Mülheim. Thyssen-Krupp will dem Presta-Werk in Mülheim „eine faire Chance“ geben, im konzerninternen Ringen um Aufträge weiter mitzuwirken. Um eine Zukunft zu haben, müsse der Standort, der aktuell 350 Mitarbeiter hat, aber wirtschaftlicher werden. Die Zukunft des Werkes hing zuletzt am seidenen Faden.
Die Konzernleitung von Thyssen-Krupp und die Führung der Geschäftseinheit Steering haben ihre Bereitschaft erklärt, dem Mülheimer Werk von Presta eine Zukunft zu ermöglichen. Dem Standort für die Montage von Lenkungssystemen für die Automobilindustrie werde im firmeninternen Wettbewerb um Aufträge „eine faire Chance“ eingeräumt, sagte Thyssen-Krupp-Bereichsvorstand Dr. Karsten Kroos am Mittwoch auf Nachfrage dieser Zeitung.
Die Zukunft des Werkes mit seinen 350 Beschäftigten hing zuletzt am seidenen Faden, als sich Hauptkunde BMW bei einem Großprojekt für einen anderen Auftragnehmer entschied, aus technischen und wirtschaftlichen Gründen. Der Auftrag hätte in Saarn Beschäftigung bis zum Jahr 2030 gebracht, ohne ihn fehlte dem Werk die Perspektive für die Zeit, wenn die Fertigung von hydraulischen Lenkungen absehbar ausläuft.
Vorstand: „Der Standort wird sich zur Decke strecken müssen“
„Wir geben dem Standort jetzt die Chance, sich um zukünftige Aufträge zu bewerben“, bestätigte nun Bereichsvorstand Kroos, dass das Werk am Sommerfeld die Möglichkeit erhalten soll, sich im Konzert der europäischen Schwesternwerke wettbewerbsfähiger, sprich: weniger kostenintensiv, aufzustellen. Er machte dabei klar: „Der Standort wird sich zur Decke strecken müssen.“ Optimierungspotenziale hat das konzerninterne Programm „Drive“ für jeden einzelnen Produktionsstandort aufgezeigt.
Insgesamt verfolgt Thyssen-Krupp das Ziel, seine im Branchenvergleich der Automobilzulieferer unterdurchschnittliche Ebit-Marge von vier auf sechs bis acht Prozent zu heben. Doppelter Druck für das Werk in Saarn, in dem noch dazu erst zwei von neun Montagelinien für die Produktion der aktuell nachgefragten elektromechanischen Lenkungen installiert sind.
Erste Verhandlungen zur Standortsicherung im November
Im November sollen zur Standortzukunft erste Verhandlungen mit Betriebsrat und IG Metall geführt werden, so Standort-Geschäftsführer Thomas Lau. Dass am Ende alle 350 Stellen gesichert werden können, sei allerdings „eher schwierig“. Trotzdem sei die Zusicherung von Konzernleitung und Geschäftsführung von Steering „eine Chance“.
Das sieht auch der Betriebsratsvorsitzende Fredy Biedermann so. Es sei klar, dass der Standort wirtschaftlicher werden müsse. Jetzt werde es darum gehen, „so viele Arbeitsplätze wie möglich“ am Standort zu erhalten. Im Frühjahr 2015 erwartet Biedermann eine Einigung zur Standortsicherung, „mit der beide Seiten leben können“. In Aussicht stehe jedenfalls ein Auftragsvolumen, das für Beschäftigung bis 2029/30 sorgen könne. Das schafft Zuversicht.