OBERHAUSEN. Mit einer Soiree in der Bar feiert der Förderverein „Theater für Oberhausen“ sein Jubiläum. Lob des Theaters als Ort für intellektuellen Diskurs.
Schwärmerisch und väterlich zugleich sprach Gerd Lepges vom „Baby“ namens Schauspiel, das der Freundeskreis „Theater für Oberhausen e. V.“ in nun 25 Jahren „mit aufgezogen“ habe. Der Vorsitzende des Vereins und Gastgeber der Jubiläums-Soiree in der Bar nannte das (in der deutschen Bühnenlandschaft eigentlich mittelkleine) Große Haus „eines der schönsten Stadttheater“.
Ein Abend der wohl gesetzten und launigen Worte
Es sollte ein Abend der wohl gesetzten bis launigen Worte werden, eingestreut literarische Texte und Musik, die natürlich Kräfte des Ensembles darboten – inklusive Loriots köstlicher Ehe-Szene: „Ich möchte nur hier sitzen!“ Als „Ehe“ – aber ganz ohne Geschrei und heimliche Mordgelüste – ließe sich auch das Verhältnis von Theater und Freundeskreis beschreiben.
Oberbürgermeister Daniel Schranz erinnerte als erster Festredner an die Vereinsgründung „in – freundlich ausgedrückt – bewegten Zeiten“: 1991 hatte Klaus Weise als neuer Intendant das Musiktheater abzuwickeln, um 1992 plakatieren können: „Das Ruhrgebiet hat ein neues Schauspiel.“ Rückblickend sah Schranz Oberhausens Bühne „in gewisser Regelmäßigkeit zur Disposition gestellt“. Der Freundeskreis aber trage die Begeisterung fürs Theater in die Stadtgesellschaft. „Bleiben Sie der Rückhalt unseres Theaters“, so schloss der Oberbürgermeister.
Angejazzte „Winterreise“
Mit Moritz Peschke als Sänger und Otto Beatus als Arrangeur am Klavier ging’s auf eine angejazzte „Winterreise“, die sogar mal wieder einen semi-klassischen Liederabend am Will-Quadflieg-Platz denkbar machte. „Dort gab’s für einen Dollar Krach und Wonne“: Der „Bilbao-Song“ von Weill und Brecht sollte Peschke zum Schluss noch eindrucksvoller gelingen.
Apostolos Tsalastras blickte nur kurz auf sein Manuskript: „Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von mir.“ Der Kulturdezernent und Kämmerer setzte dann in freier Rede lieber neue Akzente – und betonte: „Es gibt heute niemanden, der das Theater in Frage stellt.“ Florian Fiedler, den ebenfalls anwesenden künftigen Intendanten, sollte der Satz freuen.
Kollegiale Hilfe führt zu „Medea“
Nach dem bürgermeisterlichen Lob für den Freundeskreis hob Tsalastras’ Rede ab auf die Bedeutung dieses Ortes „für den intellektuellen Diskurs“, wie er sagte. „Kultur ist die einzige, die ihn gegen jene führen kann, die auf Ängste und falsche Wahrheiten setzen.“
Intendant Peter Carp umkreiste in seinem Dank an den Freundeskreis launig bis ironisch die Begriffe Freund und Freundschaft, griff aber auch den „Diskurs“-Appell des Dezernenten auf: „Wir versuchen eine kollegiale Freundschaft mit geflohenen Kollegen. Der Weg war nicht ganz leicht, manche bekamen Angst.“ Am Freitag, 17. Februar, aber steigt die Premiere von „Medea“ der jungen syrischen Regisseurin Wihad Suleiman.
Unersättlicher Theatergänger
Den unersättlichen Theatergänger Gerd Lepges übrigens hielt Peter Carp am Beginn seiner neunjährigen Oberhausener Intendanz staunend für mehrere Personen: „Wo Sie auch hinfuhren, zu welcher Premiere im Umkreis von 250 Kilometern – die sehen sich ja alle wahnsinnig ähnlich!“