Mülheim. Der Comedian Ingo Appelt hat sein aktuelles Programm “Frauen sind Göttinnen“ runderneuert und kommt damit zurück nach Mülheim in die Stadthalle. Im Interview erzählt er von dem Prügel-Gen der Männer, den Vorteilen von Frauen in der Chefetage und warum seine Programme stets “Patchwork“ sind.

Vom proletenhaften Maulhelden zum Vorzeige-Feminist und Paartherapeuten: Ingo Appelt hat sich zum häufig zitierten „Anti-Mario-Barth“ gewandelt. In Appelts Welt ist Gott eine Frau, der Mann ein missglücktes Experiment. Vor seinem Auftritt in der Stadthalle - wo Appelt Stammgast ist - hatte Gordon Wüllner den gebürtigen Essener am Telefon.

In Mülheim ist der Oberbürgermeister eine Frau. Sollte das überall so sein?

Ingo Appelt: Besser wäre es. Wir Männer sind so grausam peinlich, so schlecht, und das merken wir besonders in der Anwesenheit von Frauen. Wenn Frauen an der Spitze sind, werden Männer anders betrachtet. Wir müssen uns benehmen. Deswegen wollen wir sie auch nicht in der Wirtschaft und Politik. Wir haben die Frau immer unterdrückt, weil wir wussten: Wenn die zuguckt, ist uns alles peinlich. Früher hatten wir Steuerhinterzieher im Bundestag, heute ist jeder Schokoladenklauer seinen Job los. Weil die Merkel daneben zu anständig ist.

Ihr Programm heißt „Frauen sind Göttinnen“. Ist es im Ruhrgebiet schwerer, die „Göttlichkeit“ der Frau salonfähig zu machen? Wir sehen die Welt hier doch durch die Atze-Schröder-Brille...

Appelt: Eher nicht, die Frauen im Ruhrgebiet haben ja was zu melden. Die Frauen haben da ein ganz anderes auftreten, das sind keine Duckmäuser. Die haben ja auch einen ganz schön dreckigen Humor. Am schwierigsten ist es in den katholischen Regionen. Da sind die Leute etwas zurückhaltender und die Frauen nicht so befreit.

Sie führen „Frauen sind Göttinnen“ zum dritten Mal in Mülheim auf. Haben Sie das Programm aktualisiert?

Appelt: Ja, bei mir ist ein Programm immer Patchwork. Jeden Tag habe ich Erkenntniszugewinn, den ich spontan einbaue. Beispielsweise wurde mir vor kurzem erst so richtig bewusst, dass Männer oft aus Jux und Tollerei gewalttätig sind. Nehmen Sie diesen Hooligan-Auflauf mit 5000 Vollidioten in Köln: Einen solchen Auf-die-Fresse-Verein zu gründen, auf so eine peinliche Idee würden Frauen nie kommen. Aber Männer haben da einfach Bock drauf. Die machen so etwas aus Jux und Tollerei und nicht, weil sie Angst haben, oder weil sie um ihr Leben kämpfen müssen. Der Mann ist genetisch ein Krieger, ein arbeitsloser Security-Angestellter.

Das neue Programm

In der Stadthalle tritt Ingo Appelt am Samstag, 1. November, um 20 Uhr auf. Die Show ist fast ausverkauft, Karten (23 € plus Geb.) gibt’s u.a. im WAZ-Leserladen, Eppinghofer Straße 1 - 3.

„Besser ist besser“ heißt Ingo Appelts neues Programm. Mitte nächsten Jahres wird er damit auf Tour gehen.

Das neue Programm soll sich nicht nur um Mann und Frau drehen: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der alles immer effizienter und schneller sein muss. Diese Effizienz werde ich sarkastisch auf die Spitze treiben“, kündigt Ingo Appelt an.

Sind Männer heute nicht schon so klein gemacht, dass es Zeit wird für eine komödiantische Männerrechtsbewegung?

Appelt: Den Männern geht es noch nicht so schlecht, die sind immer noch sehr verwöhnt. Die meinen einfach immer noch, sie könnten sagen und denken, wie und was sie wollen. Aber sie müssen lernen toleranter zu sein, auch zu sich selbst - um auch mal andere Männer zu mögen und sich nicht gleich auf die Schnauze zu hauen.