Oberhausen. 1. KG Königshardt hat schon viele Preise für ihre Wagen gewonnen. Oliver Klapp aus Alstaden hat sich für seine Wagenkunst sogar Urlaub genommen.
- Der Karneval in Oberhausen-Königshardt ist ein Treck in den Wilden Westen
- Die Menschen an der Strecke dürfen mit Tonnen an Süßigkeiten rechnen
- Zur Tanzgarde gehören 60 junge Tänzerinnen, die auch beim Zug dabei sind
Der bleiche Revolverheld im Vordergrund, einem Geist gleich, hat soeben seinen Revolver gezückt. Er hat seinen Kontrahenten niedergeschossen. Der ist jetzt so tot wie der Wilde Westen auflebt in diesem imaginären Dorf aus der Spraydose. Fehlen nur noch ein paar Purzelsträucher, die über die von Holzhäuschen gesäumte staubige Straße wehen.
Oliver Klapp (43) hat ganze Arbeit geleistet in einer großen Halle in Holten. Hier hat er die Wagen der Karnevalsgesellschaft Königshardt besprüht. Der Herr der Dosen hat sich mit dem Thema Wilder Westen auseinander gesetzt. Das heißt, er arbeitet immer noch wie im Rausch. Oft bis zum frühen Morgen. Denn am Sonntag, 19. Februar, ist um 11 Uhr Wagentaufe. Bis dahin muss die Westernwelt fertig sein.
Motto passt zu Wildwest-Manieren von Trump
Das diesjährige Motto, das sich eine Pagin überlegt hatte, passt ja nun doch sehr schön zu den Wildwest-Manieren des neuen amerikanischen Präsidenten. Prompt wünscht sich KGK-Vorsitzender Hans Hermann Mleczak in diesem Wüstengebiet auf einem Teil des Elferratwagens „eine Mauer, einen Trump und vielleicht noch einen Mexikaner, der dem Präsidenten vor die Füße reihert“.
Die Bilder zeigen viele Details. Eine Klapperschlange hier, ein kleines dickes Vogeljunges in einem Nest auf einem Zaunpfahl dort. „Eigentlich wollte ich noch einen Geier sprayen, der auf das Junge lauert.“ Aber irgendwie tat Oliver Klapp das Vogeljunge dann Leid. Vielleicht, weil er selber vor sechs Wochen erst wieder Papa geworden ist, Vater der kleinen Sophie, seiner zweiten Tochter.
Seine Familie bekommt ihn im Moment aber nicht so oft zu sehen. Erst düste er nach der Arbeit direkt zur Halle, jetzt hat er sogar Urlaub genommen. Sein Verschleiß an Farbdosen ist beachtlich. „Ich habe hier immer so um die 50 Farbtöne“, sagt Oliver Klapp. Er zeigt auf die Dosen auf einem Wagen. Damit bekommt er diese tollen Schattierungen hin. Für ganz feine Stellen nutzt er aber auch schon mal Airbrush und Pinsel.
Immer ein anderes Motto
Wenn der Oberhausener zur Dose greift, setzt sich Hans Hermann Mleczak schon mal mit einem Kaffee in die Halle und schaut zu. Seit 33 Jahren gibt es die KG Königshardt. „Wir hatten jedes Jahr ein anderes Motto“, sagt Mleczak. Nach jeder Session fahre er in Urlaub und überlege sich etwas Neues.
Der Kontakt zu Oliver Knapp besteht seit 2012. Da gestaltete er Flächen für die 250-Jahr-Feier in Schmachtendorf. Und dann eben die Karnevalswagen. Seitdem hat die KG acht erste Plätze für ihre klasse Wagen gemacht. Allein drei Mal hintereinander gab es einen Preis vom Eulenorden „Närrische Weisheit“, der höchsten Instanz im Oberhausener Karneval.
Oliver Knapp jedenfalls, selbst Mitglied der KG, ist froh, dass er hier sehr frei arbeiten kann. Ein Bild entwickele sich oft erst beim Sprayen. Die Arbeit mit den Dosen ist schon seit vielen Jahren sein Hobby.
Pferde ziehen den Wagen
In diesem Jahr wird die Gesellschaft in Osterfeld fünf und in Oberhausen sechs Wagen, davon einen mit historischen Motiven, auf die Strecke schicken. „Unser Präsidentenwagen wird wohl zum ersten Mal von Pferden gezogen werden“, freut sich Mleczak. Und dass sie Tonnen an Wurfmaterial hätten sowie eine Tanzgarde mit 60 Mädchen. Ehe es so weit ist, wartet auf den Sprayer aus Alstaden noch Feinarbeit. Er porträtiert die 20 Mitglieder des Elferrates, allerdings eher witzig, mal mit Westernhut, mal mit Schnäuzer.
Der Künstler mit der Dose ist auf die Reaktion der Gäste bei der Wagentaufe äußerst gespannt. Das ist für ihn sein großer Tag in der Wagenbauhalle an der Otto-Roelen-Straße 1.
Hier geht’s zum Video: http://www.nrz.de/region/rhein-und-ruhr/graffiti-auf-oberhausener-festwagen-id209552571.html