Oberhausen. . Krachende Kanonen in Oberhausen können die Styrumer Tollität Peter III. nicht vertreiben: Die Burg Vondern wird jeck besetzt. Dabei nutzen die Eroberer ein Katapult und bunte Plastikbälle. Heiterkeit nach Säbelrasseln... Der Sturm auf die Burg hat im Oberhausener Karneval eine lange Tradition.
Prinz Karneval kann auch nach seiner Kürung noch überraschen: Beim Sturm auf die Burg Vondern schickt Peter III. ein großes Katapult ins närrische Eroberungsrennen. Feuer frei! Statt mit krachenden Kanonen probiert es seine Tollität mit qietschbunten Plastikbällen. Kugelrunde Geschosse, gerade mal so groß wie ein Tennisball, fliegen lautlos Richtung Burggraben. Dabei ist der Prinz eigentlich Handballer.
Still und leise ging der traditionelle Sturm am Samstagabend trotzdem nicht über die Bühne. Dafür sorgten schon die tapferen, aber letztlich chancenlosen Verteidiger der Großen Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK) und der KG Blau-Gelb Vondern, deren Kanonenschlag manchen Jeck eilig die Taschentücher in die Ohren stopfen ließ. Da brauchte der Prinz gar nicht erst den Einlass-Schalter am Burgtor zu suchen. Die Ohren klingelten ganz von alleine.
Die Tollität in die Flucht singen
„Die Burg ist unser!“, „Keine Chance, erst wird verhandelt!“ Bis der 350 Mann (und natürlich auch Frau) starke Tross allerdings die Diplomatie für sich entdeckte, mussten die Karnevalisten ordentlich mit dem Säbel rasseln. Bande für Bande rückte drohend näher an das Gemäuer heran, das im 13. Jahrhundert zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird.
Von daher konnte dem Mauerwerk auch die Gesangsoffensive der Vonderner Verteidiger an den Barrikaden zum Torbogen nichts anhaben. Die Gruppe zitierte Schlagerbarden Mickie Krause in bester grammatikalischer Zahnschmerz-Manier: „Geh’ doch zu Hause...“
Umdrehen wollte der Prinz freilich nicht. Und sich in die Flucht singen lassen schon gar nicht. Nach einem kurzen Wortgefecht war es um die Burg Vondern geschehen. Der Styrumer Stadtprinz zog ein, die Fahne am Burggraben wechselte. Schluss mit dem Radau! Heiterkeit regiert. Ein bisschen Burgfrieden. Den dann aber richtig. Gegen die zum Glück nicht feuchte Kälte zog die Narretei ins überdachte und winddichte Zelt. Und mancher Verteidiger zeigte stolz und schunkelnd einen Orden des neuen Machthabers hervor. So schnell geht das manchmal mit dem Seitenwechsel.
Sturm auf die Burg Vondern in Oberhausen
So heiter sich die Runde fortsetzte, mischte sich doch ein Stück Abschiedsstimmung hinzu. Der Sturm auf die Burg Vondern markiert zugleich den Beginn der narrenfreien Adventspause. Erst im neuen Jahr geht es mit den Terminen weiter. Was sagt der Prinz dazu? „Für meinen Geschmack kommt die Pause zu früh, jetzt, wo alles so wunderbar begonnen hat!“ Mit einem Gemäuer-Fall von Vondern im Rücken lassen sich die Wochen bis zur heißen Phase aber ganz gut überbrücken.