Oberhausen. . 272-mal ging im Jahr 2012 ein Notruf bei der Polizei ein, weil ein meist männlicher Partner gegenüber Frau und Familie gewalttätig wurde. Die Zahlen für 2013 liegen noch nicht vor, es zeichnet sich aber ab, dass sie gestiegen sind gegenüber dem Jahr davor.

Die Änderung des Gewaltschutzgesetzes vor zwölf Jahren hat der Polizei viel zusätzliche Arbeit beschert. Dafür können die Polizisten seitdem gezielt gegen häusliche Gewalt vorgehen. Im Jahr 2012 riefen 272 Frauen inklusive einiger weniger Männer die Polizei wegen häuslicher Gewalt zur Hilfe. Hinter den 272 Notrufen verbergen sich rund 500 Straftaten, die von Beleidigung, Sachbeschädigung, Freiheitsberaubung, Körperverletzung, schwerer Körperverletzung bis zur Vergewaltigung reichen. Ganz gleich, um welche Straftat es sich handelt, Anzeigen schreibt die Polizei immer.

Zahlreiche Wohnungsverweise

171 Männer und acht Frauen wurden zusätzlich für vier Wochen der Wohnung verwiesen. 26 Männer und eine Frau mussten sogar direkt ins Polizeigewahrsam eingeliefert werden, weil sie etwa randaliert hatten. „Im vergangenen Jahr waren die Zahlen in etwa ähnlich“, sagt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber.

Häusliche Gewalt, Männer, die ihre Frauen verprügeln oder manchmal tatsächlich auch prügelnde Ehefrauen oder Kinder, das galt viele, viele Jahre lang als Privatangelegenheit. Die Polizei hatte kaum Handhabe einzuschreiten. Bis 2002 das Gewaltschutzgesetz geändert wurde, um Frauen vor ihren prügelnden Partnern besser zu schützen. Dadurch veränderte sich auch die Arbeit der Polizei. „Immer, wenn sie in diesen Fällen gerufen werden, müssen sie eine Anzeige schreiben“, sagt Wilming-Weber. Die Polizeibeamten vor Ort haben zudem einzuschätzen, wie stark die Frau gefährdet, wie groß die Gefahr der Eskalation ist und im Zweifelsfall den Mann der Wohnung zu verweisen.

Streifenwagen auf Kontrollfahrt

„Den Frauen vermitteln wir gleich Kontakte zu Einrichtungen, in denen sie sich Hilfe holen können“, erklärt Wilming-Weber. In Oberhausen sind das das Frauenhaus, die Frauenberatungsstelle der Polizei, aber auch das Kriminalkommissariat Opferschutz der Polizei. Die Polizeibeamten müssen ihre Arbeit genau dokumentieren und zusätzlich an dem Haus, der Wohnung des Opfers regelmäßig vorbeifahren. „Sie kontrollieren dann, ob der Mann sich auch wirklich fernhält“, sagt Wilming-Weber.

Der Polizeisprecher appelliert an alle Frauen, sich unbedingt bei der Polizei zu melden, wenn sie von ihrem Partner geschlagen werden. „Die Dunkelziffer wird noch höher liegen, als die angezeigten Fälle“, schätzt er.

Die Zahlen für das vergangene Jahr müssen noch ausgewertet werden. Es deutet sich jedoch an, dass diese womöglich über dem Wert von 2012 liegen. Die Wohnungsverweise dagegen werden in etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen.