Oberhausen. . Bordellbesitzer in Oberhausen meinten es angeblich nur gut: Sie wollten ihre Flaßhofstraße verschönern. Doch sie machten dabei einen großen Fehler.
- Die Neugestaltung der Eingangsbarriere ins Rotlichtviertel gefällt nicht allen
- Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt kritisiert sexistische Werbung
- Die kommunalen Juristen bemängeln, dass eine Genehmigung fehlt
Ein von Bordellbesitzern neu gestalteter Eingangsbereich zur Flaßhofstraße sorgt für Unmut – bei Anwohnern und Rathausvertretern.
Bis vor kurzem noch gelangten Freier durch eine rot gestrichene marode Holzzaunverschränkung auf die Straße mit mehreren Bordellen. An der Wand eines Hauses noch vor dem Zaun war eine Uraltwerbung angebracht. Diese Werbung wurde nun durch ein großes Plakat ersetzt, auf dem eine Frau in Reizwäsche zu sehen ist. Auch auf dem restaurierten Zaun prangt das Motiv der halbnackten Frau nebst Werbung für die „Rote Meile“.
„Ich habe mir gar nichts dabei gedacht“, sagt der Bordellbetreiber, der federführend an der Verschönerungsaktion beteiligt war und der seinen Namen zum Schutz seiner Familie nicht gerne öffentlich lesen will. Dass seine Neugestaltung genehmigungspflichtig sei, wie ihm die Stadt mitteilte, habe er nicht gewusst. „Das Motiv an sich ist aber rechtlich in Ordnung, das haben wir prüfen lassen“, sagt der Geschäftsmann. Er versteht nicht, dass die Neugestaltung nicht nachträglich genehmigt werden könne. Das sei doch bei so vielen Bauten der Fall, ist er überzeugt.
Gleichstellungsbeauftragte wurde informiert
Die Stadtverwaltung hatte überhaupt erst von der Aktion erfahren, weil Mitarbeiterinnen von Solwodi, die sich um Frauen in Not kümmern und eben auch um die Prostituierten an der Flaßhofstraße, die Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki informierten.
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„Wir haben es direkt zur Prüfung weitergegeben“, sagt Britta Costecki. Die Dame, die ihren Slip lüpfe, sei ihrer Meinung nach eine sexistische Form der Darstellung. „Sie sollte im öffentlichen Raum nicht zu sehen sein“, ist die Gleichstellungsbeauftragte überzeugt. An der Flaßhofstraße würde damit sehr deutlich auf die Prostitution hingewiesen. „Die sogenannte Eventmeile sollte man nicht verharmlosen, das ist immer noch ein Bordell mit Frauen, die sich verkaufen“, sagt Costecki.
Während ihr Büro prüfen lässt, ob das Plakat in dieser Form überhaupt gezeigt werden darf, hat die Stadtverwaltung insgesamt einen anderen Ansatz. „Für das Plakat in der Mitte des Zugangs zur Flaßhofstraße müsste eine Sondernutzungserlaubnis vorliegen, da es im öffentlichen Raum hängt“, sagt ein Stadtsprecher. Ein Antrag sei dem Fachbereich nicht gestellt worden, er würde aber auch abgewiesen. Denn Werbung im öffentlichen Raum ohne Nutzung der offiziellen Vermarktungsflächen sei nicht zulässig. Der Verantwortliche werde nun schriftlich aufgefordert, das Plakat abzunehmen.
Bald in der ganzen Stadt zu sehen
Dieser erklärt ein wenig trotzig dazu: „Ich habe das Plakat extra so erstellen lassen, dass es auf normale Werbeflächen passt, die wir anmieten wollen. Darauf ist es dann eh bald in der ganzen Stadt zu sehen.“ Dann zeigt der Mann auf die Häuser rechts uns links des Eingangs, die ihm gehören, die bereits renoviert wurden und für die es weitere Umbaupläne gibt. „Die Ecke könnte hier ganz schön werden“, sagt er.