Oberhausen. . Dem Image der Kirche klopfen Jugendliche in Osterfeld den Staub ab. Sie bereiten Konfirmanden auf ihren großen Tag vor - mit Schlafsack und Pizza.

Zwei Tage lang über Gott und Glauben sprechen – das mag auf den ersten Blick nun nicht viele Jugendliche hinter ihrem iPod hervorlocken. Doch die Stimmung an diesem Abend im Jugendhaus der evangelischen Auferstehungsgemeinde Osterfeld, sie spricht eine ganz andere Sprache. Aufgeregt kichert im Flur eine Gruppe Mädchen, Musik der Gemeindeband dröhnt aus dem Probenraum, zwei Türen weiter haben Jungs mit Schlafsäcken ihr Revier markiert.

Übernachten im Jugendhaus oder gar an Halloween in der Kirche, die Auferstehungsgemeinde geht besondere Wege, um junge Menschen in der Vorbereitung auf ihre nun anstehende Konfirmation für die Gemeinschaft zu begeistern. Dahinter steckt nicht nur Ulrich Samse als engagierter Pfarrer, sondern auch eine Gruppe von jungen Ehrenamtlichen: „Event-Church“, Ereignis-Kirche, nennen sich die jungen Leute, die sich in der Konfirmandenarbeit einsetzen.

Aus eigenen Reihen gewonnen

Alexander Witkowski gehört zur E-Church. „Kirche hat ein verstaubtes Image“, weiß der 16-Jährige. Er habe die Osterfelder Gemeinde anders erlebt. „Viele von uns sind seit fünf, sechs Jahren in der Gruppe aktiv und noch sehr viel länger in der Gemeinde.“ Von der Krabbelgruppe zum Ehrenamt – dass die Gemeinde ihre Helfer erfolgreich aus den eigenen Reihen gewinnt, liege daran, meint Tobias Kalwa (19), „dass wir beteiligt werden und nicht bloß mitmachen sollen. Wir haben eine gute Gemeinschaft und sind untereinander befreundet.“

Gemeinsam plant die E-Church Übernachtungen und Ausflüge für die Konfis, hilft bei Elternabenden, darüber hinaus engagieren sich die Mitglieder im Eine-Welt-Laden, in Kindergruppen und auf Gemeindefesten.

Eigenes Glaubensbekenntnis

Junge Menschen zum Nachdenken animieren will Pfarrer Samse. Fürs Übernachtungswochenende hat er sich mit der E-Church-Gruppe zusammen überlegt, dass die Konfirmanden ihr eigenes Glaubensbekenntnis verfassen sollen. „Sie sollen nichts nachsagen, sondern ihre eigenen Ideen formulieren.“

Also setzt sich Meja auf eine Fensterbank und kritzelt drauf los. Sie freue sich auf die Konfirmation, weil sie „Teil der Gemeinde“ sein will. Hochtrabende Worte für das junge Mädchen? „Das finde ich nicht. Man muss nicht verstecken, dass man an Gott glaubt.“

Konfirmation wichtig

Im Raum nebenan schreibt Nico konzentriert Buchstabe für Buchstabe, seine Mutter und David Buchwald von der E-Church-Gruppe helfen. Nico ist nur kurz zu Besuch an diesem Abend, über Nacht bleibt er nicht. Der 13-Jährige ist Autist und hat eine Lernschwäche, er bekommt separaten Konfi-Unterricht – deshalb wird er an diesem Abend aber nicht weniger stark eingebunden.

Dass er konfirmiert wird, sei ihm wichtig, meint der 13-Jährige. Warum? Er liest von seinem Blatt ab: „Ich glaube, dass Gott mich in schwierigen Zeiten beschützt.“

Ulrich Samse trägt große Pizzakartons in den Raum. Wie aufs Kommando verstummt die Musik der Gemeindeband, die Plätze sind schnell gefüllt und bald herrscht eine gefräßige Stille. Samse weiß, davon kann er sich nicht lange täuschen lassen: „Bei so vielen Jugendlichen klingt das heute Nacht ganz anders. Aber das soll auch so sein.“