Oberhausen. . Konfirmanden der Oberhausener Auferstehungskirche spüren dem Sinn des Festes nach. Der Osterfelder Pfarrer Ulrich Samse hat einen Bericht darüber geschrieben.
Weihnachten wirft seine langen Schatten jedes Jahr weiter voraus. Lebkuchen, Dominosteine, Sterne, Weihnachtsmärkte, Glühwein, Bratäpfel, Hektik, Geschenkerummel und und und – das alles findet schon weit vor der Adventszeit statt. Hauptsache Feiern, Stimmung und Kommerz – kaum einer besinnt sich auf das, was der eigentliche Inhalt der Weihnachtsfreude ist. Ja, was feiern wir eigentlich zu Weihnachten?
35 Konfirmanden und Betreuer gingen dieser Frage auf einer adventlichen Freizeit im Michaelsturm bei Neukirchen-Vluyn nach. Was am Ende herauskam, war erstaunlich: nicht materielle Wünsche (Laptop und Co.) standen im Vordergrund, sondern ganz traditionelle Werte wie: gemütliche Feier in der Familie, Wiedersehen mit Verwandten und Freunden, Zeit haben füreinander, wirklich „abchillen“ können, etwas zu unternehmen – eben eine Aus-Zeit haben von Hektik und schulischem und sonstigem Leistungs- oder Konsumdruck.
"Ich wünsche mir, dass wir Zeit füreinander haben"
Ein Konfirmand: „Ich wünsche mir dieses Jahr, dass wir wirklich Zeit füreinander haben und dass meine Eltern sich nicht streiten!“ Eine Konfirmandin: „Ich wünsche mir, dass mein Opa Weihnachten noch erlebt – und wenn er stirbt, dass er ruhig hinübergeht und wir dabei sind.“ Oder: „Ich möchte, dass meine Oma endlich mal wieder eingeladen wird.“ Sehr ergreifend und vielsagend – und: diese Äußerungen stehen für viele ähnliche Wünsche. Die eigentliche Weihnachtsbotschaft, die durch die Geburt Jesu unter die Menschen gesendet wird, wurde von den Konfis im Gesang der Engel entdeckt: „Friede auf Erden, denn Gott meint es gut mit den Menschen!“
Die Konfis fühlten sich in ihren tiefsten Sehnsüchten angesprochen und öffneten sich für die Botschaft sowohl persönlich wie weltweit: „Ich wünsche mir, dass die Gewalt zwischen den Religionen und den Völkern endlich aufhört.“ Die „Ware“ Weihnachten trat zurück, und die „wahre“ Weihnacht kam zum Vorschein.
Ausstrecken nach dem Miteinander
Sind die heutigen Konfis etwa stromlinienförmiger, unkritischer oder weniger auf einen vollen Gabentisch aus als vorige Generationen?
Für mich als Pfarrer steht fest: nicht alle Konfis erleben Weihnachten tatsächlich so harmonisch wie es scheint (in der Aufbruchstimmung der 60er Jahre wurde das „spießig“ genannt). Immer mehr junge Menschen strecken sich gerade heute nach mehr Miteinander und Füreinander aus, weil sie es in den Familien und im sonstigen Umfeld nicht mehr erfahren.
Offensichtlich ist das, was Menschen zu-Friede-n macht, in unserer materialistischen und schnelllebigen Zeit vielfach auf der Strecke geblieben. Wäre nicht etwa eine Entschleunigung angezeigt? Es wurde deutlich: die Konfirmanden spüren genau, was in unserer Gesellschaft vorgeht, und sie fühlen sich oft nicht wirklich verstanden.