Oberhausen. Oberhausen plant eine neue Unterkunft für 224 Menschen. Bürger befürchten mehr Kriminalität und wollen die Einrichtung nicht. Stadt nennt Fakten.

Pfiffe, Zwischenrufe, Buhs – eine äußerst aufgeladene Stimmung herrscht unter sehr vielen der über 350 Bürger, die am Montagabend in die Kirche St. Antonius gekommen sind. Die Stadtspitze hat sie eingeladen, um über die neue Flüchtlingsunterkunft an der Klosterhardter Straße zu informieren.

Ab Ende April können dort bis zu 224 Menschen einziehen, eine Erweiterung auf 350 Plätze ist möglich. Viele, die sich zu Wort melden, sprechen von ihrer Angst, machen sich lautstark Luft. „Es ist eine Menge Druck im Kessel“, stellt der Moderator des Abends, Superintendent Joachim Deterding, fest. Er übertreibt nicht.

Karte zeigt Verteilung

„Wir wollen kein Duisburg-Marxloh“, ruft jemand. „Ich möchte keine Flüchtlinge vor meiner Tür“, meint ein anderer. „Ich habe Angst, wir alle haben Angst. Das ist Fakt.“ Kräftiger Beifall. Viele melden sich als Mitglieder der neuen „Klosterhardter Interessengemeinschaft“ zu Wort. Auch Mitglieder der „Initiative Wohnumfeld Kapellenstraße“, wo ein neues Heim für Flüchtlinge gebaut wurde, sind gekommen. Sie kritisieren, in Osterfeld und Lirich konzentrierten sich die Flüchtlingsheime. Eine Karte belegt allerdings das Gegenteil.

Um die Faktenlage zu erläutern und Fragen zu beantworten, ist neben Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) und Vertretern der Stadtverwaltung auch der Flüchtlingskoordinator der Oberhausener Polizei, Wolf Beekes, gekommen. Er erklärt, dass es bisher nur 23 relevante Polizeieinsätze in den Flüchtlingsunterkünften gab, aber nicht ein einziger erforderlich gewesen sei, der mit irgendwelchen Straftaten von Flüchtlingen außerhalb der Heime in Verbindung stand. Der Beifall hält sich in Grenzen. Manchem Zuhörer ist anzusehen, dass er ihm nicht glaubt. Von angeblich dreisten Diebstählen in Geschäften ist die Rede. Zur Anzeige gebracht wurde nichts.

Ein Zaun für die Flüchtlinge

„Können Sie mir die Sicherheit meines Sohnes garantieren, wenn er zur Bushaltestelle geht und direkt am Heim vorbei muss?“, fragt ein Klosterhardter. Nein, garantieren kann das niemand. Sollte es zu Straftaten oder Belästigungen kommen, sei man bereit, sofort einen Runden Tisch mit Anwohnern zu gründen und Lösungen zu erarbeiten, verspricht Beekes.

Ein Sicherheitsdienst wird – wie an allen Heimen – rund um die Uhr vor Ort sein. Ebenso gibt es Ansprechpartner für die Flüchtlinge und die Anwohner. Und es wird einen Zaun geben. Warum? „Weil wir die Flüchtlinge schützen wollen“, sagt Schranz. Einige lachen, andere klatschen.

Aktuell leben 2780 Flüchtlinge in einer städtischen Einrichtung oder Privatwohnung, zudem gibt es in Landeseinrichtungen bis zu 850 Plätze, die unterschiedlich stark ausgeschöpft werden.

„Gehen Sie auf die Flüchtlinge zu“

Sollten in diesem Jahr eine Million Menschen nach Deutschland flüchten, würden weitere 2400 Oberhausen zugewiesen. Daran kann die Stadt nichts ändern. „Die Zahl können wir nicht beeinflussen, aber wie wir damit umgehen“, sagt Schranz. Es ist auch ein Appell. Man sei bemüht, so viele Menschen wie möglich in Privatwohnungen unterzubringen, aber dabei sei man eben auf die Bereitschaft der Vermieter angewiesen. Dasselbe gelte für Grundstücke, die sich vielleicht als Alternativstandort für ein Flüchtlingsheim eignen könnten. In Osterfeld selbst sei kein weiteres Heim geplant.

Eine Bürgerin fordert dazu auf: „Gehen Sie auf die Flüchtlinge zu.“ Beifall, aber auch Buh-Rufe. Andere wollen wissen, welche Integrationsmaßnahmen es gibt. Sozialdezernentin Elke Münich weist auf den „Integration Point“ von Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadtverwaltung hin, auf Sprachkurse sowie auf die Schulpflicht für die Flüchtlingskinder.

Eine Bürgerin ruft: „Hier wird alles nur schöngeredet.“