Oberhausen. Die Hells Angels treffen sich seit einigen Wochen in Räumlichkeiten an der Friedrich-Karl-Straße - obwohl ihr Clubheim an der Grenzstraße liegt.

Die Szenerie hat etwas Gespenstisches. Mitten in der Innenstadt an der Friedrich-Karl-Straße stehen in nächtlicher Dunkelheit etliche Männer auf dem Gehweg. Sie telefonieren, sie reden laut, sie gestikulieren viel. „Sie stehen in Kutten draußen“, erzählen Frauen, die in der Nachbarschaft wohnen und am Tag von dem nächtlichen Geschehen berichten. Die Männer, die sich dort vor einem Club mit schwarz verklebten Schaufensterscheiben aufhalten, gehören zu den Hells Angels.

Das Oberhausener Charter Hellgate mit knapp über 20 Mitgliedern, dessen Treffpunkt eigentlich ein Café an der Grenzstraße ist, kommt seit einigen Wochen an der Friedrich-Karl-Straße zusammen. Und dort treten die Rocker sehr martialisch auf, wie es bei der Polizei heißt. „Wir wollen das nicht, dass sie sich so offen an der Friedrich-Karl-Straße treffen“, ist von der Polizei zu hören. Warum die Höllenengel es dennoch täten, obwohl ihnen ihr Clubhaus an der Grenzstraße sogar gehörte, dazu hätten die Rocker nichts gesagt.

Die Frauen aus der Nachbarschaft erzählen: „Das sind immer richtig viele Männer.“ Und dass den Rockern schon kurz nach ihrem Einzug die Eingangstür zu ihrem Club eingetreten worden sei. Das bestätigt auch ein Nachbar und ärgert sich über den Lärm, den das Charter einmal wöchentlich bis spät in die Nacht verursacht.

Club gehörte zuvor Kosovo-Albanern

„Sie kommen mit ihren Porsche angefahren, knallen die Wagentüren, reden laut und wenn man etwas sagt, wird man nur hämisch ausgelacht.“ „Die sind voll laut“, bekommt der Vater Unterstützung von seinem Sohn. Alleine in ihrem Haus lebten 17 Kinder, deren Zimmerfenster alle zur Straße rausgingen, macht der Mann deutlich.

„Die Kosovo-Albaner waren schon schlimm genug“, erinnert der Nachbar an die Vorgänger der Rocker. Die Kosovo-Albaner hatten ihren Club „Drenica“ genannt, nach dem Ort im Kosovo, in dem 1999 während des Jugoslawien-Krieges bei einem Massaker 1000 Menschen getötet wurden. Den Eingang zu ihren Räumen hatten die Kosovo-Albaner rechts und links mit dem schwarzen albanischen Adler versehen. Dann waren die Adler plötzlich wieder weg. Der Pächter des Clubs, einer der Kosovo-Albaner, sei ins Gefängnis gewandert, erklärt die Polizei das plötzliche Ende dieses Clubs.

Der Nachbar sagt nun, mit den Vorgängern der Rocker habe man noch reden können. Die Hells Angels aber verbreiteten Angst. Wenn man nur ins Haus ginge, würde man böse angeguckt. Er und andere Anwohner finden nicht gut, wie sich ihr Lebensumfeld entwickelt.

Stress mit arabischem Clan

Er und die Frauen, sind die wenigen Nachbarn, die bereit sind, etwas zu sagen. Die meisten halten es mit den drei Affen: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

Während die Leute erzählen, brettert zwei Mal eine Harley Davidson an dem Club vorbei. Der Fahrer schaut aufmerksam zu den Räumlichkeiten, in denen sich die Rocker treffen. Vielleicht ein Zufall.

Angeblich hat es im Juni dieses Jahres in Duisburg-Marxloh eine Auseinandersetzung zwischen Oberhausener Hells Angels und den Mitgliedern eines arabischen Clans gegeben. Dagegen berichtet die Zeitschrift Focus, dass sich ein ehemaliger Präsident des Oberhausener Charters, Ramin Y., der jetzt in Mönchengladbach Chef ist, möglicherweise mit dem arabischen Familienclan Abou-Chaker aus Berlin zusammenschließt. Ramin Y. ist selbst Deutsch-Libanese.

Der frühere Präsident der Hells Angels und Vorgänger von Ramin Y. kümmert sich um zwölf der 15 Häuser an der Flaßhofstraße. Er soll sich einem Charter in Serbien angeschlossen haben. Mindestens einmal im Monat müsse er dort an den Clubtreffen teilnehmen.