Oberhausen. . Der Chef auf dem Rettungswagen muss künftig ein Notfallsanitäter sein. Oberhausen und Mülheim wollen den neuen Beruf gemeinsam ausbilden.

Wer auf dem Rettungswagen der Feuerwehr seinen Mann oder seine Frau steht, muss nervenstark sein und in brenzligen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen. Dabei kann es um Menschenleben oder um schwerwiegende Langzeitfolgen für die Patienten gehen. Ist der Notarzt noch nicht eingetroffen, gilt es, eigenständig zu entscheiden, wie auf lebensbedrohliche Erkrankungen oder Verletzungen reagiert wird.

Aber auch dann, wenn zwar der erste Notarzt schon da ist, man sich aber um mehrere Schwerverletzte kümmern muss, hat die Mannschaft auf dem Rettungswagen eine verantwortungsvolle Aufgabe. Dem hat der Gesetzgeber entsprochen, indem er seit 2015 den Beruf des Notfallsanitäters zur Vollzeitausbildung gemacht hat. Auf die Stadt Oberhausen als Träger des Rettungsdienstes kommen damit einige Schwierigkeiten zu.

Denn von den 251 Beamten der Berufsfeuerwehr Oberhausen verfügten im vergangenen Jahr zwar 191 über die bis dahin höchste Qualifikation im Rettungsdienst, die Ausbildung zum Rettungsassistenten. Aber erst 2018 werden 110 Beamte nachgeschult sein. Und erst Anfang 2018 soll mit der Vollausbildung neuer Notfallsanitäter in Oberhausen begonnen werden.

Feuerwehrbeamte haben bisher bekanntlich meist eine handwerkliche Berufsausbildung. Zu Beamten ernannt werden können sie aber erst, wenn sie zusätzlich dazu den 18-monatigen Vorbereitungsdienst absolviert haben. Darin waren auch immer viereinhalb Monate Ausbildung zum Rettungssanitäter in Theorie und Praxis enthalten.

Übergangszeit von zehn Jahren

Diese Qualifikation genügte in NRW jahrzehntelang zum Einsatz auf dem Rettungswagen. Seit ein paar Jahren darf man damit aber nur noch zweiter Mann, nämlich dort Fahrer sein. Der erste Mann muss seit ein paar Jahren ein Rettungsassistent sein. Und um diese Qualifikation zu erfüllen, musste er eine Ausbildung von zwei Jahren Dauer in Vollzeit absolviert haben.

Genau damit aber kann man ab 2026 wiederum nur noch zweiter Mann auf dem Rettungswagen sein. Der erste Mann muss spätestens dann ein Notfallsanitäter sein, der die neue, dreijährige Ausbildung in Vollzeit hinter sich gebracht hat. Und mit dieser Umstellung beginnen die Probleme auch in Oberhausen.

Unterschiedliche Fortbildungen

Abhängig von der Berufserfahrung, können Rettungsassistenten sich un­terschiedlich schnell zum Notfallsanitäter fortbilden. Wer schon mindestens fünf Jahre im Beruf ist, kann sich so zur Zusatzprüfung anmelden. Frisch ausgebildete Rettungsassistenten dagegen müssen vorher noch einmal für 960 Stunden die Schulbank drücken. Und so rechnet die Feuerwehr Oberhausen ab April mit den ersten 45 fortgebildeten Notfallsanitätern. Bis Ende 2017 soll ihre Zahl auf 110 angestiegen sein. 2020 würden die ersten vollausgebildeten Notfallsanitäter verfügbar sein. Je mehr ausgebildete Notfallsanitäter es gibt, desto flexibler ist die Feuerwehr bei der Besetzung ihrer Fahrzeuge.

Das ist aber deshalb so schwer umzusetzen, weil künftig neben Ärzten nicht mehr erfahrene Rettungsassistenten diese Ausbildung durchführen dürfen, sondern Dozenten mit pädagogischer oder berufspädagogischer Ausbildung benötigt werden.

„Es bleibt jedenfalls zu konstatieren, dass sich die bisherigen Ausbildungsstätten im Rettungsdienst vom bloßen Veranstalter einzelner Kurse und Seminare zu tatsächlichen Berufsfachschulen werden wandeln müssen“, schreibt dazu Stadtsprecher Martin Berger in einer Stellungnahme. Eine solche Berufsfachschule will die Stadt Oberhausen zusammen mit der Stadt Mülheim aufbauen.

Bezahlung ist noch ungeklärt

Noch gar nicht entschieden ist, wie die künftigen Notfallsanitäter bezahlt werden sollen. Sie verfügen dann ja als klassische Berufsfeuerwehrmänner über drei Ausbildungen, einmal als Handwerker, dann als Notfallsanitäter und schließlich noch als Feuerwehrmann. Das müsse natürlich, betont Martin Berger, auf Landesebene entschieden werden. Gar nicht auszuschließen ist, dass sich der Notfallsanitäter zum völlig eigenständigen Berufsbild wandelt. Das wiederum hätte aber die Trennung von Feuerwehrmann und Notfallsanitäter zur Folge.