten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung will die Geschäftsführung eine strukturelle Finanzkrise bewältigen, die Arbeitsplätze und Krankenhaus-Standorte in Oberhausen kosten wird.
Das KKO hat die Reißleine ziehen müssen, weil der Klinikbetreiber und Pflegedienstleister seit drei Jahren betrieblich mit Verlust arbeitet – Monat für Monat verbrennt das KKO, das sich im Besitz des Bistums und dreier Gemeinden befindet, Geld. Dabei tragen sich Altenheime, Pflegedienstleister und Hospize ordentlich, das Finanzproblem steckt in den drei Krankenhäusern.
An der Seite des seit 2010 agierenden KKO-Geschäftsführers Michael Boos hat man gleich vier externe Fachleute gestellt, die während des Insolvenzverfahrens innerhalb der nächsten sechs bis neun Monate den Laden fit für die Zukunft machen sollen – darunter der erfahrene Münchner Unternehmensberater Reinhard Wichels und der Kölner Insolvenzrechtler Christoph Niering. Nach deren Aussagen erreicht man mit dem frühzeitig beantragten Eigenverwaltungsverfahren, dass so die drohende Zahlungsunfähigkeit im Herbst verhindert wird.
Eine große Chance für das KKO?
„Es ist eine große Chance für das KKO, aus dem Insolvenzverfahren gestärkt hervorzugehen. Das Verfahren ist ein echter Befreiungsschlag: Es bringt uns Zeit und Geld, die notwendigen Umstrukturierungen zu bewältigen“, versichert Niering.
Grundsätzlich profitiert in einem Insolvenzverfahren das angeschlagene Unternehmen: Für drei Monate übernimmt die Bundesarbeitsagentur die Lohnzahlungen – für das KKO ist das eine millionenschwere Summe. Ausstehende Rechnungen werden erst einmal nicht bezahlt und später zum Teil beglichen.
Gesundheits-Wirtschaftsfachmann Wichels bewertet die Zukunft des KKO deshalb durchaus optimistisch: „Das Klinikum hat einen guten Kern, den wir herausarbeiten werden. Es mangelt dem KKO nicht an Patienten, sondern man hat zu lange zu hohe Kosten gehabt. Wir betreiben zu viel Infrastruktur für die von uns behandelten Patienten.“
Die Kosten müssen runter
Mit anderen Worten: Die Kosten müssen runter. Im Insolvenzverfahren kann man das schneller bewältigen als in normalen Zeiten. Intern werden alle möglichen Szenarien besprochen, die Größenordnung des Verlustes an Arbeitsplätzen ist noch nicht klar. Man geht aber von einer dreistelligen Zahl aus – und will dies angesichts von einer jährlichen Fluktuation von 200 Beschäftigten ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen.
Jährlich über 26.500 Patienten
Drei von sechs Oberhausener Krankenhäusern sind 2013 zum Katholischen Klinikum Oberhausen (KKO) fusioniert: Das St.-Josef-Hospital in Alt-Oberhausen, das Marienhospital in Osterfeld und das St.-Clemens-Hospital in Sterkrade. Das KKO betreibt auch drei Altenheime, vier Pflegedienste und drei Hospize.
Der größte Gesundheitsversorger in Oberhausen hat 720 Betten, behandelt jährlich über 26.500 Patienten, beschäftigt 2370 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von 146 Millionen Euro. In Oberhausen gibt es noch das Evangelische Krankenhaus (EKO), die Helios-Klinik St. Elisabeth und das evangelische Johanniter-Krankenhaus in Sterkrade.
Zudem steht mindestens ein Standort auf der Kippe – besonders gefährdet ist das St.-Josef-Hospital, das eine besonders marode Baustruktur mit hohem Investitionsbedarf hat. Aber auch der Standort Marienhospital in Osterfeld wird wieder einmal kritisch beäugt. Alle Optionen liegen auf dem Tisch – auch die Fusion mit einem anderen Partner oder der Verkauf eines Standortes. Wichels: „Das KKO ist groß genug, um am Markt alleine zu bestehen, wir erwägen aber auch die Option, einen Partner zu suchen.“
Betrieb geht für Patienten so weiter wie immer
Und die Patienten? Die haben, so versichern alle Geschäftsführer, nichts zu befürchten. „Es besteht kein Risiko für die Patientenversorgung – im Gegenteil: Nun müssen wir sogar besser sein als vorher“, sagt Niering. Und Michael Boos: „Kein Patient, kein Altenheimbewohner und kein Pflegebedürftiger muss sich Sorgen machen. Unser Betrieb geht in allen Einrichtungen ganz normal weiter.“
Noch 2013 hat das Bistum Essen durch die Fusion von drei katholischen Krankenhäusern in der Stadt gehofft, alle Hospitäler durch Spezialisierung erhalten zu können: Das St. Marien in Osterfeld, das St. Josef an der Mülheimer Straße und das St.-Clemens in Sterkrade.
Doch nun hat nach Angaben der KKO-Geschäftsführung ein ganzes Bündel an Gründen für drei betriebliche Verlustjahre hintereinander gesorgt, darunter auch die Umstrukturierungen der vergangenen Jahre, wie etwa die Verlagerung von Operationen aus Osterfeld nach Sterkrade. Das kostet alles viel Geld. Eines der großen Probleme: Die Krankenkassen kontrollierten wie andere Krankenhäuser auch die Rechnungen des KKO ganz besonders genau – und entdeckten Rückforderungen von Zahlungen in Millionenhöhe.