oberhausen. . Ein Programm fürs Handy macht’s möglich: Jeder Bürger kann Falschparker denunzieren. Die Stadt Oberhausen steht der Technik skeptisch gegenüber.

Mittlerweile kann offenbar jeder zum Hobby-Hilfspolizisten werden – und auf die Jagd nach Falschparkern gehen. Das Auto an einer unerlaubten Stelle abzustellen, gilt als klassisches „Kavaliersdelikt“. Die Gefahr, erwischt zu werden, scheint vermeintlich relativ gering zu sein. Jetzt droht Parksündern aber nicht nur Ärger von Seiten des Ordnungsamtes: Auch Privatpersonen können Parkvergehen dank einer neuen Smartphone-App anzeigen. In Oberhausen steht man der Technik aber noch skeptisch gegenüber.

Sie sind schwer zu finden und nicht umsonst: Freie Parkplätze sind in der Oberhausener Innenstadt rar und kosten Autofahrer im Schnitt 50 Cent pro Stunde. Da ist die Versuchung, sich den Weg zum Parkscheinautomaten zu sparen oder das Auto während eines kurzen Einkaufs im Parkverbot abzustellen, schon mal größer als die Angst vor einem „Knöllchen“. Auch die Strafen erscheinen vielen Autofahrern recht gering: Hat man „Glück“, werden lediglich 10 Euro fällig. Je nach Vergehen kann die Strafe aber auch bis zu 65 Euro betragen.

Viele parken absichtlich falsch

Die Entwickler von „Wegeheld“ ärgern sich nach eigener Aussage, dass viele Autofahrer scheinbar bewusst Strafen in Kauf nehmen und stellen Parksünder deshalb im Internet an den Pranger: Steht ein Auto im Parkverbot, können Nutzer der kostenlosen App dies fotografisch festhalten und das Foto im Netz hochladen oder an das zuständige Ordnungsamt weiterleiten. „Wir möchten auf die Rücksichtslosigkeit und das Ärgernis des Falschparkens aufmerksam machen“, schreibt das Unternehmen dazu auf seiner Homepage.

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Auch in Oberhausen machen Autos, die im Parkverbot stehen, den Behörden immer wieder Probleme. Vor allem, wenn Rettungswege versperrt oder Einsatzfahrzeuge der Polizei oder Feuerwehr durch Falschparker behindert werden, handelt es sich nicht mehr um ein „Kavaliersdelikt“, finden die App-Entwickler. Es könnte also vermuten, dass die Städte sich über die Unterstützung durch die Bürger im Kampf gegen Parksünder freuen.

Anzeigen müssen per Hand unterschrieben werden

Doch Stadtsprecher Martin Berger erklärt, dass die App nicht nur Vorteile habe. Er warnt davor, dass Anzeigensteller sich unter Umständen dem Vorwurf der falschen Verdächtigung aussetzen müssen, da sie meist die einzigen Zeugen des Vergehens sind. Im Zweifel müssten sie vor Gericht aussagen.

Außerdem sei es nicht zulässig, Vergehen allein über die Online-Plattform zu verfolgen: Anzeigen müssen vom Anzeigensteller per Hand unterschrieben werden. „Im Falle der Nutzung allein digitaler Übertragungswege wird der Anzeigeerstatter um Bestätigung des Tatvorwurfs mit seiner Unterschrift gebeten“, sagt Berger. „Andernfalls ist bei einer fehlerhaften Anzeige die Person des Anzeigeerstatters nicht verifizierbar.“

>>>>>>>> Beweisfotos ans Ordnungsamt senden

Seit dem Jahr 2014 gibt es die kostenlose App „Wegeheld“. Nutzer können sie ganz einfach auf ihrem Mobiltelefon installieren. Laut der Entwickler des Programms haben mittlerweile rund 30. 000 Nutzer die App heruntergeladen.

Die direkte Verbindung zum Ordnungsamt per E-Mail-Funktion in der App funktioniert aktuell in den 100 größten deutschen Städten. Offizielle Kooperationen gibt es allerdings nicht. Nutzer können lediglich Beweisfotos an das zuständige Ordnungsamt senden.