OBERHAUSEN. Rund 32.000 Menschen in Oberhausen sind überschuldet. Die Zahl steigt seit Jahren. Auf eine Insolvenzberatung muss man bis zu einem Jahr warten.
- Die Zahl der Überschuldeten in Oberhausen steigt laut einer Studie seit Jahren stetig an
- Mittlerweile sind bereits mehr als 32 000 Menschen in der Stadt betroffen
- Das führt dazu, dass die Wartelisten bei den Beratungsstellen immer länger werden
Immer mehr Menschen in Oberhausen überschulden sich. Mittlerweile können mehr als 32.000 Personen ihre Rechnungen nicht mehr zahlen. Die Wartelisten der Schuldnerberatung werden immer länger. Ursache Nummer eins sei Arbeitslosigkeit, sagen Experten.
Die Zahlen gehen aus dem aktuellen Schuldner-Atlas hervor, den das Unternehmen Creditreform, Wirtschaftsauskunftei und Inkassodienstleister, erstellt hat. Demnach ist die Quote der überschuldeten Oberhausener in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Lag sie im Jahr 2012 noch bei 13,41 Prozent, sind es aktuell 15,17 Prozent. Bei einer Einwohnerzahl von 212.600 (Stand: 31. Dezember 2016) macht das 32.251 Betroffene.
Wartezeit von bis zu einem Jahr
Der häufigste Grund, warum Menschen in Oberhausen in „die Miesen“ rutschen, sei Arbeitslosigkeit, sagt Dagmar Kampmann, Insolvenzberaterin der Caritas. Auf dem zweiten Platz liegen Scheidungen beziehungsweise Trennungen. Krankheiten sind der dritthäufigste Grund, warum Oberhausener ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können.
Dass die Zahlen stetig steigen, kann Dagmar Kampmann bestätigen. Hilfesuchende Oberhausener müssen bei ihr mittlerweile ein Jahr warten, bevor sie einen Termin bekommen. Bis vor acht Monaten betrug die Wartezeit noch ein halbes Jahr; 2009, so erinnert sie sich, gab es überhaupt keine Warteliste.
Kampmann kümmert sich ausschließlich um die Insolvenzberatungen, also um Menschen, die ein entsprechendes Verfahren einleiten wollen oder dies bereits getan haben. Für allgemeine Schuldnerberatungen, also für Menschen, die mit ihren Möglichkeiten noch in der Lage sind, sich selbst zu helfen, ist ihre Kollegin Rita Piroth zuständig. Auch sie merkt, dass sich immer mehr Oberhausener hilfesuchend an sie wenden. Auch ihre Warteliste wird immer länger, doch mit derzeit rund drei Wochen ist sie deutlich kürzer als die der Insolvenzberatung.
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Was rät Rita Piroth den betroffenen Oberhausenern? „Wir schauen uns die Ausgaben und Einnahmen an und fragen: Worauf kann ich verzichten?“ Um der Schuldenfalle zu entkommen, sollten die Betroffenen beispielsweise auf Bezahl-Fernsehen oder teure Handy-Verträge verzichten. Auch einen Strom-Check bietet die Caritas in Zusammenarbeit mit der Oberhausener Verbraucherzentrale an. Der zweite Schritt: Schulden abbauen, eventuell lassen sich Gläubiger auf Ratenzahlungen ein.
Insgesamt 401 Städte und Kreise hat sich Creditreform angesehen. In der Rangliste der Städte mit den meisten Schuldnern liegt Oberhausen mit Platz 20 weit vorn. Trauriger Spitzenreiter ist Bremerhaven mit einer Schuldner-Quote von 20,79 Prozent. Die wenigsten Menschen, die ihre Rechnungen nicht zahlen können, gibt es in Eichstätt (Bayern), Quote: 3,77 Prozent.