Mülheim. Mülheim-Heißen soll Energie-Pilotquartier für das Ruhrgebiet werden. Die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr will im Viertel zwischen Bahnlinie und Hingbergstraße Erkenntnisse gewinnen, wie energetische Gebäudesanierungen vorangetrieben werden können. Das Vorhaben ist auf vier Monate angesetzt.

Ein Teil von Heißen ist aus ruhrgebietsweit 2000 Quartieren ausgewählt, um dort in einem wissenschaftlich begleiteten Projekt der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr (WMR) Möglichkeiten zu erproben, wie Wohnbezirke in konzertierter Aktion aller Beteiligter energieeffizienter werden können.

An diesem Freitag ist Mülheims Umweltpolitik im Hauruck-Verfahren aufgefordert, dem angedachten Quartierprojekt ihren Segen zu geben. Die Sache eilt, denn das vorerst auf vier Monate angesetzte Vorhaben soll bereits Anfang November starten. Sämtliche Kosten werden vom NRW-Wissenschaftsministerium getragen.

Quartier als Modell fürs Ruhrgebiet

Worum geht’s? Das Heißener Quartier – begrenzt durch die Hauptbahnstrecke im Norden, die A 40 im Osten, die Hingbergstraße im Süden und die Brückstraße im Westen – ist von der WMR nach wissenschaftlicher Auswertung ausgemacht als ein Wohngebiet, in dem zweierlei zusammenkommt: a) ein gemischter Wohnbaubestand, der ein hohes Potenzial hat, an Energieeffizienz zuzulegen, und b) eine Kaufkraft, die hoffen lässt, dass Eigentümer auch wirtschaftlich in der Lage sind, diese Potenziale zu heben.

Innovationsnetzwerk Energieeffizienzregion Ruhr

Das „Innovationsnetzwerk Energieeffizienzregion Ruhr“ sucht Lösungsstrategien für die energetische Quartiersentwicklung.

Der Quartiersmanager für Heißen soll Eigentümer hierfür gewinnen und Empfehlungen zur energetischen Optimierung sowie zu Investitions- und Förderprogrammen geben.

Für Ulrike Marx von der Koordinierungsstelle Klimaschutz im Technischen Rathaus passt das nun von der WMR für Heißen konzipierte Pilotprojekt „wie die Faust aufs Auge“ zu dem, was die Stadt mit der Klimainitiative und der Medl ohnehin seit Jahren als Ziel vor Auge habe: eine energetische Stadtentwicklung, die sich an kleineren Wohnquartieren orientiert. So will Mülheim die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um die Hälfte reduzieren (gerechnet auf Basis von 1990). Nach drei Jahren Arbeit will Marx Anfang 2015 etwa einen Energieplan für das gesamte Stadtgebiet vorlegen, der als Basis dienen soll für quartiersbezogene energetische Stadtentwicklungsprojekte.

Die WMR will in Heißen nun einen Quartiersmanager mit dem Versuch betrauen, allerlei Ansätze zu testen, wie in einem Stadtviertel möglichst viele Akteure – private Hauseigentümer, Wohnungsgesellschaften, Unternehmen – aktiviert werden können für die energetische Sanierung im Viertel. Der freilich wirtschaftlich getriebene Feldversuch soll Modell sein für das gesamte Ruhrgebiet. Im Kern geht es um die Frage: Wie bekommt das Ruhrgebiet seine unmoderne Bausubstanz aus den Wirtschaftswunderzeiten schnellstmöglich auf einen klimafreundlichen Stand? Der Versuch soll von November bis Februar 2015 in Heißen laufen. Die Koordinierungsstelle Klimaschutz erhofft sich, dass das Projekt später langfristig fortgeführt werden kann.

Medl, MWB und SWBin Heißen schon am Ball

Die Medl ist erst am Mittwoch ins Boot geholt worden, große Wohnungsbaugesellschaften wie der MWB und die SWB warten zurzeit noch auf eine Ansprache.

Dabei sind alle drei vor Ort schon aktiv. So schließt die SWB gerade den ersten Bauabschnitt einer energetischen Sanierung von 216 Wohnungen an der Hinnebecke und am Wiescher Weg ab. Die Häuser werden von der Nachtspeicherheizung befreit und an ein Blockheizkraftwerk der Medl angeschlossen. Auch der MWB steckt zurzeit mehr als 1 Mio. Euro in die Komplettsanierung von vier Mehrfamilienhäusern am Wiescher Weg. Medl-Chef Gerd Bachmann sieht sein Unternehmen nach zahlreichen Projekten prädestiniert dafür, die energetische Stadtentwicklung in Quartieren voranzubringen. Seit einem Dreivierteljahr etwa diskutiere man mit dem Baudezernat und Wohnungsgesellschaften über ein entsprechendes „Masterquartier“ Nordstraße (Dümpten).