Oberhausen. . Immer mehr Flüchtlinge wohnen in Oberhausen. Ihre Betreuung bekommt nun erstmals klare Richtlinien. Die Politik setzt sich ein für Kita-Plätze und Hilfen für Schulen, die internationale Vorbereitungsklassen haben. Bürger sollen besser informiert werden als das bisher der Fall war.

Die Politik setzt sich in einem gemeinsamen Vorstoß dafür ein, dass es Flüchtlingen, die aus Kriegs- und Krisengebieten der Welt kommen und in Oberhausen Unterschlupf suchen, in der Stadt besser geht.

Es soll gewährleistet werden, dass Kinder in Ki­tas betreut werden können, Schulen bei der Arbeit internationaler Vorbereitungsklassen un­terstützt werden, dass Trauma-Experten Betroffene behandeln und Ehrenamtliche eingebunden werden. Auch sollen Bürger besser als bisher informiert werden, um Konflikte zu vermeiden.

Ein Drittel leben in Wohnungen

Dazu soll die Stadt nach dem Willen der Politik erstmals ein Konzept erarbeiten. Denn das hat es trotz der langjährigen Flüchtlingsarbeit in Oberhausen bisher nicht gegeben. „Die Stadt arbeitet bisher ohne ein Schriftkonzept“, sagte Sozialdezernentin Elke Münich am Dienstag im Sozialausschuss.

Dabei drängt die Zeit. Mit jedem Monat steigt die Zahl der Flüchtlinge, die das Land NRW an Oberhausen verweist. 843 Flüchtlinge lebten Anfang November hier, vor einem Monat waren es noch 751.

Wie diese Menschen, die ihre Heimat oft allein und unter schwierigsten Umständen verlassen haben, in Oberhausen leben und betreut werden, dazu gibt es bisher lediglich Eckpunkte. Beispiele sind, dass Flüchtlinge auf mehrere Heimstandorte verteilt werden sollten und Hilfsorganisationen in die Betreuung eingebunden sind. Auch sollen möglichst viele Flüchtlinge privat untergebracht werden. Aktuell lebt ein Drittel der Asylsuchenden in Wohnungen, vermittelt von zwei Mitarbeiterinnen der Stadt, deren Arbeit die Sozialdezernentin lobte: „Dieser Anteil ist vergleichsweise hoch.“

Flüchtlinge sollen als Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden

Nicht zuletzt die Diskussion um den schlimmen Zustand des Männerhauses an der Weierstraße, in dem 124 Menschen in 28 Wohnräumen leben, brachte den Stein ins Rollen. In der fast zweistündigen Ausschusssitzung diskutierten die Politiker engagiert und sachlich. Ercan Telli (SPD) fasste zusammen: „Das ist kein Thema der SPD, keines der CDU, das ist ein Thema aller Demokraten.“ CDU, SPD, Grüne und FDP verabschiedeten einen gemeinsamen Antrag fürs Flüchtlingskonzept – die Linken hatten ei­nen eigenen Antrag eingebracht, den nur BOB unterstützte. „Entscheidend ist, dass ein Konzept erarbeitet wird“, sagte Heike Hansen (Linke).

Telli räumte ein, dass die Politik nicht schnell genug reagiert habe. Hans Otto Runkler (FDP) lobte aber die „grandiose Verwaltungsarbeit, die, konfrontiert mit steigenden Flüchtlingszahlen, gut gearbeitet hat“. Hans Josef Tscharke (CDU) kritisierte hingegen, dass die bisherigen Auskünfte nicht gereicht hätten und betonte, die Stadt müsse Wohnräume auf Vorrat schaffen, um auf steigende Flüchtlingszahlen vorbereitet zu sein. Steffi Opitz (Grüne) sagte, Ziel der Flüchtlingsarbeit müsse sein, „Flüchtlinge als Teil unserer Gesellschaft wahrzunehmen und zu unterstützen“.