Oberhausen. . Das Auskommen mit dem Einkommen ist das Ziel. Auf dem Weg dorthin gibt das Beratungsteam des Diakonischen Werks wichtige Hilfestellungen.
- Wer einmal in der Schuldenfalle sitzt, verliert schnell den Überblick über seine Finanzen
- Die Zahl der Intensivberatungen beim Diakonischen Werk ist deutlich gestiegen
- Schritt für Schritt versuchen die Berater, das Finanz-Chaos ihrer Klienten zu ordnen
Der Dispokredit ist bis zum Anschlag ausgereizt, im Internet bestellte Waren können nicht bezahlt werden, ebenso wenig wie die Ratenkredite oder die Rundfunkbeiträge – die Schuldnerberatung des Diakonischen Werks hat es mit immer umfangreicher werdenden Fällen von Verschuldung zu tun. Während die Zahl der beratenen Personen 2015 gegenüber dem Vorjahr insgesamt leicht zurückging, von 891 auf 883, stieg die Anzahl der Langberatungen – sie benötigen über drei Stunden – im selben Zeitraum von 217 auf 263.
„Manche Menschen, die bei uns Hilfe suchen, haben den Überblick über ihre Verschuldung komplett verloren“, sagt Schuldnerberater Karl Hörnschemeyer. „Sie wissen nicht mehr, bei wem sie überall Schulden haben. Sie haben keine Unterlagen, sie kennen ihre finanzielle Situation überhaupt nicht. Einige sind seit Jahrzehnten verschuldet.“ In diesen Fällen braucht es einige Zeit, um Unterlagen und Auskünfte von Gläubigern zu erhalten und diese zu ordnen.
Verführerisches Internet
Besonders verführerisch seien die vielfältigen Verschuldungsmöglichkeiten durch das Internet, heißt es in dem Jahresbericht. Die Anonymität senkt die Hemmschwelle, etwas zu bestellen. Und die Formen der Ratenkredite werden auch immer verführerischer: kleine, monatliche Rückzahlungen, aber eine lange Laufzeit beispielsweise. „Die kurz- bis langfristigen Zahlungen, die diese Käufe nach sich ziehen, werden nicht bedacht.“ Kommen mehrere Faktoren zusammen, droht am Ende die totale Überschuldung.
Auch ein negativer Eintrag bei der Auskunftei Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) ist kein Hindernis: „Es gibt Internet- und Handyanbieter, da erhält man auch mit negativem Schufa-Eintrag Waren auf Kredit oder einen Handyvertrag“, weiß Hörnschemeyer. Hinzu kommt. Die Auskunftei erhält Informationen über die Bonität von Personen von ihren Vertragsfirmen. „Wenn keine Vertragfirma etwas gemeldet hat, ist die Schufa-Auskunft sozusagen sauber“. Man kann aber durchaus woanders Schulden haben.
Von den 883 Personen, die die Schuldnerberatung des Diakonischen Werks im vergangenen Jahr beraten hat, wurden 430 vom Jobcenter zugewiesen. Dies erfolgt dann, wenn die Verschuldungssituation so angespannt ist, dass eine Vermittlung in Arbeit erschwert wird, weil beispielsweise Lohnpfändungen drohen. Mit insgesamt 572 Personen sind die Arbeitslosengeld II-Empfänger die größte, nach Einkommen zusammengefasste Gruppe, die 2015 beraten wurde. Danach folgen Lohnempfänger (164) und Rentner (62).
Als erste Aufgabe sehen es Hörnschemeyer und sein kleines Team an, dass der Ratsuchende in die Lage kommt, aus seinem vorhandenen Einkommen die Ausgaben für Miete, Strom und Lebenshaltung leisten zu können. Als zweites soll er in der Lage sein, bestehende Rückstände bei Miete und Strom wieder auszugleichen. Anschließend gilt es, die weitergehende Verschuldung bei sämtlichen anderen Gläubigern wie Banken, Versicherungen oder Telefondienstleistern zu regulieren. Langfristig soll zusätzlich verhindert werden, dass jemand wieder in die alten Fehler verfällt und neue finanzielle Verbindlichkeiten entstehen, die ihn überfordern.
„Das Auskommen mit dem Einkommen soll erlernt werden, um so die Lebenssituation zu verbessern“, heißt es in dem Bericht der Schuldnerberatung.
Schuldnerberatung in Oberhausen
Eine Vollzeit- und drei Teilzeitstellen gibt es bei der Schuldnerberatung des Diakonischen Werks Oberhausen. Sie finanziert sich über Mittel der Stadt und des Sparkassenfonds NRW. Die Wartezeit für einen Ersttermin beträgt zwei bis sechs Wochen. Das Büro ist an der Langemarkstraße 19-21. Terminvereinbarung: montags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr, 0208-807 020.
Auch die Caritas, Bahnhofstraße 62 in Sterkrade, bietet Beratungen an: 0208-9404-321 oder 0208-9404-322. Ebenso die Verbraucherzentrale an der Paul-Reusch-Str. 34 (Bert-Brecht-Haus), 0208-9110 8601.