Mülheim. Herbert Knebels “Affentheater“ feierte in der ausverkauften Mülheimer Stadthalle Premiere mit seinem neuen Programm “Männer ohne Nerven“. Das Quartett zeigte sich dabei in Hochform und traf erneut den Nerv des Ruhrgebiets. Allen voran mit der Ode an die Currywurst.
Wenn sie in der Stadthalle einen Grill aufgebaut hätten, die Currywurst wäre wohl der absolute Renner gewesen: So inbrünstig haben Herbert Knebel und seine Mannen kurz vor der Pause noch die Schääää-ääärfe vom heiß geliebten „Phosphatgeschoss“ besungen, dass Herbert Grönemeyers Fast-Food-Ode ab sofort ernste Konkurrenz hat: „Die Currywurst mit Curry dran, das ist es, was man hier gut kann ... – du Fleisch im Darm, du hast viel Charme...“ zur Melodie von „Imitation of Life“, R.E.M. Muss man erst mal drauf kommen.
Premiere des neuen Programms „Männer ohne Nerven“ vor ausverkaufter Stadthalle: Heimspiel für „Herbert Knebels Affentheater“, das das Publikum schon beklatschte, als gerade mal das Licht ausging und noch gar keiner auf der Bühne stand. Die vier Jungs der bekanntesten Rentnerband (beileibe nicht nur) des Reviers sind, so viel Kalauer darf sein, die Alten geblieben, machten sich auf der Bühne wie gewohnt zum Affen. Dazwischen gab es perfekt umgesetzte musikalische Anleihen, von Beach Boys bis Queen: ,Wir tun euch jetzt rocken’.
„Elvis“ im Hochwasserhosenanzug
Knebels Besuch mit nichtschwimmender Ehefrau im Stadtbad („Ich wusste gar nicht, wie gut die Guste tauchen kann“) – spätestens ab dieser prallen Schilderung hatte Uwe Lyko das Publikum im Sack. Doch es kommt noch schärfer: Der Besuch im indischen Restaurant „Zum Ghandi“, bei dem die naschende Guste die Folgen von Herberts Gericht („mach’ sauscharf“) zu tragen hat, am Ende gar im Hundewassernapf Linderung sucht, dürfte ein Klassiker wie die berühmte „Wurstschlange“ werden. Herberts Einkauf im Schuhgeschäft mit Rieseneishörnchen auf der Faust – ein echter Brüller, genau wie es das Publikum erwartet.
Es musste sich auch diesmal nicht umstellen: Kalauer, Zoten, freche Sprüche und Redewendungen, die die meisten Ruhries zumindest im passiven Wortschatz haben, gab’s reichlich von der Bühne, Zwischenrufe aus dem Publikum wurden flott gekontert. Dass den vier Herren ihr Job noch so richtig Spaß macht, war nicht zu übersehen: zwischendurch konnten sie selbst kaum noch an sich halten.
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Knebel, Pichel, Ostermann und Trainer blieben weitgehend in ihren Rollen, doch durfte Gitarrist Ozzy (Georg Göbel-Jakobi) „Du sexy Ding“ (nach Hot Chocolate) solo besingen. Und Schlagzeuger „der Trainer“ (Detlef Hinze), der immer auf der Leitung steht, glänzte unerwartet als Intelligenzbestie beim Spiel „Stadt-Land-Fluss“.
Die Programm-Klammer „Männer ohne Nerven“ wirkte zwischendurch etwas bemüht, dabei war sie gar nicht nötig: Nach zwei Zugaben – Knebel als Elvis im weißen Hochwasserhosenanzug und „Von innen jung“ (nach „Forever Young“, Bob Dylan) – tobte der Saal und spendete stehend Beifall.