Oberhausen. . Polizei-Gewerkschafter kritisieren, dass es für ihre Kollegen immer mehr zu tun gibt, aber das Personal wird auch in Oberhausen nicht wirklich aufgestockt.
Reinhard Gerlach, Vorsitzender des Bezirksverbandes Oberhausen des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, und Volker Fritz, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in Oberhausen, sind sich einig: Die Polizei braucht mehr Personal. Denn auch die Aufgaben werden immer vielfältiger.
Keine Rocker, keine Salafisten
Sie als Polizei müssten auf immer mehr neue Phänomene reagieren. „Früher hatten wir mit Rockern in Deutschland nichts zu tun, nichts mit Salafisten und mit Internetkriminalität“, nennen die beiden einige Beispiele. Und gerade die Internetkriminalität sei sehr arbeitsaufwendig, weil schnell viele Opfer zusammen kämen. „Nehmen Sie mal 2000 Anzeigen auf, das dauert“, sagt Gerlach. Fritz listet weitere zusätzliche Aufgaben auf. Zum Beispiel Schwerpunkteinsätze gegen reisende Einbrecherbanden. Oder die Flüchtlingsunterkünfte, die vor Anschlägen geschützt werden müssten. Trotz permanent wachsender Aufgabengebiete erwarte man, dass die Polizei alles genauso wie bisher erledige.
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So erklärt sich auch ein ständig wachsender Überstundenberg. Die Zahl der Überstunden lag in Oberhausen 2014 bei rund 40.000, 2013 waren es 30.000. In ganz NRW seien es dreieinhalb Millionen Überstunden. „Wenn über Jahre so ein Stundenberg entsteht, kann mit der Personalausstattung etwas nicht stimmen“, sagt Gerlach. Fritz ergänzt: „Das wirkt sich auf die Gesundheit der Kollegen aus.“ Das Fazit der Beiden: „Im Moment ist die Sicherheit des Staates noch zu gewährleisten, aber nur auf dem Rücken der Kollegen.“
Neueinstellungen fangen nur Abgänge auf
Und was ist mit den 1900 Neueinstellungen von angehenden Polizeibeamten im Land NRW, von denen jetzt alle reden? Die würden lediglich Pensionierungen und anderweitige Abgänge auffangen. Gerlach: „Ohne diese Anzahl Neuer hätte die Polizei deutlich zu wenig Personal.“ Deshalb kritisieren die Beiden auch ihren Chef Ingolf Möhring. Der hatte in einem Gespräch mit dieser Zeitung die Zahl von 1900 mit 500 Neueinstellungen vor etlichen Jahren verglichen. Das ginge nicht, sagen Gerlach und Fritz.
Noch einige Zahlen: „Die 1900 neuen Polizisten werden frühestens in drei Jahren fertig“, gibt Fritz weiter zu bedenken. Und dann sei erfahrungsgemäß mit einer Durchfallquote von acht Prozent zu rechnen. „Bei uns in NRW kommen dann 1700 junge Polizisten an“, erläutert Fritz. Von den neuen Beamten sei wieder ein bestimmter Prozentsatz Frauen. Die gingen in der Regel irgendwann in Mutterschutz. Viele arbeiteten später in Teilzeit, im Schnitt 50 Prozent. „Aber das gilt als volle Stelle“, erklärt Fritz. Die beiden Gewerkschafter schildern, dass von den 39 000 Polizeibeamten in NRW letztlich immer nur 75 Prozent wirklich im Dienst seien.