Oberhausen. . Gewalt an Frauen gibt es in großem Stil wie bei den Massenvergewaltigungen in Indien. Es gibt sie aber auch in Oberhausen. Laut Statistik müssten hier 25.000 Frauen betroffen sein. Denn jede vierte Frau wird ein Opfer von Gewalt.

Gewalt an Frauen: Das sind die Massenvergewaltigungen in Indien. Die Verschleppung von 100 Schulmädchen in Nigeria. Die Versklavung tausender christlicher Frauen und Kinder durch die Terrormiliz des so genannten „Islamischen Staates“ im Irak. Aber in Oberhausen, da leben Frauen doch sicher? Nein. Das Bundesministerium für Familie ermittelte, dass in Deutschland jede vierte Frau Opfer von Gewalt wird. 25.000 Betroffene wären das allein in unserer Stadt.

Schauen Sie hinter die Maske!

Genau darauf soll der heutige Internationale Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“ aufmerksam machen, wie die städtische Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki betont. Unter anderem mit Projektionen am Bahnhofsturm (Willy-Brandt-Platz 1) sowie am Technischen Rathaus in Sterkrade (Martha-Schneider-Bürger-Platz). Auch die Stoag unterstützt den Aktionstag: Der Spot „Schauen Sie hinter die Maske!“ wird heute auch auf Monitoren in vielen Buslinien zu sehen sein.

Denn: „Gewalt kennt keine sozialen Grenzen“, weiß Alischa van der Veen von der Frauenberatungsstelle. „Schauen Sie in das anteilnehmende Gesicht Ihrer Hausärztin oder das der Lehrerin ihres Kindes, der Verkäuferin hinter der Ladentheke – jede könnte ein Opfer sein!“

Die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle begleiten Frauen, die Gewalt erleben mussten, zur Polizei, zum Gericht, helfen durch Gesprächstherapien. „Wir führen aber auch Schulungen für Fachleute zum Umgang mit Opfern durch“, so van der Veen.

Zuflucht im Oberhausener Frauenhaus gefunden

65 Frauen und 48 Kinder haben im vergangenen Jahr Zuflucht im Oberhausener Frauenhaus gefunden. 249 Frauen mussten wegen Überfüllung abgewiesen werden. „Wir sind seit 35 Jahren in Oberhauen aktiv“, erzählt Dorothee Schenke, „und die Lage ist noch immer erschreckend“. 17 Plätze kann das Frauenhaus vor Ort anbieten, laut einem von der Europäischen Union errechneten Schlüssel müssten es mindestens 26 sein. Dazu kommt: Auf 12.000 Euro blieb die Einrichtung 2013 alleine sitzen. Das Land übernimmt zwar 80 Prozent der Personalkosten. Den Rest aber muss der Trägerverein „Frauen helfen Frauen“ durch Spenden aufbringen.

Auch interessant

Mit den Auswirkungen häuslicher Gewalt auf Kinder beschäftigt sich Daniel Post von der Psychologischen Beratungsstelle. Er weiß: „Die Folgen sind dramatisch, die Kinder reagieren teils selbst aggressiv oder ziehen sich total zurück.“ Gewalt gegen Frauen – das sei keine Randerscheinung in einigen Migrantenfamilien. „Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.“