Herne. . Alle ein bis zwei Monate veranstaltet der Weinhändler Meimberg eine Whisky-Verkostung. Das Motto diesmal: „Torf erfahren & erleben“. Ein Besuch unter Fans der edlen Tropfen.

Ganz unten fasst er das Glas beim Einschütten an, nicht etwa in der Mitte, wo es bauchig ist, auch nicht darunter am Stiel. Dann hebt Richard Gerdesmann das Glas auf Brusthöhe, verlagert es in Schräglage, schüttet den Whisky ein, ach was: lässt ihn schweben. Um dann inne zu halten, unmerklich zu nicken, mit Kennerblick aufs Glas. Ein wahrhaft erhabener Moment, ganz klar.

Alle ein bis zwei Monate veranstaltet der Weinhändler Julius Meimberg Whisky-Verkostungen, in seinem Restaurant oder Bistro neben dem Geschäft auf der Bahnhofstraße. 30 bis 50 Gäste hat er dann in der Regel, sie zahlen zwischen 25 und 60 Euro, je nachdem, was ins Glas kommt. Dazu gibt’s Weißbrot, für die Grundlage, und Sprudelwasser für zwischendurch.

Kurze Einführung

„Torf erfahren & erleben“ lautet das Motto dieses Tastings, und lange gefackelt wird da nicht. Gerdesmann, stellvertretender Geschäftsführer bei Meimberg, führt an diesem Freitagabend weder in die Geschichte des Whiskys ein, noch erklärt er die Unterschiede zwischen Malts oder Blends, zwischen Whisky und Whiskey, zwischen Fassstärke und normaler Stärke. Wer Torf erfahren will, der kriegt ihn. Und dass bei diesem Motto gerade auch Spirituosen der schottischen Hebrideninsel Islay auf den Tisch kommen, ist klar. Man ist ja Kenner.

Gerdesmann geht reihum, von Gast zu Gast, zelebriert das Einschenken. Bereitgestellt haben er und seine Kollegin Bettina Matthes so genannte Nosing-Gläser - geschwungen, tulpenähnlich, die bei der Entfaltung der Duftnoten helfen sollen; gewechselt werden die Gläser aber nicht. Sind alle bedient, führt der 31-Jährige kurz in den Whisky ein. Etwa in Caol Ila Moch, gut sieben bis acht Jahre alt, 43 Prozent Alkohol, Flasche für 36,90 Euro; er sei „nicht zu schwer und nicht zu stark, dafür kann er was“, sagt Gerdesmann. Oder der Lagavulin Destillers Edition 1995/2013, 18 Jahre alt, 43 Prozent, 69,90 Euro. Zwar sei die Farbe nicht echt, so der Fachmann, der Whisky aber „verdammt gut“. Um anzufügen: „verdammt gut zu trinken, wenn die Dame des Hauses schlechte Laune hat.“ Die Runde lacht, auch die beiden einzigen Frauen. Einer kommentiert lautstark: „Also immer.“

Im Laufe des Abends, der zwei, drei Stunden dauert, lockert sich die Stimmung stetig. Sieben Whiskys sind es am Ende, und ob der fünfte nun wirklich eine besondere Sherry-Note oder der sechste pflaumig war, ist dann kaum noch feststellbar.

Eine Liste mit den Spirituosen liegt vor den Gästen, und wer mehr über sie erfahren will, fragt Gerdesmann, der sich an den Tischen gern Zeit nimmt für Erklärungen. „Stetig kommen neue Whisky-Varianten auf den Markt und manche verschwinden überraschend“, sagt er da, und diese Varianten kennen zu lernen, sei Sinn der Übung. Deshalb sehe er die regelmäßigen Runden „nicht als Verkaufsveranstaltung, eher als geschmackliche Erlebnisveranstaltung“. Dabei gelte es, „die Begeisterung an dem Produkt Whisky mit anderen Leuten zu teilen“. Wo sonst, fragt er, habe man die Möglichkeit, „Neues aus der Whiskywelt für relativ kleines Geld zu verkosten?“

Dass am Ende des Abends die Zunge bei vielen schwerer ist, der Geldbeutel aber um so leichter, kann Gerdesmann sicherlich verschmerzen: Der Ansturm auf das stets gut sortierte und üppig gefüllte Meimbergsche Whisky-Regal im angrenzenden Verkaufsraum ist zum Abschluss groß.