Mülheim. . Die Freunde, Sammler und Genießer besonders von Whisky und anderen hochprozentigen Getränkenzog es am Wochenende zur Aquavitae in die Mülheimer Stadthalle. Sie testeten sich quer durch das Angebot der großen Spirituosenmesse.

Die Dudelsackspieler sind nicht zu überhören. Im strahlenden Sonnenschein dudeln sie vor der Stadthalle „Der Steiger kommt“. Das ist zwar nicht unbedingt klassisches schottisches Liedgut, aber es geht bei der Aquavitae, der größten Spirituosenmesse Nordrhein-Westfalens, ja nicht ausschließlich um schottischen Whisky – es gibt auch Gin, Rum oder Obstbrände. Dennoch steht sowohl bei Ausstellern als auch Besuchern das schottische Destillat ganz oben auf der Prioritäten-Liste. Es spielt in der obersten Spirituosen-Liga, kann mehrere Tausend Euro pro Flasche kosten, dient manchen Sammlern sogar als Geldanlage.

Aber was ist das Geheimnis, das Besondere, das Großartige an Whisky – ob nun an schottischem, deutschem, irischem, amerikanischem oder taiwanesischem? Werner Hartwig, Inhaber von „World-Wide-Whisky“ in Berlin muss es wissen. Sein Sortiment umfasst schließlich 1000 verschiedene Whiskys. Er weiß es und winkt dennoch ab. Diese Frage, sagt er, komme einer philosophischen Betrachtung gleich, und lasse sich nicht „mal eben schnell“ beantworten. Für jemanden, der zum ersten Mal Whisky probiere, schmecke er vielleicht einfach nur scharf, für Kenner hingegen böten sich außergewöhnliche Aromen. „Das ist Übungssache, eine harte Schule.“

Ungewöhliche Sachen probieren

Klingt eher nach Arbeit als nach Genuss. Ist Whisky vielleicht nur ein Getränk für harte Kerle? Das sieht man beim KWS, was je nach Situation „Knowledge about Whiskey and Spirits“ oder „Knallt wie Sau“ bedeutet, nicht so. 25 Mitglieder hat der Dortmunder Club, elf von ihnen sind an diesem Wochenende in die Mülheimer Stadthalle gekommen, um „ungewöhnliche Sachen zu probieren“, darunter auch: zwei Frauen. „Das ist wie mit Zigarren, Bier oder Fußball“, erklärt Diana, „die Frauen kommen später, aber gewaltig.“ Und was glaubt sie: Was ist das Tolle an diesem Getränk? „Die Geselligkeit.“ Immerhin treffen sich die Clubmitglieder seit über 20 Jahren monatlich zur Whisky-Verkostung und schmeißen zusammen, um besondere Sorten für den gemeinsamen Genuss zu erstehen.

Chris Rickert von „Alba Import“ aus dem norddeutschen Nottensdorf sieht den Mythos Whiskey eher in dessen Vielseitigkeit begründet: „Es gibt keine fassgelagerte Spirituose, die über ein solches Spektrum an Aromen verfügt.“ Whisky könne süß schmecken, rauchig, fruchtig, oder nach Schinken, für jeden sei das Passende dabei. Für Männer und für Frauen. Wobei letztere heute vielfach die starken, rauchigen Sorten bevorzugten. Diana scheint Recht zu behalten.

Olaf Schönberg von der Rolf Kaspar GmbH hält Whisky neben seiner Vielfalt außerdem für ein „spannendes“ Getränk: „Kein Fass schmeckt wie das andere, auch wenn es vom selben Hersteller und aus dem selben Jahr stammt.“

Eiscafé Senatore als einziger Mülheimer Aussteller bietet neuen Trend an

Beim Eiscafé Senatore ist man dem Mythos Whisky ebenfalls erlegen: Allerdings hat der einzige Mülheimer Aussteller keine Spirituosen, sondern Eis mitgebracht. Aha: Nun also Whisky „on the rocks“? Besser – die Senatores bieten den Messebesuchern einen italienischen Eistrend, den sie neu interpretiert haben: eine Eiscremekugel mit hochwertiger Kuvertüre ummantelt, benutzerfreundlich am Stiel. „Wir trinken selbst gern Whisky, waren bisher als Besucher hier und fanden, dass Eis als geschmacklicher Ausgleich gut passen würde“, sagt Eismann Guido Kreienkamp. Nach dem Whisky-Genuss selbstverständlich, denn nach Expertenmeinung trinkt man guten Whisky nur pur, niemals „on the rocks“.

Wissenswertes über Whisky

Whisky hat in der Regel einen Alkoholgehalt von 40, 43 oder 46 Prozent, wenn er in Flaschen abgefüllt wird (Trinkstärke). Wird er nicht mit Brauwasser verdünnt, liegt sein Alkoholgehalt höher (Fassstärke).

Auch in Deutschland gibt es mittlerweile über 100 Brennereien, die jedoch oft mit anderen Verfahren oder kleineren Brennblasen arbeiten, als die schottischen Brennereien. Eine Flasche „solider Malt-Whisky“ kostet laut Experten mindestens 25 Euro – nach oben hin sind allerdings keine Grenzen gesetzt.